Ab August kommt Strom aus Südwest

Technische Werke starten mit Biomassekraftwerk in die letzte Genehmigungsrunde

Von Klaus Staeubert
Biomassekraftwerk in Delitzsch-Südwest von oben

Delitzsch. Nach dem Biomassekraftwerk auf dem Gelände der früheren Zuckerfabrik wird in diesem Jahr eine zweite derartige Anlage in Delitzsch ans Netz gehen. Ende August, so der Geschäftsführer der Technischen Werke Delitzsch GmbH (TWD), Lutz Mörtl, wird das derzeit entstehende Biomassekraftwerk im Industrie- und Gewerbegebiet Delitzsch-Südwest seinen Probebetrieb aufnehmen.

Die dritte und letzte Teilgenehmigung für den Betrieb des Kraftwerks, in dem jährlich mehr als 120.000 Tonnen Altholz verbrannt werden sollen, steht noch aus. Dazu findet am 19. Februar ein so genannter Erörterungstermin statt. An dem Tag haben Kritiker des Projektes die Gelegenheit, ihre Einwendungen mit der für das Verfahren zuständigen Behörde, dem Regierungspräsidium (RP) Leipzig, zu diskutieren.

Das RP entscheidet schließlich darüber, inwieweit der Kraftwerksbetreiber zusätzliche Auflagen erfüllen muss. Bauherr der 50 Millionen Euro teuren Anlage ist die Biomassekraftwerk Delitzsch GmbH. Anteile an dem Unternehmen halten die TWD (44,5 Prozent), die Thüringer Energie AG (30,4 Prozent) und die Eon Energy Projects GmbH (25,1 Prozent). Die Leistung des Kraftwerkes beträgt 20 Megawatt (elektrisch) und 66 Megawatt (thermisch). „Das heißt, die Energiemenge, die die Technischen Werke zur Versorgung von Delitzsch, einschießlich ihrer Gewerbe- und Industriekunden sonst am Markt einkauft, erzeugen wir dann selbst", erklärte Mörtl.

Die Kritik an der Standortwahl, wie sie vor allem der pensionierte Delitzscher Kraftwerksingenieur Manfred Stieler erhoben hatte, teilt der TWD-Chef nicht: „Wo sonst sollen wir investieren, wenn nicht in einem erschlossenen und ausgewiesenen Industriegebiet?" Stieler wolle, „dass wir am anderen Ende der Stadt gebaut hätten", sagte Mörtl, „das hätte aber ein Planfeststellungsverfahren vorausgesetzt."

So ein Verfahren dauere zwei Jahre. Am Ende würde sich das Projekt nicht mehr rechnen, weil dann das Erneuerbare-Energien-Gesetz nicht mehr greife.

An einer sensiblen Stelle wurde das Kraftwerksprojekt aber doch verändert. „Es wird keine Holzaufbereitung und keine Außenholzlagerung geben", sagte Mörtl. Das verhindere Lärm- und Staubbelästigungen und verringere die Gefahr von Bränden. Das Holz soll hauptsächlich in einer Firma im sachsen-anhaltinischen Sandersdorf aufgearbeitet und in Delitzsch-Südwest in einer videoüberwachten Halle gelagert werden.

LVZ, Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung, 11.02.2004


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