Leserbriefe

Wie lange wird der Ruf von Delitzsch noch geschädigt?

Zu den Berichten über die Entlassung des Geschäftsführers der Technischen Werke Delitzsch (TWD), Lutz Mörtl:

Der Delitzscher TWD-Krimi wird immer spannender. Die Offenbarungen des von Oberbürgermeister (OBM) Bieniek gefeuerten TWD-Geschäftsführers Mörtl geben zu einer ganzen Reihe weiterer Fragen Anlass. Ist es denn möglich, dass Herr Bieniek keine Ahnung davon hatte, mit welchem Auftrag sein Geschäftsführer tagelang und kostenträchtig in Russland weilte? Die Zweifler an der scheinbar sicheren Altholz-Beschaffung durch Interwood hatten doch schon lange vorher gesagt, dass Mörtl noch nach den fehlenden Holzmengen suchen wird. Das dürfte dem OBM nicht entgangen sein.

Angesichts des vom OBM bis in den September hinein öffentlich demonstrierten Schulterschlusses mit Mörtl scheint es nur folgerichtig zu sein, dass dessen plötzliche Entlassung ohne Anhörung und am Aufsichtsrat vorbei erfolgte. Allem Anschein nach wurden die offiziellen Entlassungsgründe erst im Nachgang durch Wirtschaftsprüfer festgestellt. Werden demnächst auch Dienstreise-Gepflogenheiten anderer untersucht?

Man kann über Mörtls Dienstreise und das Zusatzgehalt seines Mitarbeiters S. denken, was man will: Wenn die mit ihnen geschlossenen Verträge üblich und die Aufträge legal waren, werden wohl OBM Bieniek und seine Rechtsamtsleiterin Miketta vor Gericht einmal mehr schlechte Karten haben und den Kürzeren ziehen.

Welche bekannten Namen tauchen noch auf den Gehaltslisten städtischer Unternehmen und ihrer Beteiligungen auf und gibt es weitere verwandtschaftliche Verknüpfungen? Auch hatte offenbar niemand Mörtls so genannte „lang anhaltende Erfolglosigkeit“ bemerkt. Kein Wunder daher, dass immer mehr Zweifel am Firmen-Controlling der Stadtwerke laut werden. Stimmen die internen Gerüchte im Firmenverbund, den Aufsichtsräten seien frisierte Unterlagen vorgelegt worden? Wurden tatsächlich Firmenmitarbeiter, die damit nicht einverstanden waren, ausgetauscht, sogar am Geschäftsführer der TWD vorbei? Bleibt abschließend zu fragen: Macht man sich im Delitzscher Rathaus eigentlich Gedanken darüber, welches Echo dieses Theater anderswo hervorruft? Wie lange wird der gute Ruf der Stadt Delitzsch auf Kosten und „zum Wohle der Bürger“ noch beschädigt?

Theodor Arnold

LVZ-Kreiszeitung vom 09.11.2005


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