Einwandfreie Qualität bescheinigt

Bodenproben gestern ausgewertet / Kyhnaer Spargelbauer kämpft weiter um seine Großabnehmer

Von Frank Pfütze

Kyhna. Das Erwartete ist eingetreten. Der Kyhnaer Spargel erhielt gestern „außerplanmäßig“ ein erneutes Gütesiegel aufgedrückt. Der Landtagsabgeordnete Johannes Lichdi (Bündnis 90/Die Grünen) hatte die Spargelfelder mit der fünf Kilometer entfernt liegenden Abfallbehandlungsanlage Pohritzsch in Verbindung gebracht (wir berichteten). Er äußerte „ernstzunehmende Gefahren“ und forderte Kontrollen des Bodens. Im Ergebnis kündigten Großabnehmer die Lieferverträge mit Kyhna. Seit Mittwoch liegen die Bodenproben, die auf den Spargelfeldern genommen wurden, vor. Ergebnis: Der Kyhna Spargel ist einwandfrei. Der Boden übrigens auch.

Wolfram Doerffel vom UIS Umweltinstitut Synlab aus Leipzig nahm am Montag auf einem Lissaer Spargelfeld Bodenproben. Es wurde Erde in zwei, zehn, 30 und 60 Zentimetern Tiefe entnommen. Seit gestern liegen die Ergebnisse vor.

Foto: Manfred Lüttich

Gestern Nachmittag erhielt der Kyhnaer Spargelhof die offiziellen Ergebnisse vom UIS Umweltinstitut Synlab aus Leipzig. Das Labor informierte die Geschäftsführung gegen 17 Uhr. „Alles in bester Ordnung“, fasste der Geschäftsführer des Kyhnaer Unternehmens, Werner Bayer, die Auswertung zusammen. Er sei weder erleichtert, noch überrascht. „Ich habe mit keinem anderen Ergebnis gerechnet. Unser Spargel unterliegt ständigen und intensiven Überprüfungen, bisher immer ohne Auffälligkeiten. Es gab keinen Grund anzunehmen, dass das dieses Mal anders ist“, so Bayer, der derweil weiter um seine Großkunden kämpfen muss. Die Kundschaft um den Betrieb herum hält zur Stange, dort gibt es keine Abbrüche. Der Verkauf an den Ständen laufe ebenfalls zufriedenstellend. Der Spargelhof hatte aber auch Großabnehmer, von denen er vor allem lebte. Und die halten sich momentan mit neuerlichen Lieferanfragen noch zurück.

Die Freiland-Saison beginnt Mitte April und geht bis Ende Juni. In den Gewächshäusern ernten die Mitarbeiter von Ende März bis Ende April. Durchschnittlich beschäftigt die Firma in Verkauf und Vermarktung 80 Mitarbeiter. Hinzu kommen 150 Saisonarbeitskräfte. Nach dem Debakel mit den Großabnehmern musste Bayer am vergangenen Wochenende 42 Leute beurlauben. „Bevor die Großabnehmer nicht wieder aufspringen, kann ich daran nichts ändern. Die Wertschöpfung, die ich über andere Kanäle erziele, ist bei Weitem nicht so groß wie die bei den Endkunden“, sagte der Spargelbauer. Eine Supermarkt-Kette nimmt inzwischen wieder im vollen Umfang ab. Mit dem Landratsamt ist Bayer ständig in Kontakt, um die alten Absatzstrukturen wieder auf die Beine zu stellen. Bayer: „Die wachsen nicht von heute auf morgen. Das ist ein Prozess, der über Jahre gereift ist.

Lichdi will das jetzt alles nicht so gesagt und gemeint haben. Der Grünen-Politiker fühlt sich falsch wiedergegeben und berief sich gestern auf Aus- sagen von Umweltminister Frank Kupfer (CDU) und des Landratsamtes Nordsachsen.

Bayer hat seine eigene Meinung dazu: „Fakt ist, dass ich auf Grund eines Artikels in einer Boulevard-Zeitung, die sich auf Herrn Lichdi beruft, in diese wirtschaftliche Krise gestürzt wurde. Sonnabendfrüh erschien die Zeitung, bis Nachmittag waren sämtliche wichtigen Verträge gekündigt.

Noch immer arbeitet der Unternehmer mit Hochdruck daran, die alten Vertragspartner wieder ins Boot zu holen. Die Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landkreises Nordsachsen, Uta Schladitz, und Landrat Michael Czupalla (CDU) haben die Angelegenheit zur Chefsache erklärt und sind ebenfalls mit den Entscheidungsträgern der Supermarkt-Ketten in Kontakt, um sie vom Kyhnaer Qualitätsprodukt zu überzeugen.

Leipziger Volkszeitung, Delitzsch-Eilenburg – LOKALES, Seite 17, 14.05.2009



INTERVIEW


Ich würde ohne Bedenken Kyhnaer Spargel essen

Johannes Lichdi

Kyhna/Dresden. Der Landtagsabgeordnete Johannes Lichdi (Bünd- nis 90/Die Grünen) löste die Krise in Kyhna aus. Die Kreiszeitung sprach mit dem Grünen-Politiker.

Frage: Von welchen Grenzwertüberschreitungen haben Sie Kenntnis, die ein solches Vorpreschen rechtfertigen?

Johannes Lichdi: Ich habe zu keinem Zeitpunkt behauptet, dass der Kyhnaer Spargel mit Schwermetallen oder anderen Schadstoffen belastet ist. Die Vermengung der Probleme in Pohritzsch und Kyhna ist völlig unzulässig. Die Untersuchungen des Landesamtes für Umwelt haben erhöhte Kadmium- und Blei-Belastungen im Boden rund um die Anlage der SDR Biotec GmbH in Pohritzsch erwiesen.

Was möchten Sie den 42 Mitarbeitern des Spargelhofes sagen, die nach Ihrer Pressemitteilung beurlaubt werden mussten?

Ich bedauere zutiefst die Beurlaubung der Mitarbeiter des Spargelhofs und hoffe, dass sie ihre Arbeit bald wieder aufnehmen können. Ich habe nie eine Pressemitteilung zum Spargelhof in Kyhna gemacht. Das ist eine Falschmeldung. Leider wird hier eine Kampagne auf dem Rücken der Spargelbauern ausgetragen. Und Umweltminister Kupfer, Landrat Czupalla und die SPD-Landtagsabgeordnete Deicke beteiligen sich wider besseren Wissens daran. Offensichtlich soll von den Bodenbelastungen im unmittelbaren Umfeld abgelenkt werden. Minister Kupfer unterschreibt im Landtag, dass es Bodenbelastungen in Pohritzsch gibt und will davon vor Ort nichts mehr wissen. Landrat Czupalla hat seine Umweltauflagen gegen Biotec von Ende April mit diesen offiziellen Minister-Aussagen begründet.

Alle Bodenproben, die bisher in und um Pohritzsch genommen wurden, waren negativ. Es gab nicht eine einzige Überschreitung von Grenzwerten, schon gar nicht von Blei oder Kadmium. Ist es da nicht Augenwischerei, wenn Sie jetzt von erhöhten Werten sprechen?

Minister Kupfer hat mir in einem amtlichen Schreiben die Überschreitungen der Grenzwerte für Blei sowie Kadmium für den Zeitraum vom 8. September 2008 bis zum 5. März bestätigt. (Anm. d. Red.: Lichdi bezieht sich auf Luftwerte und geht auf den Boden in seiner Antwort gar nicht ein.)

Was empfehlen Sie den Großabnehmern des Spargelhofes?

Ich freue mich, dass die ersten Großabnehmer den Bezug des Spargels wieder aufgenommen haben. Ich würde ohne Bedenken Kyhnaer Spargel essen.

Interview: Frank Pfütze

Leipziger Volkszeitung, Delitzsch-Eilenburg – LOKALES, Seite 17, 14.05.2009


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