Müllverbrennung in Delitzsch immer wahrscheinlicher
ZAW und Kreis Delitzsch vereinbaren Kooperation
Delitzsch. Der Landkreis Delitzsch und der Zweckverband Abfallwirtschaft Westsachsen (ZAW) haben sich auf eine gemeinsame Müllentsorgungsstrategie geeinigt. Danach sollen ab dem Jahr 2005 alle vorbehandelten Abfälle aus der Stadt Leipzig sowie den Landkreisen Delitzsch, Leipziger Land und Muldentalkreis im Industrie- und Gewerbegebiet Delitzsch-Südwest verbrannt werden.
Ein entsprechendes Angebot wolle man auch dem Abfallzweckverband Nordsachsen (Landkreise Torgau-Oschatz und Döbeln) unterbreiten.
Sowohl der ZAW als auch der Landkreis Delitzsch streben nach den Worten von ZAW-Vorsitzendem Holger Tschense und Delitzschs Landrat Michael Czupalla (CDU) ein "gemeinsames Behandlungs-, Verwertungs- und Ablagerungskonzept" an. Dieses sieht vor, die rund 300.000 Tonnen Hausmüll aus dem gesamten Entsorgungsgebiet in einer auf der Großdeponie
Cröbern geplanten mechanisch-biologischen Anlage vorzubehandeln. Die bei diesem Prozess entstehende heizwertreiche Fraktion, das so genannte Trockenstabilat, soll dann in Delitzsch-Südwest verbrannt, die Rückstände auf der noch über ausreichend Aufnahmekapazitäten verfügenden Deponie Cröbern eingelagert werden. Die Deponie in Spröda, wo derzeit noch Hausmüll verkippt wird, stellt dann 2005 ihren Betrieb ein. Die Einnahmen, die die Deponie in dieser Zeit noch erzielt, fließen in die Rücklagen zur späteren Rekultivierung, sagte Czupalla.
Der Landrat, der seit Monaten den Bau einer Müllverbrennungsanlage in Delitzsch forciert, sprach von einem Durchbruch. "Mehr kann man jetzt nicht mehr machen", sagte er gegenüber LVZ. Es werde auf diese Weise zu keiner Insellösung für Delitzsch kommen, wie dies in den zurückliegenden Monaten besonders von SPD und PDS kritisiert worden war, sondern zu einer &auot;Lösung für den gesamten Regierungsbezirk Leipzig". Entsprechende Verträge mit allen Beteiligten würden schon in den nächsten Wochen abgeschlossen, so dass die Abfallmengen für die in Delitzsch-Südwest geplante 80.000-Tonnen-Müllverbrennungsanlage gesichert seien. Das wirtschaftliche Risiko war bislang Dreh- und Angelpunkt der Diskussion um die Müllverbrennung in Delitzsch. Im gesamten Landkreis fallen gegenwärtig lediglich knapp 30.000 Tonnen Hausmüll an, Tendenz sinkend. Zwar müssen auch hier Gewerbeabfälle entsorgt worden. Diese sind allerdings nicht "andienungspflichtig", das heißt, sie müssen nicht zwangsläufig durch den Landkreis beseitigt werden. Die Gewerbetreibenden können sich vielmehr einen eigenen, preiswerteren Abnehmer suchen. Ob dies dann die Delitzscher Müllverbrennungsanlage sein würde, ist offen.
In den Verträgen zur gemeinsamen Abfallbehandlung soll allerdings ein Verbrennungspreis von 105 € pro Tonne festgeschrieben werden. "Das deckt sich genau mit unserem Kreistagsbeschluss", hob Czupalla hervor. Das Parlament hatte den Preis im November letzten Jahres als Obergrenze beschlossen, als es die Kreiswerke Delitzsch GmbH mit der Ausschreibung
der Müllverbrennungsanlage beauftragte. Das Tochterunternehmen des Landkreises, das unter anderem mit der Müllentsorgung im Raum Delitzsch und der Betreibung der Deponie Spröda beauftragt ist, soll sich an der Müllverbrennungslanlage beteiligen. Mit
jeder Diskussion gegen die Anlage wachse die Unsicherheit in der Belegschaft, sagte Czupalla. Kein Wunder, die Schließung der Deponie und die Müllentsorgung an einen kreisfremden Standort hätten nach Informationen von Kreiswerke-Chef Manfred Buder einen Abbau von etwa 140 Arbeitsplätzen im Unternehmen zur Folge.
Klaus Staubert
LVZ, 14.06.2002