Müllkonzept unter Dach und Fach
Delitzsch. Ab Sommer 2005 kommt Delitzscher Müll nach Leipzig. Diese Entscheidung hatte Ende November schon der Kreistag getroffen. Genau zwei Wochen später ist das Abfallentsorgungskonzept nun unter Dach und Fach. Gestern unterzeichneten Landrat Michael Czupalla und der Vorsitzende des Abfallzweckverbandes Westsachsen, Holger Tschense, einen entsprechenden Vertrag. Danach werden ab Mitte 2005 sämtliche kommunal entsorgungspflichtigen Siedlungs- und Gewerbeabfälle aus dem Kreis Delitzsch - jährlich 30.000 Tonnen - in einer mechanisch-biologischen Anlage (MBA) auf der Zentraldeponie Cröbern bei Leipzig vorbehandelt. Während der dabei entstehende deponiefähige Abfall gleich an Ort und Stelle eingebaut wird, fahren Lastwagen das restliche Drittel, eine heizwertreiche Fraktion, nach Delitzsch zurück. Diese wird dann in einer von der Kreiswerke Delitzsch GmbH noch zu bauenden Anlage verbrannt, ein Prozess, bei dem Elektro- und Wärmeenergie freigesetzt werden. Die hierbei anfallenden Schlackereste gehen nach Cröbern zurück und werden dort schließlich deponiert.
Geschlossener Abfallkreislauf
"Wir haben damit einen geschlossenen Ring", lobte Landrat Czupalla das Abfallentsorgungskonzept, an dem Verwaltung und Parlament fast zwei Jahre lang feilten. Auch Tschense zeigte sich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Die Zusammenarbeit von Zweckverband und Landkreis Delitzsch gestalte sich für beide Seiten vorteilhaft, da "mit mehr Menge niedrigere spezifische Kosten zu erzielen sind." Die MBA in Cröbern, für die noch bis Ende Januar das Ausschreibungsverfahren läuft, wird eine Jahreskapazität von 300.000 Tonnen haben. Neben Delitzsch werden alle Städte und Kommunen im Verbandsgebiet Westsachsen (Stadt Leipzig, Landkreis Leipziger Land und Muldentalkreis) die Anlage beliefern. Derzeit liefen noch Verhandlungen mit einem weiteren möglichen Partner, dem Abfallverband Nordsachsen (Landkreise Torgau-Oschatz und Döbeln). Mit dem Baubeginn fur die Anlage rechnet Tschense im zweiten Halbjahr 2003, Ende 2004 könnte sie dann bereits in Probebetrieb gehen.
Mitte 2003 soll auch der Anbieter für die Müllverbrennungsanlage (MVA) gefunden sein. Das Grundstück im Gewerbegebiet Delitzsch-Südwest haben die Kreiswerke indessen optioniert (LVZ berichtete). In der MVA dürfen aber höchstens 80.000 Tonnen Müll verbrannt werden. So hatte es der Kreistag beschlossen. Dass er die bei der Vorbehandlung darüber hinaus gehende Menge an Verbrennungsmaterial auch los wird, dessen ist sich Tschense sicher. "Die Firmen reißen sich darum", so der Verbandschef.
Müllgebühren werden steigen
Als maximale Obergrenze bei den Abfallbehandlungskosten hat der Delitzscher Kreistag 105 € pro Tonne festgelegt. Ob man noch darunter bleiben kann, hängt vom Ergebnis der Ausschreibungsverfahren ab, erklärte Vize-Landrat Ulrich Fiedler auf LVZ-Anfrage. Sicher ist heute allerdings eines schon: Die Müllentsorgung wird teurer. Im Kreis Delitzsch rechnet Fiedler mit einer Gebührensteigerung um bis zu 30 Prozent. Die Ursache dafür sehen Tschense und Fiedler in der Gesetzgebung. Denn anders als heute darf ab 2005 kein Siedlungsabfall mehr unbehandelt vergraben werden. Für Spröda, die einzige Hausmülldeponie im Kreis Delitzsch, bedeutet dies unweigerlich das Aus.
K. Staeubert
LVZ-Online, 12.12.2002