Vereinbarung mit Tschense ausgesetztEx-Beigeordneter sollte Kreiswerke beraten / Entscheidung hatte Kritik hervorgerufenKRISTIAN TEETZ und FRANK PFÜTZEKreisgebiet. Landrat Michael Czupalla (CDU) zieht die Vereinbarung über eine Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Leipziger Beigeordneten Holger Tschense vorerst zurück. „Wir haben mit Herrn Tschense vereinbart, dass er mit seinem ehemaligen Arbeitgeber, der Stadt Leipzig, bespricht, ob bei einer Zusammenarbeit mit unseren Kreiswerken ein Interessenkonflikt besteht“, sagte Czupalla gestern auf Anfrage der Kreiszeitung. „Daher habe ich die Geschäftsführung angewiesen, die Vereinbarung bis auf Weiteres auszusetzen“, so Czupalla. Wie im Leipziger Lokalteil unserer Zeitung berichtet, sollte Tschense die Kreiswerke Delitzsch (KWD) im Rechtsstreit mit dem Zweckverband Abfallwirtschaft Westsachsen (ZAW) beraten. Die Kreiswerke haben Reststoffe wegen Qualitätsmängeln nicht wie vertraglich vereinbart abgenommen, der ZAW macht einen Schaden von sieben Millionen Euro geltend. „Wir wollen nicht, dass sich die Fronten mit dem ZAW weiter verhärten“, begründete Czupalla. „Wir arbeiten schließlich die nächsten Jahre zusammen.“ Pikant bei der Vereinbarung mit Tschense: Dieser war als Beigeordneter der Stadt Leipzig Leiter des Zweckverbandes, kennt dementsprechend Interna aus dem ZAW. Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) und die Landrätin des Leipziger Landes, Petra Köpping (SPD), hatten die Entscheidung des Landkreises Delitzsch kritisiert. Czupalla stellte klar, dass kein Vertrag geschlossen wurde, sondern lediglich eine Vereinbarung existiert. Diese sollte seit dem 1. Januar gelten. Tschense sollte aufgabenbezogen vergütet werden und nicht mehr als 2000 Euro brutto erhalten. Die Aufgaben waren allerdings noch nicht formuliert. Im Vorfeld des Rückzugs hatte es Kritik an der Entscheidung gegeben: Eilenburgs Oberbürgermeister Hubertus Wacker (SPD) sagte, er vermisse Anstand und Moral in der Sache Tschense. Ein Mann in dieser Position, der jahrelang auf der Seite des ZAW gestanden und für diesen Verband gearbeitet hat, dürfe nicht nach so kurzer Zeit die Fronten wechseln. Tschense habe grundsätzlich das Recht, beruflich tätig zu sein. „In der freien Wirtschaft gibt es ein Wettbewerbsverbot, da wäre es allerdings undenkbar, dass solche Sachen passieren. Da ist es sogar untersagt, innerhalb von drei Jahren für Konkurrenzunternehmen tätig zu werden“, so der Eilenburger. Auch Marion Zapft, Geschäftsführerin des Eilenburger Entsorgungsunternehmens Remondis, hatte Kritik geäußert: „Mit der umstrittenen Person Tschense sollte jetzt nicht noch mehr Öl ins Feuer gegossen werden.“ Sie glaubt, dass eine Zusammenarbeit für viel Ärger sorgen würde. „Es ist doch schlimm, dass Herr Tschense an Verträgen mitgearbeitet haben soll, gegen die die Kreiswerke klagen. Nach solchen Schritten darf man sich nicht wundern, wenn in der Öffentlichkeit von Filz und undurchsichtigem Geschäftsgebaren bei den Kreiswerken gesprochen wird“, so Zapft. LVZ, Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung, 11.01.2007, Titelseite |