Lesebriefe an die LVZ

Erklären, was passiert ist

Zu „Offene Diskussion über kommunale Fragestellungen“:

Der Überbringer schlechter Botschaften lebte schon immer gefährlich. Leider hat sich daran bis in unsere Tage nichts geändert. Ob er Risiken der Müllentsorgung benennt oder Ungezieferbefall reklamiert, ob er den sorgsamen Umgang mit öffentlichen oder teilöffentlichen Geldern anmahnt, oder die Verbindungen von Politik und Privatwirtschaft hinterfragt, der Kritiker wird mit den Verursachern verwechselt.

Dabei sollte die Mehrheit der hier lebenden Menschen darüber froh sein, dass es solche Starrköpfe wie den Zschepener Mieth gibt. Denn je mehr man sich mit diesen Themen befasst, um so deutlicher wird es, dass zumindest von einigen Stellen im Landkreis Delitzsch und im Freistaat offenkundig wenig Interesse an Öffentlichkeit besteht. Ich hätte mir gewünscht, dass die Verantwortungsträger der Politik „vor das Volk treten“ und ohne Umschweife erklären, wie etwas gelaufen ist. Diese schweigen aber und entziehen sich der Kritik durch Aussitzen. Scheinbar finden an Stelle der Vorstände nur einige Parteigänger den Mut zum Gegenwort. Das Problem mit der Kritik kannte auch Nelson A. Rockefeller. Der sagte: „Die meisten wollen durch Lob ruiniert werden, als von Kritik gerettet.

Schon im Abschlussbericht des NRW-Innenministeriums im Zusammenhang mit dem Kölner Müllskandal wurde festgestellt, dass die Gesetzgeber klären wollten, dass kommunale Aufgaben nicht vollständig oder teilweise privatisiert werden dürften. Dieser Umstand führt all zu schnell zur persönlichen Bereicherung, denn Müllentsorgung ist eine „Gelddruckmaschine“, die eigentlich der Kommune dienen sollte, so habe ich die Zeilen interpretiert.

Nun noch zwei Sätze an die Belegschaft der Kreiswerke Delitzsch gerichtet: Die öffentlich-rechtliche Aufgabenstellung zur Müllentsorgung und vieles andere mehr sind gesetzlich geregelt. Dies bleibt auch nach einer durchaus wünschenswerten Entflechtung der kommunalen Wirtschaftsbereiche von den privatwirtschaftlichen Geschäftsfeldern so. Sicher wird die Geschäftsleitung nicht immer in der gleichen Hand bleiben, auch die Firmenbezeichnung kann sich ändern, die Aufgaben, ergo die Arbeitsplätze, werden bei kluger Führung und einem starken Betriebsrat sicher bleiben.

Raimund Krieger, Delitzsch

LVZ, Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung, 31.08.2006, Seite 12


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