Arbeitsgruppe Müllentsorgung diskutiert über Umweltverträglichkeitsstudie für den Standort Delitzsch

BUND vermisst konkrete Aussagen für den Störfall

Delitzsch. Dem BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) geht die vom Kreis Delitzsch in Auftrag gegebene Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) zur künftigen Müllentsorgung nicht weit genug.
Nachdem in der vergangenen Woche die Ergebnisse dieser Studie im Umwelt- und Technikausschuss des Kreises erstmals vorgestellt wurden (LVZ berichtete), waren diese Untersuchungen wenige Tage später auch Gegenstand in der 10. Beratung der überparlamentarischen Arbeitsgruppe Abfallentsorgung, zu der von den rund 30 Mitgliedern etwa die Hälfte erschienen war.
Günter Dehoust vom Öko-Institut Darmstadt und Florian Knappe vom ifeu-Institut Heidelberg nannten als wichtigstes Ergebnis ihrer Untersuchungen, dass aus ökologischer Sicht sowohl eine Müllverbrennung in Delitzsch (MVA) als auch eine mechanisch-biologische Stabilisierung des Müllaufkommens in Delitzsch (MBA) mit anschließender Restabfallbehandlung außerhalb des Kreises (Schwarze Pumpe, Zementwerk Rüdersdorf) realisirbar sei. Ebenfalls dem völligen Abtransport des Müllaufkommens zur Behandlung andernorts schlossen sie als denkbare Alternative nicht aus. Die Wissenschaftler empfehlen allerdings dem Kreis, für die Varianten MVA und MBA auf Nachbesserungen seitens der Anbieter zu drängen, um Schadstoffbelastungen noch weiter reduzieren zu können.
BUND-Vertreter Hans-Udo Weiland vermisst in der Studie vor allem konkrete Aussagen für Umweltschädigungen bei Störfällen. Hier verwiesen Dehoust und Knappe darauf, dass dies kaum möglich sei, weil es über die Schadstoffbelastungen bei Störfällen keine gesicherten Erkenntnisse gäbe. Bei solchen Ereignissen hätte man immer nur nachträglich errechnet, welche Belastung möglich gewesen sein könnte. Die Wissenschaftler räumen aber ein, dass es im Störfall, wie einen Bunkerbrand, kurzzeitig zu erhöhten Schadstoffaustritten kommen könnte, die in bestimmten kritischen Situationen durchaus auch Evakuierungen im Umfeld der Anlage erforderlich machen könnten. Dank des unnachlässigen Drängens von Leuten wie Hans-Udo Weiland sei heute der technische Standard von MVA jedoch so gut, dass gesundheitliche Schädigungen weitestgehend überschaubar geworden seien, sagte Florian Kappe.
Dennoch hinkt für Weiland der Vergleich zwischen Müllverbrennungsanlage (MVA) und mechanisch-biologischer Anlage (MBA) bezüglich der von Ihnen produzierten Schadstoffbelastungen, wenn man in der UVS für beide Anlagen 150.000 Tonnen Jahreskapazität annimmt.
Eine für den Kreis effizent arbeitende MBA wäre viel kleiner denkbar, als eine MVA, argumentierte Weiland. Es sei logisch, dass eine kleinere MBA weniger Schadstoffe produziere. Außerdem ließe sich noch ihre Schornstein auf das Maß, was für eine MVA notwendig ist (80 Meter), erhöhen, was eine weitere Optimierung brächte, so Weiland.

T.S.

LVZ, 21.08.2001