Delitzsch.
Ein Vierteljahr nach dem schweren Brand in der Maschinenhalle nahm am Montag die Abfallsortier- und Ersatzbrennstoffanlage der Kreiswerke Delitzsch GmbH im Industrie- und Gewerbegebiet Delitzsch-Südwest offiziell wieder ihren Betrieb auf. Bis zum Frühjahr 2003 darf das Werk nun rund um die Uhr arbeiten, um seinen Produktionsrückstand aufzuholen, sagte Kreiswerke-Geschäftsführer Dr. Manfred Buder gegenüber LVZ. Denn während die Herstellung der Ersatzbrennstoffe unterbrochen war, konnte ungeachtet der Reparaturarbeiten zumindest die Annahme und Vorsortierung von Gewerbemischabfällen unvermindert weiter gehen. Rund 6000 Tonnen, die jetzt noch zu Feuerungszusätzen verarbeitet werden müssen, lagern derzeit in Hallen vom Hellweg-Baumarkt und auf dem Ziehwerkgelände.
Ein technischer Defekt hatte am 26. August das Feuer ausgelöst. Etwa 100 Feuerwehrleute bekämpften den Brand und hatten ihn nach 50 Minuten unter Kontrolle (LVZ berichtete). Der Schaden belief sich auf etwa eine Million Euro. Unter anderem waren 38 Kilometer Kabel neu zu verlegen, 2100 Quadratmeter Dach neu einzudecken und 225 Meter Förderband zu ersetzen. "Wir haben jetzt sogar eine bessere Anlage" meinte Buder und kündigte noch weitere Investitionen an. Im Gespräch ist derzeit beispielsweise, die Förderbänder, über die sich das Feuer sehr rasch ausbreiten konnte, aus Gründen des verbesserten Brandschutzes noch mit einer "Schaumdusche" auszurüsten.
Von weither, teilweise sogar aus den Niederlanden, lassen die Kreiswerke die energiereichen Abfallreste, die sonst auf Deponien landen würden, nach Delitzsch kommen. Hier war vor zwei Jahren für rund zehn Millionen Euro das erste Sortierwerk mit angeschlossener Ersatzbrennstoffherstellung in Sachsen entstanden. Reste aus der DSD-Wertstoffsortierung oder Autoindustrie wie Filze. Kunststoffe und Stoßstangen werden in dem Betrieb zu 60 Prozent zu Feuerungszusätzen für Großindustrieanlagen weiterverarbeitet. Die Kreiswerke beliefern damit unter an derem das Zementwerk in Bernburg und das Braunkohlkraftwerk Jentschwalde. Die Jahreskapazität liegt bei 150.000 Tonnen. Kreiswerke Chef Buder sieht in den eingesetzten Abfällen wichtige Rohstoffe. "Wenn man einen Goldring fertigt", zieht Buder einen treffenden Vergleich, "entstehen ja auch Abfälle, aber niemand käme auf die Idee. die Goldspäne wegzuschmeißen". Dieses Bewusstsein müsse weiter um sich greifen und sich auch auf alle anderen Formen von Abfällen ausdehnen. In der im Gewerbebiet Südwest von den Kreiswerken geplanten Verbrennungsanlage sieht Buder denn auch einen weiteren Schritt, den Rohstoffkreislauf zu schließen. Dann würden immerhin auch die restlichen 40 Prozent, die jetzt noch ungenutzt von der Abfallsortieranlage auf die Deponie gefahren werden, zu einem Großteil in Energie umgewandelt. Für Vizelandrat Ulrich Fiedler ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. "Nur so können wir wertvolle fossile Brenn stoffe sparen", sagte er zur feierlichen Wiederinbetriehnahme der Kreiswerke-Anlage am Montagnachmittag.
Klaus Staeubert
Ein Vierteljahr nach dem Brand in der Abfallsortieranlage (Foto unten) wurde der Betrieb am Montag feierlich wieder aufgenommen (Foto oben).
Fotos: Manfred Lüttich
LVZ, 27.11.2002