Zschepen, den 17.05.2003
Die Technischen Werke Delitzsch traten unzählige Male an, uns in den Tageszeitungen und ihrem eigenen Journal glaubhaft ihren unverrückbaren Umweltschutzgedanken zu vermitteln.
Das Biomassekraftwerk im Delitzscher Südwesten soll die klimarelevanten Emissionen, die bei der Erzeugung von Energie aus fossilen Energieträgern entstehen, reduzieren helfen. Die geplante Verbrennung von Althölzern wäre CO2-neutral. Die Sinnentstellung der Vorsilbe "Bio" wird dem Bürger erst dann bewußt, wenn er die Zusammensetzung der zu verbrennenden Materialien aufgelistet sieht. Die Bürgerinitiative Müllverbrennung Delitzsch?-Nein! hat sich in ihrer Internetseite auch mit diesem Thema beschäftigt. Sachliche Informationen finden Sie unter der Internetadresse
Mit Verwunderung mußten wir beim Lesen der LVZ-Kreiszeitung vom 15. Mai 2003 feststellen, dass die Thüringer Energie AG am sogenannten Biomassekraftwerk weiter baut. Eigentlich hielten doch die Technischen Werke Delitzsch 44,5%, die E.ON Energie Projects GmbH 25,1% und die Thüringer Energie AG nur 30,4% der Anteile an der Biomassekraftwerk Delitzsch GmbH. Haben sich die Anteile und somit die Kräfte im Verlaufe des langwierigen Genehmigungsverfahrens bereits verschoben?
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) sowie einige Bürger haben gegen die nun vom Regierungspräsidium Leipzig erteilte 1. Teilgenehmigung Widerspruch eingelegt. Grund dafür ist, dass es sich nach Meinung der Widerspruchsführer bei der beantragten Anlage keineswegs um ein Biomassekraftwerk im Sinne des Gesetzes zur Förderung Erneuerbarer Energien (EEG) handelt, sondern um eine Anlage zur Beseitigung von teilweise hochgradig schadstoffbelasteten Althölzern der Klassen A3 und A4, welche ab dem 01.06.2005 entsprechend ihrer Kontamination als Sondermüll betrachtet werden müssen. Somit sind die fehlenden Biomasseeigenschaften des Brennstoffes ein Indiez dafür, dass es sich um eine gewöhnliche Müllverbrennungsanlage handeln könnte.
Den betroffenen Delitzscher Bürgern sollte der vermutlich wahre Grund für den Bau dieser Altholzverbrennung bewußt sein. Im Mittelpunkt steht wohl nicht der Umweltschutzgedanke, sondern das legale Abkassieren der Förderung nach EEG. Diese wird als ´Entgelt für Mehrkosten aus Erneuerbare-Energien-Gesetz´ auf jeder Stromrechnung ausgewiesen. Die prognostizierten jährlich ins öffentliche Netz eingespeisten 160 Millionen Kilowattstanden dürften somit incl. aller dieser Förderungen für einen Umsatz von 14,6 Mio. € sorgen. 124.000 Tonnen schadstoffbelasteter Althölzer aus ganz Europa werden dafür jährlich vor den Toren unserer Stadt verbrannt.
Die entstehende Abwärme wird mangels fehlender Abnehmer ungenutzt in die Atmosphäre abgegeben. Den geringen Wirkungsgrad der Anlage von nur 29% können sich die Betreiber lediglich durch die hohe Vergütung von 9,1 Cent je eingespeiste kWh leisten. Für 18 gesicherte Arbeitsplätze 40 Mio. € zu investieren, ist in der heutigen angespannten wirtschaftlichen Lage unverhältnismäßig, zumal der Verbraucher mit den vorgenannten Mehrkosten per Gesetz belastet wird und sein finanzieller Spielraum somit schrumpft.
Dietmar Mieth Ralf Dammhahn