Dietmar Mieth: „Noch halten sie still

Bürgerverein Sauberes Delitzsch installiert Rundtischgespräch / Resonanz mit zehn Teilnehmern zunächst verhalten

Von Ditmar Wohlgemuth
Sieghard Weck, Rainhard Krieger und Dietmar Mieth

Die Initiatoren des Rundtischgespräches im Delitzscher Bürgerhaus: Sieghard Weck, Rainhard Krieger und Dietmar Mieth (von links).

Foto: rem

Delitzsch. Zu einem Rundtischgespräch lud am Freitagabend der Bürgerverein Sauberes Delitzsch in das Bürgerhaus von Delitzsch ein. Vereinsmitglied Dietmar Mieth hatte die Idee zu diesem Treffen, das Raimund Krieger moderierte und Sieghard Weck mit Sachkenntnis ergänzte. An einem runden Tisch nahmen die zehn Gäste, nur die waren der Einladung gefolgt, nicht Platz. Ebenso unrund lief dann auch die Veranstaltung, was sicher nicht nur an dem fehlenden Möbel und an der weitgefächerten Thematik lag. Es ging um die Analyse der Situation im Landkreis und um die kommunalen Betriebe.

Gut 55 Minuten gönnten sich die Männer im Podium, um im Monolog zu erklären, was ihnen unter den Nägeln brennt und was sie auf einer prall gefüllten Homepage, einem Internetauftritt des Vereins, mit allerhand Dokumenten belegen wollen. Erst danach hatten die Gäste Gelegenheit, sich zu äußern. „Inzwischen sind weit mehr als 1000 Seiten zusammengekommen“, erklärte Mieth. „Es ist, zugegeben, sehr viel Text, doch der Sachverhalt lässt sich nunmal nicht in drei Sätzen darstellen“, versuchte Krieger die Fülle an Material zu verteidigen. „Für viele Menschen sind das böhmische Dörfer, viele verstehen das nicht“, teilte Doris Mehnert mit. Trotzdem müssten die Leute aufgerüttelt werden und das noch vor dem Wahlkampf. Sie regte Proteste vor dem Rathaus und der Landkreisverwaltung an.

Zugleich griff Mieth ein Thema, die Ersatzbrennstoffproduktion durch die Kreiswerke Delitzsch (KWD), auf. Auch hier verwies er auf das Internet und auf die detaillierte Analyse von Sieghard Weck, wonach Gewinne aus diesem Bereich nicht zu erwarten sind. „Die Berechnungen landen immer nur im Minus“, sagte der Zschepener Landwirt. Wer nicht im inhaltlichen Stoff stand, hatte Mühe, den Darlegungen zu folgen. Mieth behauptete dann auch, dass die Delitzscher „noch zu viel Geld hätten“, denn „noch halten alle still“, obwohl sie die höchsten Mühlgebühren bezahlen. Warum den Bürgern diese zugemutet werden, wolle er fachlich fundiert den Leuten rüberbringen. Auch deshalb sei diese Gesprächsrunde initiiert worden und solle mehrere Wiederholungen finden.

Wir wollen uns hier nicht aufblasen, wie das sonst andernorts üblich ist“, erzählte Weck. Die Bürger sollen ihre Ideen einfließen lassen, um Missstände aufzudecken und Fehlentwicklungen zurückzudrehen. „Es gibt die Chance und die Möglichkeit, etwas zu verändern, wenn wir konzentriert vorgehen und dabei massiv die Öffentlichkeit einbeziehen“, sagte er.

Nach wie vor sei ungeklärt, so Mieth, wo die Kreiswerke Delitzsch die 8,6 Millionen Euro gelassen hätten, die derzeit zur Sanierung der Deponien Spröda und Lissa benötigt würden (wir berichteten). „Sie konnten uns nicht erklären, wo das Geld ist?“ Die Rücklagen/Rückstellungen, hier gibt es noch unterschiedliche Auffassungen, seien aus den Abfallgebühren gebildet worden. „Auch deshalb sind sie so hoch“, so der Zschepener. Von den Kreiswerken saß keiner am Tisch, um den Erklärungsnotstand aufzuheben.

Leipziger Volkszeitung, Delitzsch und Umgebung, 06.08.2007, Seite 17


Ditmar Wohlgemuth

STANDPUNKT


Von Ditmar Wohlgemuth

Augen auf

Sinnbildlich den Finger in die Wunde zu legen, auch wenn es schmerzt, ist nicht unbedingt verkehrt. Auf Missstände aufmerksam zu machen, scheint auch nicht so abwegig zu sein angesichts zunehmender finanzieller Mehrbelastungen. Unter diesen Aspekten ist die Initiative Einzelner aus dem Bürgerverein Sauberes Delitzscher Land, ein Rundtischgespräch ins Leben zu rufen, eine gute Idee. Jeder Anfang ist schwer und so war die Resonanz zum ersten Treffen auch nicht überragend. Eine Analyse der Situation sollte es an diesem Diskussionsabend geben. Und es überraschte schon, was da an Fakten zusammengetragen wurde, die deutlich machen sollten, in welchen Bereichen hiesiger Politik und Wirtschaft Missmanagement betrieben wird. Doch wer etwas verändern will, braucht Mitstreiter, der muss auch Leute erreichen, die sich nicht tagtäglich mit der Thematik beschäftigen können. Es zeugt deshalb von wenig diplomatischem Geschick, jene anzugreifen, die die Öffentlichkeitsarbeit fördern können und dies bisher nach Möglichkeit auch schon taten. In der Beziehung ist also noch Lernen angesagt. Außerdem: Im Vorfeld von Wahlen werden solche Gesprächsrunden nicht selten von potenziellen Kandidaten ausgenutzt. Der Delitzscher Verein muss aufpassen, dass sich unter seinem Deckmantel nicht die falschen Leute profilieren. Gut gemeinte Ansätze kehren sich sonst ins Gegenteil um. Der Bürgerverein ist gut beraten, das nicht aus den Augen zu verlieren.

@d.wohlgemuth@lvz.de

Leipziger Volkszeitung, Delitzsch und Umgebung, 06.08.2007, Seite 15

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