War diese Anlage je eine Sortieranlage?
Im Industrie-und Gewerbegebiet Delitzsch Südwest am Rande des Werbeliner See´s betreiben die Kreiswerke Delitzsch GmbH eine Abfallsortieranlage mit nachgeschalteter Ersatzbrennstoffherstellung. Dass sich in dieser Anlage diese Arbeitsschritte vollziehen, sagt zumindest der Betreiber.
Nach Angaben der LVZ wurde die Sortieranlage im Jahr 2000 für rund 10 Mio € als erstes Sortierwerk mit angeschlossener Ersatzbrennstoffherstellung in Sachsen errichtet. Es werden Reste aus der DSD-Wertstoffsortierung oder Autoindustrie wie Filze, Kunststoffe und Stoßstangen in dem Betrieb zu 60 Prozent zu Feuerungszusätzen für Großindustrieanlagen weiterverarbeitet. Die Kreiswerke verkünden in der Öffentlichkeit, dass sie damit unter anderem das Zementwerk in Bernburg und das Braunkohlkraftwerk Jentschwalde beliefern.
Der zu verwertende Müll kommt nur zu verschwindend geringen Teilen aus dem Landkreis Delitzsch. Er wird vielmehr aus anderen Kreisen, Bundesländern oder dem Ausland herangefahren. Die anfallenden Restmengen (ein Vielfaches dessen, was der Landkreis an eigenen Müll erzeugt) werden auf der Deponie Sproeda verklappt. Zum Teil wurde der Abfall auch zur Deponie bei Holzweißg gebracht.
Wie die Erfassung und Trennung der Wertstoffe erfolgen soll zeigt dieser Link zu den Kreiswerken Delitzsch. Leider verdeutlicht dieses Schaubild nicht, was mit den 40% der Abfallmenge geschieht, die derzeit lt. Aussage des KWD-Geschäftsführers aus dem Sortierprozedere, als nicht weiter sortierbares Gut, herausfallen.
Aus welchem Grund hat man diesen erheblichen Mengenfluß darin nicht dargestellt? Herr Dr. Buder gibt in der LVZ vom 27.11.2002 an, dass eben diese Menge derzeit noch ungenutzt auf die Deponie gefahren wird. Er brachte weiterhin zum Ausdruck, dass die jetzt noch ungenutzten 40% bald in der von seiner Firma geplanten Müllverbrennungsanlage zum großen Teil in Energie (er meinte sicherlich Elektroenergie) umgewandelt würden.
Die Sortieranlage besitzt eine Jahreskapazität von 150.000 Tonnen. Die besagten 40% Restabfall entsprechen einer Jahresmenge von 60.000 Tonnen. Rechnet man in der Sortieranlage Radefeld mit ebenfalls 40% nicht weiter sortierbaren Abfällen, so erhält man dort eine Restabfallmenge von ungefähr 20.000 Tonnen pro Jahr. In beiden Sortieranlagen wird bundesweit und vermutlich auch europaweit herangeholter Abfall verarbeitet. Allein diese Restmengen ergeben 80.000 Tonnen im Jahr, was eigentlich schon der Jahreskapazität der geplanten Müllverbrennungsanlage entspricht.
Laut Beschlußfassung des Kreistages soll aber in der geplanten Müllverbrennungsanlage, die aus der mechanisch-biologischen Anlage Cröbern kommende heizwertreiche Fraktion verbrannt werden. Dies ist die eigentliche "Pflichtaufgabe", wie vom Landratsamt gebetsmühlenhaft unzählige Male der Bevölkerung weisgemacht wurde.
Der Geschäftsführer der Kreiswerke, Herr Dr. Buder, geht sogar noch einen Schritt weiter.
Er verkündete in der am 16./17. Februar 2002 erschienenen Ausgabe der LVZ, dass die Müllverbrennungsanlage "eher zu klein als überdimensioniert" sei. Im Jahre 2001 hätten seine Kreiswerke 150.000 Tonnen Abfall auf der Deponie Spröda eingelagert. Der Landkreis Delitzsch-Eilenburg hatte zu diesem Zeitpunkt aber nur ca. 22.000 Tonnen andienungspflichtigen Siedlungsabfall.
Im Jahre 2005 und Folgenden wird die Situation, je nach angenommenen Szenario, noch drastischer. Die Landesregierung geht von etwa 12.000 Tonnen andienungspflichtigen Siedlungsabfällen im hiesigen Landkreis aus.
Die öffentlich-rechtliche Zweckvereinbarung zwischen dem Zweckverband Abfallwirtschaft Westsachsen und dem Landkreis Delitzsch ist am 11.12.2002 unterzeichnet worden.
Darin übernimmt der ZAW vom Landkreis Delitzsch die Pflichtaufgabe der nach Abfallablagerungsverordnung vorgeschriebenen Abfallvorbehandlung.
Die Siedlungsabfälle und andienungspflichtigen Gewerbeabfälle des Landkreises sollen ab 2005 zum ZAW nach Cröbern geliefert werden. Gleichermaßen übernimmt der Landkreis vom ZAW die Pflichtaufgabe der nach Abfallablagerungsverordnung vorgeschriebenen thermischen Verwertung der heizwertreichen Fraktion aus der Abfallvorbehandlung. Aus einem Gesamtaufkommen von ungefähr 210.000 Tonnen im Jahr öffentlich-rechtlichen Abfalls entstehen in der vom ZAW in Cröbern geplanten mechanisch-biologischen Anlage ca. 70.000 Tonnen sogenannte heizwertreiche Fraktion pro Jahr.
Im Gewerbe- und Industriegebiet Delitzsch Süd-West wird aber nur eine Anlage mit einer Kapazität von 80.000 Tonnen pro Jahr geplant, wenn man den Äußerungen von Mitarbeitern amtlicher Stellen glauben schenken darf.
Da nun aber Herr Dr. Buder die 40% nicht weiter sortierfähigen Abfälle seiner Sortieranlage in Delitzsch Süd-West und vermutlich die ebenfalls 40% anfallenden Abfälle aus der Sortieranlage Radefeld gleich noch mit verbrennen will, muß eine völlig andere Rechnung aufgemacht werden.
Unser Landkreis benötigt eine viel größere Anlage. Und zwar eine Müllverbrennungsanlage, die mindestens 150.000 Tonnen Jahreskapazität besitzen muß, weil:
rein rechnerisch 150.000 Tonnen pro Jahr ergeben.
Es stellt sich für die Mitglieder unserer Bürgerinitiative Müllverbrennung Delitzsch? - NEIN! die Frage, ob die Kreistagsabgeordneten und Stadträte dieser angehenden Rosenstadt über diesen Sachverhalt informiert sind? Spätestens ab 01.06.2005 wird ohne weitere Ertüchtigung gemäß der TASi (Technische Anleitung Siedlungsabfall) die kreiswerkeeigene Deponie Spröda durch gesetzgeberische Vorgaben schließen müssen. Damit dürfen die genannten 40% Abfälle (etwa 80.000 Tonnen im Jahr) aus den beiden Sortieranlagen nicht mehr auf die Deponie verkippt werden. Diese Beseitigung auf billigste Art wird somit ein jähes Ende finden.
Um die Sortieranlagen weiter betreiben zu können, sind die Kreiswerke auf eine Müllverbrennungsanlage angewiesen. Eine zweite Möglichkeit bestünde in der genannten Ertüchtigung ihrer Deponie nach neuer TASi, welches sich wohl als nicht durchführbar erweisen wird. Als dritte und ebenfalls sehr kostenintensive Möglichkeit kann man die Verbringung dieses Abfalls zu anderen Entsorgern, die eine Müllverbrennungsanlage oder ertüchtigte Deponie besitzen, nennen.