Dresdner Anwalt erhält Preis gegen KorruptionDresden. Als die Affäre um die Delitzscher Müllanlage und Landrat Michael Czupalla (CDU) Schlagzeilen machte, erwarb sich noch ein anderer Mann ungeahnte Popularität: Der Dresdner Anwalt Lothar Hermes, der seinerzeit die Verstrickungen mit enthüllte. Der weltweiten Anti-Korruptions-Organisation „Tranparency International“ fiel der Verwaltungsrechtler auf, der Verein nominierte ihn für ihren internationalen Integritätspreis. Die Auszeichnung ging allerdings im Oktober in andere Länder wie Bosnien, Kenia, Indien und die Türkei. Gestern jedoch erhielt Lothar Hermes den erstmals vergebenen deutschen Integritätspreis. Hermes habe beim Bau der Müllanlage in Delitzsch Korruption aufgedeckt und zusammen mit einer Bürgerinitiative ein „dunkles Netzwerk“ von geheimen Absprachen und „Hinterzimmerverträgen“ ans Licht gebracht, sagte Anke Martiny, Vorstandsmitglied bei Tranparency. Deutschland habe wie andere Länder auch Nachholbedarf bei der Korruptionsbekämpfung. Darauf mache der nationale Preis aufmerksam. Delitzsch sei für ihn vor rund anderthalb Jahren ein Ausgangspunkt für das Thema gewesen, sagte Hermes. Er hoffe, dass es ihm mit Hilfe des Preises leichter fallen werde, „den Dschungel zu durchschlagen“. Das Preisgeld von 1000 Euro will der Anwalt der Delitzscher Bürgerinitiative spenden. Der 44-Jährige ist als Verwaltungsjurist auf Abfall- und Abwasserentsorgungsrecht sowie Straßenbaurecht spezialisiert. Künftig will er dem Thema Korruption auch in der Bundesvereinigung Öffentliches Recht mehr Beachtung verschaffen, deren Vorstand er seit 1998 angehört. Mit den Delitzscher Vorgängen befasst sich auch die sächsische Anti-Korruptionseinheit Ines. Die Ermittlungen liefen aber noch, sagte Oberstaatsanwalt Claus Bogner. Gleiches gelte für die Ermittlungen im Leipziger Rathaus. Derzeit haben bei Ines die insgesamt neun Staatsanwälte und 50 Mitarbeiter des Landeskriminalamtes rund 80 Ermittlungsverfahren und 51 Prüfverfahren auf dem Tisch, zehn bis 20 davon sehr umfangreich. Unter anderem seien die Ermittler bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen auf ein Kartell von Bewerberabsprachen gestoßen, so Bogner. Er forderte zugleich schärfere juristische Mittel im Kampf gegen die Korruption. Die Kronzeugenregelung müsse für den Bereich ausgebaut werden. Sven Heitkamp Leipziger Volkszeitung, 15.12.2004 |