Der Brand auf der Deponie Spröda am 24.10.2004 ist bereits von Delitzsch aus gut sichtbar Brand auf der Deponie Spröda am 24.10.2004 von dem Ort Spröda aus gesehen Vor Beginn der Löscharbeiten steigt schwarzer Qualm auf Brand auf der Deponie Spröda am 24.10.2004 - Die Einsatzkräfte dringen zum Brandherd vor Schadstoffe entstehen als chemische Folgereaktion beim löschen und werden freigesetzt Brand auf der Deponie Spröda am 24.10.2004 - Einsatzkräfte beim löschen Brand auf der Deponie Spröda am 24.10.2004 - Einsatzkräfte beim löschen Brand auf der Deponie Spröda am 24.10.2004 - Einsatzkräfte beim löschen

Brand auf der Deponie Spröda - 24.10.2004

In Ermangelung von konkreten Analysenergebnissen bezüglich der Brandfolgen sehen wir uns gezwungen, relevante Schlussfolgerungen hierzu aus den Erkenntnissen darzustellen, die aus Fotodokumentationen und Filmaufnahmen zum Deponiebrand resultierten. Diese Dokumente sind gut geeignet, die visuellen Eindrücke mit Analogien, die aus vergleichbaren anderen Brandvorgängen bzw. Brandfolgen resultierten, kommentieren zu können.

Die nachfolgende Kurzbetrachtung soll dazu dienen, aus chemischer Sicht die optischen Eindrücke der repräsentativ ausgewählten Fotos zu interpretieren.

Die deponierten Kunststoffe sind keinesfalls einheitlich. Sie bestehen offensichtlich aus zahlreichen verschiedenen Sorten mit unterschiedlichen Polymer- bzw. Copolymerstrukturen, die wiederum durch zahlreiche Inhaltsstoffe (Weichmacher, Stabilisatoren, Pigmente, usw.) dem jeweiligen Verwendungszweck angepasst worden sind. Darüberhinaus sind die Kunststoffe durch äußerlich aufgebrachte Farben und Etiketten zusätzlich mit Haftvermittlern, Farbstoffen usw. versehen.
Dieser „Chemikaliencocktail“ muß im Falle eines Brandes zu außerordentlich komplexen Reaktionen mit gravierenden Folgen führen.

Brand auf der Deponie Spröda am 24.10.2004
Brand auf der Deponie Spröda am 24.10.2004
Brand auf der Deponie Spröda am 24.10.2004
Brand auf der Deponie Spröda am 24.10.2004
Bilder 1-4: Schwarzer Rauch, während des Brandes n Srpröda am 24.10.2004

Schwarzer Rauch, der insbesondere vor Beginn der Löscharbeiten zu beobachten war, resultiert aus allen möglichen Pyrolyse-, Spalt- und Umlagerungsstoffen, die durch die Verbrennung zwangsläufig entstehen müssen. Diese Verbindungen sind vorrangig am, beim Brand entstehenden (schwarzen) Kohlenstoff (Ruß), gebunden. Dieser Ruß entsteht insbesondere beim Verbrennen von organischen Stoffen (vor allem Polymere/Copolymere mit aromatischen Grundstrukturen).
Darüberhinaus werden natürlich weitere zahlreiche gasförmige Schadstoffe eigenständig und/oder mit Hilfe von Wind, Wasserdampf, CO2, CO, Staub usw. als Aerosole gemeinsam mit dem Rauch weiträumig verteilt.

Schadstoffe entstehen als chemische Folgereaktion beim löschen und werden freigesetzt
Brand auf der Deponie Spröda am 24.10.2004
Brand auf der Deponie Spröda am 24.10.2004
Brand auf der Deponie Spröda am 24.10.2004
Bilder 5-8: Weiß-gelber Rauch während der Löscharbeiten

Im Zuge der Löscharbeiten mittels Schaum-Wasser-Gemischen werden die Staub- und Rußteile sehr effektiv niedergeschlagen, so dass die schwarze Rauchfarbe verschwinden muß. Trotzdem treten weiterhin Schadstoffe in die Atmosphäre über, die einerseits aus Pyrolyseprodukten bzw. aus Folgereaktionsprodukte bestehen, die durch Umsetzungsreaktionen mit dem Schaum-/Löschwasser bei erhöhten Temperaturen gebildet werden (z.B. Aldehyde, Karbonsäuren, usw.).
Bei der Pyrolyse von halogenhaltigen Kunststoffen (vor allem PVC) entstehen äußerst bedenkliche Verbindungen (Dioxine/Furane, kanzerogene und giftige Monomere wie z.B. Vinylchlorid und Perfiuorverbindungen, Chlor und Chlorabkömmlinge, Salzsäure, Flourwasserstoff usw.), die als heller Rauch weiträumig verteilt werden.
Selbstverständlich werden parallel immer auch Schwefeloxide (SO2 und SO3) sowie nitrose Gase (NOx) emittiert, wobei NO2 zur braunen Rauchfarbe beiträgt.

In diesem Zusammenhang muß darauf hingewiesen werden, dass sehr viele gefährliche Gase farblos und z.T. auch zusätzlich geruchlos sind. Diese nichtsichtbaren Rauchanteile wie z.B. Blausäure (HCN), Kohlenmonoxid (CO), Schwefelwasserstoff (H2S), Perfiuorisobuten sind oft besonders heimtückisch in ihrer Wirkung.

Sandersdorf, den 11.11.2004

Diplomchemiker Sieghard Weck


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