Stadtwerke wollen Tochter anpumpen

Rat stimmt über Million-Darlehen ab

Von Dominic Welters

Delitzsch. Die Stadtwerke Delitzsch (SWD) sollen von ihrer Tochter Wohnungsgesellschaft Delitzsch (WGD) ein Darlehen in Höhe von 1 Million Euro bei einer Laufzeit von fünf Jahren erhalten. Das sieht eine Vorlage vor, über die am Donnerstag vom Stadtrat abgesegnet werden soll. Der Verwaltungsausschuss hat dem bereits zugestimmt. Begründet wird dieser Schritt mit anhaltenden Liquiditätsproblemen der SWD, deren übrige Töchter Technische Werke Delitzsch (TWD) und Zukunft in Delitzsch (ZiD) in wirtschaftlichen Schwierigkeiten stecken.

Aus einer weiteren Beschlussvorlage geht hervor, dass es allein im Jahr 2004 bei den SWD einen Fehlbetrag von 686.000 Euro gegeben hat; der Jahresabschluss 2003 wies noch einen Überschuss von rund 280.500 Euro aus. Vor allem die TWD mit Biomassekraftwerk (BMKW) und Holzkontor befinden sich in Schieflage. Yvonne Bargatzky-Bender, nach dem Rauswurf von Lutz Mörtl seit Ende September an der Spitze von TWD und SWD, spricht von den Technischen Werken „als unserem größten Sorgenkind“. Die optimistischen Gewinnerwartungen für das BMKW hätten sich bislang nicht erfüllt.

Die einzige der drei GmbHs unter dem Dach der Stadtwerke, die zurzeit über ausreichend liquide Mittel verfügt, ist offenbar die von Hedwig Reiter geleitete Wohnungsgesellschaft. Zumindest hat die WGD-Chefin, neben Bargatzky-Bender zweite Frontfrau bei den SWD, gegenüber den Ausschussmitgliedern eine entsprechende Erklärung abgegeben. Marlis Fischer, Vorsitzende der CDU-Fraktion, hat das überzeugt: „Ich halte diese Maßnahme für besser, als sich Kredite auf dem freien Kapitalmarkt zu holen.“ Das Ganze sei mit einer Familie zu vergleichen, „in der sich die einzelnen Mitglieder ja auch gegenseitig Geld leihen, wenn es nötig ist“. Am heutigen Montag berate zwar noch die Fraktion, „aber ich gehe davon aus, dass wir zustimmen“.

Auf Grün stehen die Zeichen auch bei der Linkspartei. Annelise Podsadny sagte, man werde wohl nicht umhinkommen zuzustimmen. Dem Konzern gehe es schlecht, „und die Lage wird nicht besser, wenn man sich außerhalb Geld beschafft“, so die Fraktionschefin.

Wolf-Dietrich Koch von den Freien Wählern sieht das ebenso. „Wenn wir den steinigen Weg der Sanierung beschreiten wollen, dann bleibt uns keine Wahl, als der Vorlage zuzustimmen - wenn auch mit Bauchschmerzen.“ Für Koch ist überdies wichtig, dass der Gesellschaftervertrag der Stadtwerke eine derartige Darlehensaufnahme grundsätzlich vorsieht. „Hier wird also nicht getrickst.

Wären da noch die Sozialdemokraten. Auch die treffen sich heute, um über ihr Abstimmungsverhalten am Donnerstag nachzudenken. SPD-Fraktionsvorsitzender Siegfried Schönherr hatte sich im Verwaltungsausschuss der Stimme enthalten - und nach eigenen Angaben „eine Zustimmung oder Ablehnung durch unsere Fraktion von Bedingungen abhängig gemacht“. Dazu sei OBM Heinz Bieniek (CDU) ein entsprechender Fragenkatalog zugegangen. „Wenn der 1-Million-Kredit von echten Sanierungsmaßnahmen begleitet wird, machen wir mit“, so Schönherr. Allerdings sei dies nicht die erste Maßnahme solcher Art. „Wir müssen auch darauf achten, dass die Geld-Verschieberei von einer Hosentasche in die andere aufhört, bevor auch die letzte Hosentasche leer ist“.

Leipziger Volkszeitung, Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung, 20.03.2006


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