S.D.R. Biotec will erweitern – Anwohner haben EinwändeGestern emotionaler Erörterungstermin im Genehmigungsverfahren in KyhnaKyhna (dw). Das 1990 in Pohritzsch gegründete Unternehmen S.D.R. Biotec Verfahrenstechnik GmbH beabsichtigt, die derzeitige Anlagenkapazität von 160.000 Tonnen auf 200.000 Tonnen zu erweitern (wir berichteten). Dafür benötigt es die immissionsrechtliche Genehmigung. Gestern gab es den zum Verfahren gehörenden Erörterungstermin, bei dem die Einwendungen von 90 Bürgern diskutiert wurden. Betroffene kamen ebenso zu Wort wie die Antragstellerin und die Behörden. Dieter Glimpel, Sachgebietsleiter Immission im Landratsamt Nordsachsen, leitete die Veranstaltung, die wegen des zu erwartenden Bürgerzuspruchs in die Kyhnaer Turnhalle verlegt wurde. Doch nur ein Bruchteil jener, die sich mit ihren Einwänden gegen die Kapazitätserweiterung aussprachen, kamen. Die Pohritzscherin Brit Gronau – sie ergriff gestern mehrfach das Wort – wusste warum: „Einen Erörterungstermin für diesen Tag und zu dieser Zeit festzulegen, ist unmöglich. 90 Prozent der Leute, die gern dabei gewesen wären, haben einen Job und sind zum Glück in Arbeit. Ich habe einen Tag Urlaub genommen.“ Sie sieht durch das Unternehmen Biotec schon länger „Leib und Leben“ ihrer Kinder gefährdet und führte dafür eine ganze Reihe von Argumenten an, die im Laufe des Erörterungstermins gehört und auch behandelt wurden und sich besonders in den Tagesordnungspunkten Lärm-, Staub- und Verkehrsbelastung wiederfanden. Die Beziehung zwischen dem ortsansässigen Unternehmen, das sich der Abfallbehandlung insbesondere der Behandlung der Rückstände aus Müllverbrennungsanlagen widmet, und den Anwohnern ist bereits seit Jahren mal mehr mal weniger stark belastet. Auch Betriebsbesichtigungen durch interessierte Bürger konnten bestehende Konflikte nicht ausräumen. Die von Lärm-, Staubund Verkehrsbelastungen betroffenen Pohritzscher werfen dem Unternehmen insgeheim vor, die anfängliche Anlagenkapazität von einst 100.000 Tonnen „klamm heimlich“ auf 160.000 Tonnen erweitert zu haben. Gegen die Heimlichtuerei verwahrte sich Biotec-Geschäftsführer Jörg Schmidt energisch: „Alle Erweiterungen sind grundsätzlich auf der Grundlage des Bundes-Immissionsschutzgesetzes angezeigt und durch die Behörde geprüft worden. Der Gesetzgeber legt fest, wie das Verfahren abläuft.“ Im Übrigen entsorge Biotec Rückstände, die bei der Verbrennung auch von Pohritzscher Hausmüll anfallen. Das Unternehmen, so machte Schmidt deutlich, habe stets versucht, die vorgegebenen Grenzwerte bei Immissionen (Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen, Licht, Wärme, Strahlen und ähnliche Erscheinungen, die auf Menschen, Tiere, Pflanzen, den Boden, das Wasser, die Atmosphäre sowie Kultur- und sonstige Sachgüter einwirken) auch in kritischen Situationen zu unterschreiten. „Als wir vor zehn Jahren hier herzogen, war Biotec noch ein kleines Unternehmen und nur wenig zu bemerken. Mit der Kapazitätserhöhung ist der Lärm aber nicht mehr ertragbar“, erwiderte Gronau auf Schmidts Feststellung. Leipziger Volkszeitung, DELITZSCH und UMGEBUNG, Seite 17, 14.01.2009 |