Dalkia - ein erster Kontakt

Der neue Eigentümer des Biomassekraftwerks Delitzsch schickt seine Manager

Foto vom BMKW nicht gefunden

Delitzsch. (kr). Der Wind pfiff den Managern im Delitzscher Gewerbegebiet gestern heftig um die Ohren. Ab und zu lugte die Sonne zwischen den Wolken heraus. Schließlich ging es um gutes Wetter beim ersten Kontakt mit den neuen Eigentümern des Delitzscher Biomassekraftwerkes (BMKW). Das Management des Energiedienstleisters Dalkia aus dem hessischen Neu-Isenburg (bei Frankfurt/Main) sah die erst jüngst erworbene Anlage (wir berichteten) zum ersten Mal. „Wer von den Mitarbeitern bei den Gesprächen dabei sein wollte, den haben wir eingeladen. Wir sollten damit ganz locker umgehen. Auch bisher gab es unter den Kollegen keine Geheimnisse, wenn es um das Werk ging“, sagte Michael Schmidt, technischer (Noch-)Geschäftsführer für das BMKW und das vorgeschaltete Holzkontor. Er und Klaus Bambl, kaufmännischer Chef des BMKW, werden an ihre Schreibtische bei Eon zurückkehren. Das zweijährige Kapitel Biowerk Delitzsch ist für die Gesellschafter Eon Thüringer Energie AG und Eon Projects abgeschlossen. Mit dem dritten im Bunde, den Technischen Werken Delitzsch - mit 44,5 Prozent der Anteile am BMKW früherer Hauptgesellschafter - wurde der Verkauf an die Dalkia beschlossen. Die deutsche Sparte mit ihrem großen französischen Mutterkonzern Veolia Environnement im Rücken ist nun da. Der neue Geschäftsführer Winfried Beisert erfuhr teilweise aus dieser Zeitung sowie bei der Übernahme des Kraftwerkes von den Problemen, die zum Verkauf führten: die Neustrukturierung der hiesigen Stadtwerke und die Krise der Tochter Technische Werke, die sich mit der BMKW-Investition überhoben hatte. „Für uns ist aber nicht wichtig, was war, sondern was kommen wird“, stellte Beisert fest. Dalkia will das Kerngeschäft mit erneuerbaren Energien von sieben Prozent verdreifachen, wofür das Delitzscher Biowerk ein wichtiger Meilenstein ist. Die Arbeitsplätze im Südwesten der Kreisstadt seien „auf jeden Fall“ stabil, versicherte der neue Chef. Zu welchen Bedingungen die insgesamt 28 Leute im BMKW und Holzkontor übernommen werden, danach wurde möglicherweise in einem internen Meeting gefragt. Auch die Dalkia-Betriebsratsvorsitzende Ursula Hübner war mit vor Ort. Ein offizieller Wechsel mit weiteren Details soll auf die „rein informellen Gespräche“ folgen. Das Kartellamt muss noch zustimmen. Reine Formsache, wie es hieß.

Leipziger Volkszeitung, LOKALES, Delitzsch-Eilenburg, 11. Mai 2007, Seite 15


Auf den Gewinn ist jetzt die Dalkia aus

Treffen der Manager auf dem Gelände des Biomassekraftwerks in Delitzsch-Südwest

Von Karin Rieck
Foto vom BMKW nicht gefunden Treffen der Manager und Geschäftsführer vor dem Holzkontor des Delitzscher Biomassekraftwerks. Zweiter von rechts Klaus Bambl, kaufmännischer Geschäftsführer des BMKW, neben Michael Schmidt, technischer Geschäftsführer von BMKW und Holzkontor. Die beiden Eon-Chefs geben die Regie an Winfried Beisert (links) von Dalkia ab.

Foto: Manfred Lüttich

Delitzsch. Eine dicke Mappe mit Informationsmaterial dürfen die Mitarbeiter mit nach Hause nehmen, zum ersten Lokaltermin in Delitzsch-Südwest ist auch diese Zeitung eingeladen. Der erste Eindruck entscheidet viel und ist nicht der Schlechteste - auf allen beteiligten Seiten. Die Manager der Dalkia GmbH geben sich gestern offen und gesprächsbereit bei ihrem ersten Lokaltermin auf dem Gelände des Delitzscher Biomassekraftwerkes (BMKW) im Gewerbegebiet Südwest. Unternehmenssprecherin Inka Becker aus Neu-Isenburg in der Nähe von Frankfurt/Main ist von der Sauberkeit der Anlage beeindruckt. Sie plaudert über andere ostdeutsche Projekte des Unternehmens mit erneuerbaren Energien, zum Beispiel im Biogaspark Altmark, wo gemeinsam mit Landwirten und mithilfe von Maissilage Wärme und Strom produziert werden. „Unser erstes Biomassekraftwerk bauten wir in Barth an der Ostsee“, erzählt die junge Kommunkationswirtin. „Wir haben die Finanzkraft und das Knowhow, wollen als Energiedienstleister das Kerngeschäft mit den erneuerbaren Energien deutlich ausbauen, wobei der Kauf entsprechender Anlagen wie in Delitzsch nicht unser Hauptanliegen ist, sondern Investitionen und deren Betrieb.

Eine Karte mit Dalkia-Firmenzentren und Anlagenstandorten voller Punkte im Westen wie im Osten Deutschlands wurde bereits aktualisiert. Neben Delitzsch ist hier auch Eilenburg eingetragen. Becker will sich sachkundig machen, wo genau. Momentan richtet sich der Fokus auf die Loberstadt. Eine offizielle Übernahme soll vorbereitet werden, eventuell mit einem kleinen Fest und einem Tag der offenen Tür, überlegt Managerin Doreen Bunke. Dieser Lokaltermin sei lediglich für „informelle Gespräche“ gedacht, dem letzten Wort des Kartellamtes wolle man nicht vorgreifen.

Das ist wohl nur noch Formsache“, war Delitzschs Oberbürgermeister Heinz Bieniek (CDU) - als Aufsichtsratsvorsitzender der Technischen Werke Delitzsch in den Eigentümerwechsel involviert - vorab im Rathaus überzeugt. Bei ihm habe der neue Geschäftsführer um einen Vorstellungstermin gebeten. „Das Landratsamt hat als Aufsichtsbehörde den Verkauf nur zur Kenntnis genommen, es muss ihn nicht genehmigen.“ Das Stadtoberhaupt ist sich sicher, dass das BMKW in guten Händen ist. Über den finanziellen Teil der Transaktion bewahren alle beteiligten Seiten Stillschweigen. Stadträte bedauern einen „hohen Millionenschaden“ für die Stadt und die vergebene Chance, den Gewinn auch für kommunale Zwecke zu nutzen. Auf das Ziel, mit staatlich subventionierten alternativen Energien Gewinne einzufahren, richtet jetzt die Dalkia, auch in Delitzsch, ihre Strategie aus und sichert damit Arbeitsplätze. „In diesem Bereich ist viel Bewegung“, so Becker, die übrigens erstaunt ist, wie wenig Brennmaterial im Holzkontor zu sehen ist. Vorlauf für vier bis fünf Tage, war zu hören, würde reichen. Es sei halt perspektifisch gebaut worden, lautet eine weitere Erklärung.

Leipziger Volkszeitung, LOKALES, Delitzsch-Eilenburg, 11. Mai 2007, Seite 17


Foto von Winfried Beisert

INTERVIEW


Die Arbeitsplätze sind auf jeden Fall sicher

Der künftige Geschäftsführer des Biomassekraftwerkes in Delitzsch Südwest Winfried Beisert (50) - verheiratet, geboren in Pasewalk, Studium im Bereich Schiffbau - stellte sich einem ersten Interview.

Frage: Woher kommen Sie und wohin wollen Sie mit dem Delitzscher BMKW?

Winfried Beisert: Ich arbeite im Hamburger Büro der Dalkia, bin dort seit 14 Jahren tätig in den Bereichen Betriebsführung, Projektentwicklung und für den Bereich feste Biomasse verantwortlich. Als Projektleiter für das Delitzscher Biomassekraftwerk erfülle ich hier eines von mehreren Aufgabengebieten. In welchem Umfang, das hängt von den Problemen ab, die vor Ort im Einzelnen noch zu ergründen sind.

Inwieweit sind Ihnen die Probleme und damit die Gründe des Kraftwerksverkaufs, die im Stadtrat und anderen Gremien monatelang kontrovers diskutiert worden, bekannt? Denn das Geschäft, in das Sie jetzt hier einsteigen, wollten eigentlich hiesige kommunale Unternehmen machen …

Ich kenne hauptsächlich die letzten Presseveröffentlichungen dazu sowie die Fragen der Übergabe und Übernahme des Kraftwerkes. Alles andere ist mir im Detail nicht bekannt und ich glaube, es ist auch nicht so sehr wichtig, was war, sondern was kommen wird.

Was werden Sie anders machen als die vorherigen Besitzer? Zu den Problemen und Kritikpunkten zählten bisher die gestiegenen Holzpreise und die fehlende Abwärmenutzung.

Wir werden dieses Biomassekraftwerk als Anlage nach dem Gesetz erneuerbarer Energien weiterführen und das Holz der Schadstoffklassen, wie es die Genehmigung zulässt, weiterverwenden. Das ist das Primat. Die Anlage ist ausgelegt, um Strom zu produzieren. Das ist unser Ziel. Wir als Dalkia streben an, die Energieerzeugung aus erneuerbaren Energien in den nächsten Jahren teilweise zu verdreifachen. Dieses Kraftwerk hier ist ein Schritt in diese Richtung.

Inwieweit entspricht die Leistung des Kraftwerkes bereits Ihren Vorstellungen?

Wir gehen davon aus, dass die Mitarbeiter, die hier arbeiten, ihr Bestes geben. Und wir denken, dass es Reserven gibt. Wir müssen in den nächsten Tagen und Wochen aber noch im Detail schauen, was man ganz konkret anpacken kann.

Zu welchen Bedingungen werden die Mitarbeiter in diese Aufgaben integriert?

Diese Frage stellt sich im Moment so nicht. Hier ist ein Unternehmen tätig, in dem die Mitarbeiter tätig sind und zu Spekulationen gibt es keinen Anlass. Wir gehen davon aus, dass alles so weitergeht wie bisher.

Das Unternehmen Dalkia will sein Kerngeschäft mit erneuerbaren Energien ausbauen. Welche Konsequenzen hat das für die Arbeitsplätze hier?

Wir gehen davon aus, dass die derzeitigen Arbeitsplätze im Delitzscher Werk auf jeden Fall sicher sind. Dann muss man schauen, in welcher Größenordnung Umstellungen passieren. Ob damit neue Arbeitsplätze geschaffen werden können, zu solchen Aussagen ist es noch zu früh.

Interview: Karin Rieck

Leipziger Volkszeitung, LOKALES, Delitzsch-Eilenburg, 11. Mai 2007, Seite 17


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