Wirtschaftsprüfer legen Mörtl-Bericht vorInes ermittelt im RathausDelitzsch. (K. S.). Die Ermittler der sächsischen Antikorruptionseinheit Ines werden nach Informationen der Kreiszeitung morgen im Delitzscher Rathaus ihre Untersuchungen im Fall des entlassenen Strom-Chefs Lutz Mörtl fortsetzen. Eigens deshalb hätte der Aufsichtsratschef der Technischen Werke Delitzsch (TWD), Oberbürgermeister Heinz Bieniek, einen weiteren Zwischenbericht der Wirtschaftsprüfer abgefordert. Diese suchen seit dem Rausschmiss Mörtls im 23. September nach Pannen im TWD-Getriebe. Für den Donnerstagnachmittag wurde zu dem eine nicht öffentliche Sondersitzung des Delitzscher Stadtrates einberufen. Auf dieser sollen die Abgeordneten über den Stand der Betriebsprüfung informiert werden. Die Trennung von Mörtl war durch die TWD-Gesellschafter offiziell mit Vertrauensverlust begründet worden. Inzwischen verdichten sich die Hinweise, dass die Entlassung im Zusammenhang mit .der Rolle des Geschäftsführers als Holzbeschaffer steht. Leipziger Volkszeitung, 29.11.2005 Hat sich Strom-Boss bei Holzbeschaffung verhoben?Stadtrat kommt zur Sondersitzung zusammen / Prüfer legen Bericht vorVon KlAUS STAEUBERTDelitzsch. Edler Zweitdienst wagen und Bärenjagd-Abenteuer in der Taiga erscheinen als Gründe für die Entlassung des Delitzscher Strom-Bosses Lutz Mörtl immer unwahrscheinlicher. Zunehmend fokussiert sich die überraschende Trennung der Gesellschafter der Technischen Werke Delitzsch (TWD), das sind die Stadt Delitzsch und die Thüringer Energie AG (Teag), von ihrem langjährigen Geschäftsführer auf dessen Rolle als Holzbeschaffer. Bisher war die Beteiligung des Stromversorgers an dem Zeitzer Abfallunternehmen BMG/SVG damit begründet worden, dass die Regensburger Firma Interwood GmbH aus einem Vertrag über Holzlieferungen für das TWD-Biomassekraftwerk in Delitzsch Südwest ausgestiegen ist. „Es fragt sich nur, aus welchem Grund die TWD-Gesellschafter dann schon im April 2002 eine 49-prozentige Beteiligung an BMG/SVG beschlossen haben“, sagt der Zschepener Bürgerrechtler Dietmar Mieth. Denn der Kooperationsvertrag zwischen Interwood und den Kraftwerksbetreibern - TWD, Teag und der Stromkonzern Eon wurde im August 2002 geschlossen. Erst im Mai 2003 soll Interwood erklärt haben, aufgrund der Preissituation den im 20-Jahres-Vertrag vereinbarten Festpreis für die Holzlieferungen nicht halten zu können. Daraufhin platzte der Kontrakt. Ein Rechtsstreit über die finanziellen Folgen droht. Aber nicht nur in diesem Fall werfen terminliche Abläufe Fragen auf. So war Mörtl bereits im November 2003 Geschäftsführer der Holzkontor Sachsen GmbH, einem dem Kraftwerk vorgeschalteten Holzlager. Die Ofen-Betreiber beteiligten sich, jedoch erst im Frühjahr des Folgejahres an dem Holzkontor. Kürzlich musste der TWD-Aufsichtsratschef, der Delitzscher Oberbürgermeister Heinz Bieniek, sogar öffentlich zugeben, dass er von diesem Sachverhalt bis dato gar nichts wusste. Auf noch mehr heikle Fragen wie diese sollte sich Bieniek jedoch schon vorbereiten. Nach Informationen der Kreiszeitung bekommt er morgen Besuch von Ermittlern der sächsischen Antikorruptionseinheit Ines. Und am Donnerstag wird er in einer nicht öffentlichen Sondersitzung den Abgeordneten Rede und Antwort stehen müssen. Dann geben die Wirtschaftsprüfer einen Zwischenbericht über ihre Untersuchungen bei den TWD. Die Tiefenprüfung läuft seit dem Rausschmiss Mörtls am 23. September. Der 49-Jährige verlor daraufhin alle seine Chefposten bei teilkommunalen Firmen wie TWD und BMG/SVG. Offizieller Grund: Vertrauensverlust wegen einer privaten Auslandsjagdreise auf Firmenkosten und einem Audi A 8 als Zweitdienstwagen. Mörtl klagt unterdessen gegen seine Entlassung. Das Fahrzeug habe ihm vertraglich zugestanden, die Reise dem Unternehmen gedient. Er wollte in Russlands Wäldern Holz für das Kraftwerk beschaffen. Brand bei Zulieferer für BiomassekraftwerkSandersdorf (K. S.). Bei einem Holzlieferanten für das Biomassekraftwerk Delitzsch Südwest ist ein Feuer ausgebrochen. Eine Halde mit Holzschnitzeln auf dem Gelände der HTG Heisterner Tiefbau GmbH in Sandersdorf (Sachsen-Anhalt) hatte sich aus unbekannter Ursache entzündet. In dem Betrieb wird Holz zerkleinert, das unter anderem im Kraftwerk in Delitzsch verfeuert wird. Die Schredder-Anlagen zählen zu den modernsten in Deutschland. Umweltverbände warnen seit langem vor solchen Holzschnitzel-Halden. „Offenbar wegen Absatzschwierigkeiten wuchsen die Holzhalden. Da ist es kein Wunder, dass sich darin Glutnester bilden, die sich irgendwann entzünden“, sagte gestern Diplomchemiker Sieghard Weck, der unter anderem den Bund für Umwelt und Naturschutz berät. Leipziger Volkszeitung, Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung, Seite 3, 29.11.2005 |