Eine Chance ist vergeben

Die neuen Eigentümer des Biomassekraftwerks wollen sich in dieser Woche in Delitzsch vorstellen

Von Karin Rieck

Delitzsch. Die Vertreter des Energiedienstleisters Dalkia GmbH Neu-Isenburg wollen sich noch in dieser Woche in Delitzsch vorstellen. Das Unternehmen kauft, wie am Wochenende ausführlich berichtet, die Biomassekraftwerk Delitzsch (BMKW) GmbH. Damit gehen 100 Prozent der Gesellschafteranteile der bisherigen BMKW-Gesellschafter - die Technische Werke Delitzsch GmbH (TWD, 44,5 Prozent Anteil), die Eon Thüringer Energie AG (30,4 Prozent) sowie Eon Energie Projects GmbH (25,1 Prozent) - rückwirkend zum 1. Januar 2007 an die Dalkia über. 90 Prozent der Anteile an der dem BMKW vorgeschalteten Holzkontor Sachsen GmbH, die das Biokraftwerk hält, wechseln ebenfalls rückwirkend zum Januar an die Dalkia. Dem Verkauf müssen noch die Rechtsaufsichtsbehörde der Großen Kreisstadt im Landratsamt sowie das Bundeskartellamt zustimmen. Das sei reine Formsache, so Delitzschs Oberbürgermeister und TWD-Aufsichtsratschef Heinz Bieniek (CDU).

Die Entscheidung des Stadtrates, das BMKW zu verkaufen, schreibt einen hohen Millionenschaden für die Stadt fest.Siegfried Schönherr, Vorsitzender der SPD-Fraktion, reagierte auf die Transaktion kritisch. Seit dem Hinauswurf des TWD-Geschäftsführers Lutz Mörtl vor zwei Jahren beschäftige die Lage der kommunalen Betriebe - darunter das Biowerk als TWD-Tochter - die Stadträte permanent. Die Chance, doch noch zu Gewinnen zu kommen, sei vergeben, bedauerte Schönherr. Andererseits das Risiko weiterer Schäden deutlich gemildert, „wenn auch noch nicht völlig gebannt“. Eine Lösung zur Neustrukturierung der Betriebe, wofür der BMKW-Verkauf ein wichtiger Schritt ist, scheint sich nunmehr anzubahnen, „nachdem seit einem Stadtratsbeschluss dazu im Dezember 2005 weit über ein Jahr verstrichen ist, was unnötige Verluste zur Folge hatte“, so der SPD-Fraktionschef. Er ist überzeugt, „dass uns die Schäden am Vermögen von Delitzsch noch lange beschäftigen werden“. Auch habe sich bisher niemand gemeldet, der die Verantwortung übernehmen will. „Die Zeche zahlen wir alle.“ Nach wie vor vermisst die SPD-Fraktion eine entschlossene Führung in diesem Prozess und fordert ein rasches Ende der „Konzeptionslosigkeit“. Das Schweigen des Rathauses müsse aufhören. Von hier würden Impulse erwartet, wie Delitzsch den Weg aus der Krise findet. „Wir werden sinnvollen Lösungen zustimmen“, so Schönherr.

Wolf-Dietrich Koch (Freie Wähler) grämt es ebenfalls, wie er sagte, dass eine Investition, die sich aus dem Gesetz und den Subventionen für erneuerbare Energien eigentlich hätte rechnen müssen, für die Stadt verloren ist. Die Frage ist auch für ihn unbeantwortet, ob dem Vorsitzenden des Aufsichtsrates die Tragweite der Entscheidung, das BMKW vollständig fremdfinanziert zu errichten, bewusst war. „Denn das stellt sich nun als der Generalfehler heraus.

Dalkia, die Energiesparte des französischen Konzerns Veolia Environnement, stützt sich nach eigenen Aussagen auf „eine solide installierte Basis in erneuerbaren Energien“. Rund sieben Prozent der Energiebilanz des Dienstleisters stammen laut Dalkia aus erneuerbaren Energiequellen, vor allem Biomasse Geothermie und Solarenergie. Dieser Anteil soll, wie berichtet, in den nächsten zehn Jahren verdreifacht werden. Neben weltweiten Investitionen ist Dalkia in Deutschland mit einer Reihe größerer und kleinerer Anlagen im Bereich Biomasse und Biogas aktiv. Das BMKW passe daher gut zum Kerngeschäft. Die Anlage werde optimiert und weiterentwickelt. Das Kraftwerk Delitzsch, seit 2004 in Betrieb, kann jährlich rund 160 Millionen Kilowattstunden Biostrom erzeugen, mit dem 45.000 Haushalte versorgt werden können.


Hintergrund


Dalkia - wer ist das?

Dalkia ist mit 49.000 Mitarbeitern in 38 Ländern der Welt für Kunden in Industrie, Gewerbe, den Kommunen und öffentlichen Einrichtungen aktiv. Ob Strom, Dampf, Kühlung, Druckluft, Wärme - Dalkia managt den effizienten Einsatz sowie die Erzeugung und Verteilung von Energie. Die Dalkia-Dienste sind, teilt das Unternehmen mit, auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten, damit diese sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können. Dabei verpflichtet sich Dalkia zu umweltgerechter Energieerzeugung und dem Ressourcen schonenden Umgang mit jeder Form von Energie - für den nachhaltigen Schutz der Umwelt und für zukünftige Generationen. red

Leipziger Volkszeitung, LOKALES, Delitzsch-Eilenburg, Seite 17, 08. Mai 2007


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