„Wiederbelebung der Verwegenheit“Landrat Michael Czupalla spricht auf dem Neujahrsempfang des Landkreises vor über 400 GästenVon Frank PfützeKreisgebiet. Landrat Michael Czupalla (CDU) begrüßte gestern Abend über 400 Gäste zum Neujahrsempfang des Landkreises Nordsachsen. Die erlebten im Saal des Bad Dübener Heide Spa eine emotionale Ansprache des Kreischefs, in der er zu mehr Mut, Ehrlichkeit und Optimismus aufrief. Es war der erste Empfang des Landkreises, den der CDU-Politiker, seit 1990 im Amt, gab. Bisher lud er im Januar ausschließlich zu Empfängen seiner Partei ein. Czupalla sprach von Veränderungen, in denen sich der Freistaat befindet. Um sich diesen Herausforderungen auf allen Verwaltungsebenen zu stellen, habe der Sächsische Landtag die Funktional- und Kreisreform verabschiedet. Der Landkreis Nordsachsen wurde gebildet. Umfangreiche Aufgaben des Staates, im Wesentlichen aus den Bereichen Arbeitsschutz, Familie und Soziales, Forstwirtschaft, Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft, Schule, Straßenbau und Straßenverkehr, Umwelt und Vermessung wurden auf die Landkreise und kreisfreien Städte übertragen. Der Landrat, der die Reform als geglückt bezeichnete, dankte allen, die geholfen haben. Vor allem den beiden Arbeitsgruppen der ehemaligen Landkreise, den Fraktionen des Kreistages, den Oberbürgermeistern, Bürgermeistern und Bürgermeisterinnen. Er dankte aber auch denen besonders, die unermüdlich ehrenamtlich für das gesellschaftliche Leben im Landkreis Nordsachsen wirken. Priorität hat in diesem die Erarbeitung und Gestaltung eines ausgeglichenen Kreishaushaltes. Beim Empfang wurde ein Unkostenbeitrag in Höhe von fünf Euro von den Gästen kassiert. Die Gesamtkosten für den Empfang schätzte Czupalla auf 4000 Euro. Diese Summe wird mit den Unkostenbeiträgen gedeckt und von Sponsoren aufgebracht. Aus der Kreiskasse, so Czupalla, werde für den Neujahrsempfang nichts entnommen. Czupalla blickte in die Portemonnaies der Nordsachsen: „Wenn der Staat den Menschen mit Steuern und Abgaben immer mehr von ihrem Eigentum nimmt, nimmt er ihnen die Chance zur Bildung von Eigentum und damit die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen. Wer sich um seine finanzielle Sicherheit sorgt, der spendet nicht, der spart. Wem von einem Job zu wenig Netto bleibt, der hat keine Zeit für ehrenamtliches Engagement.“ Deshalb sei eine Wirtschafts- und Steuerpolitik wichtig, die nicht von Tagesflickwerk und Umverteilungsfantasien bestimmt wird. Der Handwerksmeister, die selbstständige Architektin oder mittelständische Unternehmer hätten ein anderes Verantwortungsbewusstsein für die Region als anonyme Großkonzerne. Czupalla: „Deshalb müssen wir aufhören, selbstständigen Mittelständlern oder Handwerkern ständig mit neuer Bürokratie und Steuern das Weitermachen zu erschweren.“ Nur noch jeder dritte Deutsche blicke hoffnungsvoll in das neue Jahr. 28 Prozent hätten Befürchtungen, 30 Prozent seien skeptisch. Der Landrat ermutigte, der Weltuntergangsstimmung keinen Platz einzuräumen und überraschte mit einer guten Nachricht: Deutschland hat den besten Ruf unter allen Nationen der Erde. Das ergab eine Umfrage in 20 Industriestaaten und Entwicklungsländern. Frankreich, Großbritannien, Kanada und Japan folgen. Die USA liegen nur auf Platz sieben. Experten einer Gesellschaft für Konsumforschung haben untersucht, wie ein Land weltweit wahrgenommen wird. Im Blickpunkt standen die Kategorien Kultur, Menschen, Export, Einwanderung und Tourismus. Czupalla: „Als stolzer Staatsbürger kämpfe ich für ein selbstbewusstes Europa. Und dafür brauchen wir eine rege Beteiligung an allen Wahlen.“ Er freue sich, dass der Oberbegriff Heimat eine Renaissance erlebt, gerade unter jungen Menschen. Die Nordsachsen fühlen sich noch immer zuerst als Leipziger, als Torgauer, als Oschatzer, Eilenburger, Delitzscher oder Schkeuditzer, sie fühlen sich als Sachsen und sie fühlen sich als Deutsche und zuletzt als Europäer. Junge Bands singen auf deutsch von ihrer Herkunft; Schüler bekennen sich in Schriftzügen auf T-Shirts zu unserem Landkreis, zu unseren Städten. Für 2009 wünschte Czupalla „Optimismus und ein wenig mehr Wiederbelebung der Verwegenheit. Die Zukunft soll man nicht voraus ahnen wollen, sondern möglichst gestalten.“ Leipziger Volkszeitung, DELITZSCH LOKALES, Seite 17, 21.01.2009 |