Thermolyse steht vor der Inbetriebnahme
Eilenburg. Die Thermolyseanlage steht unmittelbar vor der Inbetriebnahme. Kürzlich gab es im Regierungspräsidium einen sogenannten Skopingtermin. Dort wurde mit den Trägern öffentlicher Belange der Untersuchungsrahmen für eine eventuelle Dauergenehmigung festgelegt. Denn Ziel der TAG Thermolyse-Anlagen-GmbH ist eine Dauernutzung nach dem zweijährigen Probebetrieb. Nachbar und Bonbonfabrikant Olaf Hirsch sieht dann keine Zukunft mehr auf dem Schanzberg. Er will sein Grundstück (fünf Hektar) an die Stadt zurück verkaufen, notfalls per Klage.
Beim Skopingtermin wird geklärt, welche Auswirkungen die Thermolyseanlage beispielsweise auf Umwelt, Landschaft, Natur, Grundwasser, Klima, Lärm- und Luftemmissionen, nachbarschaftliche Belange und so weiter hat. Und: Welche Unterlagen erarbeitet werden müsen für die Umwelt-Verträglichkeits-Untersuchung und -Studie. An diesen Gesprächen nahmen neben der Genehmigungsbehörde (Regierungspräsidium) auch das Landratsamt, die Stadtverwaltung Eilenburg, BUND und das Staatliche Umweltfachamt teil. Olaf Hirsch, als bonbonproduzierender Nachbar, konnte nicht teilnehmen, weil er kein Träger öffentlicher Belange ist. Bis zu einem weiteren Ergebnis wird jetzt ein knappes Jahr vergehen, in dem auch die Messergebnisse des Probebetriebes einfließen sollen. Die Thermolyseanlage soll Ende Juli, Anfang August starten. "Beim Skopingtermin haben wir die Probleme von Herrn Hirsch berücksichtigt und sind im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten darauf eingegangen", sagte OBM Hubertus Wacker. Heißt: Der Unternehmer hat vermutlich Pech. Das Verwaltungsgericht hat seine Klage abgewiesen, das Oberverwaltungsgericht dürfte demnächst das gleiche Urteil fällen. Dann ist Schluss mit Klagen gegen die TAG. Olaf Hirsch sieht sich weiter in seiner Existenz bedroht: "Ich werden dann gegen die Stadt klagen müssen. Mit dem Ziel, dass Eilenburg das Gelände zurück kauft. In zehn Jahren gibt es hier auf dem Schanzberg entweder eine Thermolyseanlage oder eine Bonbonfabrik", sagte Olaf Hirsch. Schon jetzt denkt er darüber nach (wie 1990) klein und nur mit ein paar Mitarbeitern am alten Standort in der Stadt weiter zu produzieren. Hirsch beschäftigt heute rund 100 Mitarbeiter, die meisten davon sind Frauen. Auf dem Schanzberg hat er von seinen rund fünf Hektar erst zwei bebaut. Olaf Hirsch: Ich wollte eigentlich weiter in diesen Standort investieren, habe dafür genügend Land erworben. Nie habe ich damit gerechnet, dass ich eine Thermolyseanlage vor die Nase gesetzt kriege." Eine Nachbarschaft, die auch Stadt und Stadtrat erst so richtig bewusst wurde, als sie vollzogen war.
Heute befindet sich die futuristische Anlage im Endspurt, in der Endmontage. Investor Michael Stützel versteht die Haltung seines Nachbarn nicht: "Wir verbrennen nichts, wir verschwelen. Es kommt hier zu keiner Dioxinbildung. Wir haben außerdem die schärfsten Auflagen erhalten, die es in Deutschland gibt."
Der Schornstein ist an eine Messstation angeschlossen, die Schadstoff-Messungen erfolgen rund um die Uhr und werden ständig vom RP überwacht und ausgewertet. Diese Ergebnisse sollen Aufschluss darüber geben, wie sich die Anlage auf Flora, Fauna und Habitate auswirkt. Ist alles im grünen Bereich, gibt es aller Voraussicht nach die Dauergenehmigung. Die TAG investiert acht Millionen Euro, schafft sechs Arbeitsplätze. Nach dem Probebetrieb 2004 will die TAG in Dauerbetrieb gehen. Die Umweltverträglichkeitsprüfung ist angeschoben, für zwei Standorte auf dem Schanzberg. Dass die Thermolyseanlage umzieht, ist jedoch sehr unwahrscheinlich.
Frank Pfütze
LVZ-Online, 20. Juli 2002