Dunkle Wolken über Abfallsortieranlage
Delitzsch. Ein Brand hat gestern Vormittag den Betrieb in der Abfallsortieranlage der Kreiswerke Delitzsch GmbH im Industrie- und Gewerbegebiet Delitzsch-Südwest lahm gelegt. Eine halbe Stunde lang quoll aus dem Dach eines etwa 50 Meter langen Hallensegmentes dicker schwarzer Rauch, bis Feuerwehren aus Delitzsch, Benndorf, Zschepen und Zschortau den Brand unter Kontrolle hatten. Aufgrund hier früher aufgetretener Probleme bei der Löschwasserversorgung wurde ein Großaufgebot an Feuerwehren in das Sortierwerk beordert. Insgesamt waren gestern 72 Kameraden im Einsatz, sagte Klaus Bechstedt von der Delitzscher Feuerwehr. Diesmal hätte die Wasserversorgung allerdings reibungslos geklappt.
Das Feuer hatte sich während der Frühschicht in der Maschinenhalle entzündet und breitete sich auf einem Transportband rasch aus. Nach Informationen der Polizei war es dort zu einer Verpuffung gekommen, bei der sich zwei Arbeiter verletzt hätten. "Eine definitive Brandursache wissen wir aber noch nicht", sagte Dr. Reinhard Freitag von den Kreiswerken. Ob ein heiß gelaufenes Lager, ein Kurzschluss in einem Motor oder etwas anderes das Feuer auslöste, sollen jetzt Brandursachenermittler aufklären. Auch zur Schadenshöhe machte Freitag gestern Nachmittag noch keine Angaben. Nach Ansicht von Bechstedt ist die Transportbandanlage nahezu komplett zerstört. Die brennenden Gummiteile hätten den Rauch, der in Richtung Neukyhna abzog, stark verdunkelt. Eine Gefahr für die Gesundheit durch die freigesetzten Dämpfe ging davon nach Auffassung von Bechstedt allerdings nur unmittelbar am Brandort aus. Unklar blieb gestern ebenso, wie lange die Produktion in dem Sortierwerk stillstehen wird. "Wir müssen erst die Statik der Halle überprüfen lassen", sagte Freitag. Die Gutachter werden heute erwartet. Auf weitere Hallenteile konnte das Feuer nicht übergreifen, da sich rechtzeitig die Brandschutzschotten schlossen.
Wie in jeder Woche war erst am vergangenen Sonnabend die Sortieranlage einer Wartung unterzogen worden. "Dabei wurden keinerlei Mängel festgestellt", erklärte Kreiswerkechef Dr. Manfred Buder. Die Sortieranlage war vor zwei Jahren als erste ihrer Art in Sachsen errichtet worden. In ihr werden Gewerbemischabfälle wie Teppichreste, Plaste und Autoteile, Sperrmüll und Baustellenabfälle sortiert und deren heizwertreiche Bestandteile zu so genannten Ersatzbrennstoffen weiterverarbeitet. Diese kommen in Industriefeuerungsanlagen, Zement- und Großkraftwerken zum Einsatz. Erst vor einigen Wochen brannte in dem Betrieb ein Container mit Sortierabfällen. Die Polizei sprach damals von einer Selbstentzündung.
Klaus Staeubert
LVZ-Online, 27. August 2002