Ex-TWD-Chef setzt zum Gegenschlag an

Delitzsch. „Die Vorwürfe gegen mich sind haltlos“, sagte der gefeuerte Geschäftsführer der Technischen Werke Delitzsch (TWD), Lutz Mörtl. Im Exklusiv-Interview mit dieser Zeitung weist er die Untreue-Beschuldigungen, die der Aufsichtsratsvorsitzende der TWD, Heinz Bieniek, gegen ihn erhoben hatte, zurück. So sei er beispielsweise 2004 nach Russland gereist, um 20.000 bis 30.000 Tonnen Holz für ein Biomassekraftwerk der TWD zu beschaffen. Mörtl: „Wer in Russland Geschäfte machen will, ohne sich auf private Beziehungen mit den dortigen Partnern einzulassen, wird unweigerlich scheitern. Gemeinsame Jagdausflüge sind dort allgemein üblich.“ Die Bärenjagd hatte eine TWD-Tochter bezahlt.

Klaus Staeubert

LVZ-Hauptteil, Titelseite, 04.11.2005


Müllaffäre: Mörtl vermutet Intrige

Delitzsch. Der nach Untreueverdacht unter starkem öffentlichem Druck stehende und entlassene Geschäftsführer der Technischen Werke Delitzsch (TWD), Lutz Mörtl, sieht sich als Opfer einer Intrige. „Die Vorwürfe gegen mich sind unhaltbar“, erklärte er gestern im Gespräch mit dieser Zeitung.

Wirtschaftsprüfer hatten nach seinem Rausschmiss in den Unterlagen der TWD und ihrer Firmenbeteiligungen Hinweise darauf gefunden, dass Mörtl einen Zweitdienstwagen der Marke Audi A 8 und eine private Jagdreise für 14 000 Euro nach Russland auf Kosten der TWD-Tochter BMG Recycling abgerechnet hatte. „Der Wagen stand mir zu“, sagt Mörtl und legt einen entsprechenden Vertrag vom August 2002 vor. Aus dem geht hervor, dass der Mehrheitsgesellschafter der BMG, Andreas Böhme, den Dienstwagen genehmigt hatte. „Ich nutze den Wagen seit 2002, vor allem auf längeren Reisen, und es ist auch nicht so, dass nur meine Freundin damit gefahren wäre“, so Mörtl. Im Übrigen habe ihm das Auto nicht gratis zur Verfügung gestanden. „Ein Prozent des Bruttolistenpreises wurde monatlich mit meinem Gehalt verrechnet.“ Die Fahrzeuge wechselten jährlich. Das letzte, den Audi A 8, habe ich gebraucht mit 32 000 Kilometern übernommen.

Die Vorwürfe um den Dienstwagen sind für Mörtl nicht neu. „Nach anonymen Hinweisen gab es im Jahr 2003 schon mal eine Überprüfung. Dabei wurde festgestellt, dass der Vorgang mit dem Dienstwagen ordnungsgemäß und nicht zu beanstanden war. Dieser Prüfbericht lag auch dem Aufsichtsrat der TWD vor.“ Von dort kommen jetzt die Beschuldigungen gegen den 49-Jährigen, zum Beispiel auch die Bärenjagd in Russland 2004, die die BMG dem Strom-Boss finanziert habe. Mörtl: „Die Reise diente der Beschaffung von Bahnschwellen und anderem Altholz aus Russland, da auf dem Holzmarkt eine Knappheit an verwertbarem Altholz herrscht.“ Bestimmt ist das Material für ein Biomassekraftwerk, das die TWD mit der Thüringer Energie AG und dem Stromkonzern Eon unterhalten. 20 000 bis 30 000 Tonnen sollen jährlich von Russland nach Delitzsch kommen. Mörtl: „Wer in Russland Geschäfte machen will, ohne sich auf private Beziehungen mit den dortigen Partnern einzulassen, wird unweigerlich scheitern. Gemeinsame Jagdausflüge sind dort allgemein üblich.“

Klaus Staeubert

LVZ-Hauptteil, 04.11.2005, Seite 4


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