Kyhnaer Spargelhof droht der Ruin

Nach erneuten Grünen-Vorwürfen: Supermarkt-Ketten kündigen Lieferverträge

Pohritzsch (pfü). Das Theater um die Abfallbehandlungsanlage in Pohritzsch hat am Wochenende ein neues Ausmaß angenommen. Nach erneuten Vorwürfen des Landtagsabgeordneten Johannes Lichdi (Bündnis 90/Die Grünen) gegen die Firma SDR Biotec steht nun der Spargelhof in Kyhna am Rande des Ruins.

Nach Lichdis jüngster Pressemitteilung und entsprechenden Veröffentlichungen in den Medien kündigten mehrere Supermarkt-Ketten die Lieferverträge mit dem nordsächsischen Spargel-Produzenten. Dessen Geschäftsführer Werner Bayer musste 42 Mitarbeiter von der Arbeit freistellen – und zeigte dennoch Verständnis dafür, dass die Großabnehmer so sensibel reagieren, weil es sich um Lebensmittel handelt, „obwohl Kyhnaer Spargel zertifiziert und streng kontrolliert wird. Er ist makellos, ein Qualitätprodukt.“ Seine Firma sei nun massiv gefährdet, „weil haltlose Behauptungen in die Welt gesetzt werden“. Die Ernte werde trotzdem weiter eingebracht. „Aber wenn die Vermarktung nicht schnell wieder auf Touren kommt, nimmt das Ganze ein böses Ende“, sagte Bayer.

Kreis-Umweltdezernent Ulrich Fiedler (SPD) sprach gestern von einer „Frechheit“, weil mit aus dem Zusammenhang gerissenen, unbegründeten Behauptungen Arbeitsplätze gefährdet würden. „Kyhnaer Spargel kann völlig bedenkenlos konsumiert werden. Ich esse ihn selber gern“, betonte Fiedler. Das Landratsamt hatte Anfang des Jahres in der Tat gewarnt, „vorerst auf den Verzehr von Wintergemüse zu verzichten“ – damals eine reine Vorsichtsmaßnahme. Der vom Zschepener Landwirt Dietmar Mieth geführte Verein Sauberes Delitzscher Land und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatten seinerzeit behauptet, dass der Boden in Pohritzsch, wo die Biotec-Anlage steht, verseucht sei. Die DUH führte erhöhte Werte für Kadmium und Blei an und löste damit einen Proben-Marathon aus. Zwei unabhängig voneinander arbeitende Prüflabore schickten ein Großaufgebot an Ingenieuren in den Ort. Das Ergebnis fiel für Biotec erfreulich aus, denn es wurde festgestellt, dass beim Boden in Pohritzsch keine Grenzwert-Verletzungen zu beklagen seien (wir berichteten). Die seit Jahren durchgeführten strengen Kontrollen wurden somit bestätigt. Die DUH und Mieth fanden in Lichdi jedoch ein Sprachrohr im sächsischen Landtag. Biotec-Geschäftsführer Jörg Schmidt war am Sonntag einmal mehr bedient. „Es gibt keinen Skandal. Der Obsthof Pohritzsch, der Kyhnaer Spargelbauer und wir beschäftigen insgesamt mehr als 500 Leute. Die Landesregierung muss sich jetzt kümmern. Solchen Leuten wie Lichdi muss das Handwerk gelegt werden. Er ist Auslöser dieser Lügen. Alle Bodenproben waren negativ. Das müsste auch Umweltminister Frank Kupfer wissen. Sein Ministerium hat sie schließlich durchgeführt“, stellte er klar.

Leipziger Volkszeitung, Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung - Titelseite, 11.05.2009


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