Clinch mit Entsorgungsbetrieb geht in nächste RundeNeukyhna. Ein bisschen wie im Regen stehen gelassen, fühlten sich Sigrid Berger und Birgit Bayreuther aus Pohritzsch als sie am Donnerstag gegen 22:15 Uhr als sie die Gemeinderatssitzung von Neukyhna unverrichteter Dinge verließen. Dort hofften sie eigentlich, ihre Differenzen mit dem Unternehmen S.D.R. Biotec klären zu können. Schon in der Ratssitzung vor der Sommerpause hatten die beiden Frauen mit weiteren Leidensgefährten Vorwürfe gegen Biotec erhoben. 2000 beziehungsweise 1997 zogen die Familien Berger und Bayreuther ins neue Pohritzscher Wohngebiet, das an das ausgewiesen Gewerbegebiet angrenzt, auf dem sich die Biotec-Anlagen befinden. In den zurückliegenden Monaten seien die Belästigungen durch den Betrieb auffallend angewachsen, sagte Sigrid Berger. Vor allem die Lkw-Transporte, die Biotec beliefern und die vor ihren Häsern vorbeirollen, sowie die Geräusche, die beim Umpumpen aus den Tanklastzügen in die Silos entstehen, nerven die Anwohner. Zudem werden Straßen verschmutzt und Bordsteinkanten zerfahren. Nicht selten führen Laster auch schneller als erlaubt. „Bis zu 60 Laster fahren täglich an unserer Haustür vorbei“ berichtete Birgit Bayreuther. „Eine Zahl die nicht richtig ist“, entgegnete Biotec-Geschäftsführer Jörg Schmidt, der ebenso die anderen Vorwürfe von sich wies. Als Betrieb der Abfallentsorgung unterliegt S.D.R. der besonderen Kontrolle der Behörden. Seine Firma unternehme alles, um Belästigungen so gering wie möglich zu halten und tue dabei mehr als gesetzlich gefordert, sagte er. Davon könnte sich jeder auf dem Biotec-Gelände überzeugen. Dass sein Betrieb rechtskonform arbeitet, das liese sich mit Gutachten und anderen offiziellen Nachweisen belegen. „Wir sind für Transparenz, doch leider wird das von den Bürgern kaum angenommen. Und wenn doch einmal Missstände auftreten, bitte ich mich zeitnah zu informieren, damit ich sofort reagieren kann“,so Schmidt. Wegen der Bürgerbeschwerden war er vom Gemeinderat zur September-Sitzung gebeten worden. Während der Geschäftsmann in einem in der Tagesordnung ausgwiesenen Punkt rund anderthalb Stunden Zeit hatte, sein Untenehmen umfänglich vorzustellen und auf die im Juli erhobenen Vorwürfe einzugehen, blieb den Pohritzscher Frauen nur die Bürgerfragestunde. Polemik ist dort laut Geschäftsordnung nicht vorgesehen. „Das würde den Rahmen sprengen“, beendete Bürgermeisterin Christine Lösch (CDU) die Diskussion. Diese ist nun auf den 18. Oktober verschoben, wenn um 18 Uhr der Gemeinderat das Unternehmen Biotec besichtigen wird. Dazu lud der Geschäftsführer auch Einwohner ein, die sich daür interessieren. Etwas schafften die Pohritzscher Frauen damit doch. Sie ließen am Tisch der Gemeinderäte Fotos kursieren, die belegen, dass Ihre Vorwürfe keine Hirngespinste sind. „Diese Bilder hätte ich gern in den Händen gehabt“, bemerkte Schmidt und wünschte sich mehr Kooperationsbereitschaft. „Rechtlich ist Biotec zu flicken. Es ist nur schade, dass dabei die Interessen der Bürger hinten angestellt werden. Da hilft wohl nur eine Bürgerinitiative“, will Birgit Bayreuther weiter kämpfen. Thomas Steingen
Leipziger Volkszeitung, Delitzsch und Umgebung, 22./23.09.2007 |