Umweltstudie zur Müllentsorgung vorgestellt
Mechanisch-biologische Anlage liegt in der Ökobilanz vorn, weist aber am Standort höchste Schadstoffkonzentration auf
D e l i t z s c h. Alle drei bisher diskutierten Varianten für die künftige Restabfallentsorguüg im Landkreis Delitzsch lassen sich umweltverträglich realisieren, keine der drei Varianten sei zwingend zu bevorzugen. Zu dem Ergebnis kommt eine Umweltverträglichkeitsstudie, die das Öko-lnstitut Darmstadt im Auftrage der Kreisverwaltung gemeinsam mit dem ifeu-lnstitut erarbeitet hat und deren Ergebnisse vorgestern im Umwelt- und Technikausschuss des Kreises ausgewertet wurden.
Die Studie untersucht die zu erwartenden Auswirkungen für die Umwelt, die von einer Müllverbrennungsanlage (MVA) bzw. von einer mechanisch-biologische Müllbehandlunganlage (MBA) am Standort Delitzsch Südwest ausgehen werden sowie die entstehenden Belastungen, wenn der anfallende Müll in eine Verwertungsanlage außerhalb des Landkreises geliefert wird.
In einer standortunabhängigen Ökobilanz stellen die Wissenschaftler die aus einer europaweiten Ausschreibung hervorgegangenen drei Varianten vergleichend gegenüber. In einem zweiten Teil untersuchen sie die direkten Umweltbelastungen am Standort Delitzsch und seiner Umgebung. Zusammenfassend benennt die Studie die Vor- und Nachteile der einzelnen Varianten.
Die Vorteile einer MVA liegen demnach in sehr geringen Abwassermengen, geringen Quecksilberemissionen, geringer Schadstofffreisetzung über den Reststoffpfad sowie der großen Verdünnung der freigesetzten Schadstoffmengen verbunden mit relativ geringen Immissionskonzentrationen am Standort durch den 80 Meter hohen Schornstein. Letzteres wandelt sich andererseits aber auch in einen Nachteil um, weil die räumliche Verteilung der freigesetzten Schadstoffe gegenüber einer mechanisch-biologischen Anlage größer ist und somit mehr Menschen erreicht. Als weitere Nachteile der MVA werden das relativ hohe Störfallrisiko (Bunkerbrände) und hohe Emissionsfrachten vor Ort genannt.
Die Vorteile der MBA liegen vor allem in der Ökobilanz, wobei sie wegen hoher Substitutionseffekte in wichtigen ökologischen Wirkungskategorien wie Treibhauseffektpotential, Krebsrisikopotential oder Übersäuerungpotential im Boden am besten von allen drei Varianten abschneidet. Eine Ausnahme bildet die sehr hohe Quecksilberemission. Diese entsteht bei der vorgesehenen Weiterverarbeitung des Trockenstabilates in Zementwerken, wo die Freisetzung von leichtflüssigen Metallen nur bedingt unterbunden werden kann. Nachteile der MBA sind weiterhin die punktuell relativ hohe Immissionskonzentration vor Ort (geringere Schornsteinhöhe) und hohe Abwassermengen verbunden mit Belastungen durch Schadstoffe, die über den Wasserpfad freigesetzt werden.
Die dritte Variante, das Verbringen des Mülles nach außerhalb, lebt vom Vorteil geringer Emissionsfrachten vor Ort, woraus letztlich relativ wenig Umweltbelastungen resultieren. Als Nachteile schlagen hier relativ schlechte Ergebnisse in der Ökobilanz beim Treibhauseffekt und andere Wirkungsfaktoren zu Buche.
Schlussfolgernd empfehlen die Erarbeiter der Studie im Falle einer Entscheidung für die Müllverbrennung in Delitzsch diese mit einer Metallabtrennung zu koppeln. Für die Variante MBA sei es aus ökologischer Sicht sinnvoll, vom Betreiber zu verlangen, die Emissionswerte auf das Maß zu minimieren, was die Anlagen tatsächlich erreichen und nicht, was der Gesetzgeber zulasse, so Günter Dehoust vom Öko-lnstitut.
Auf Grundlage der nun vorliegenden Studie beriet der Umwelt- und Technikausschuss anschließend in nichtöffentlicher Sitzung, für welches Verfahren man sich entscheiden sollte. Dazu debattiert auch noch der Kreisausschuss (29. August) und der Kreistag (19. September).
T.S.
LVZ, 14.08.2001
Kommentar:
Kurioserweise ist das Verbringen von Müll nach außen schlecht in der Ökobilanz. Das Holen von Müll für die MVA wurde gar nicht berücksichtigt. Weiterhin ist unklar, warum die MBA zwangsläufig Quecksilber über die Zementindustrie freisetzen muß. Nur weil in der Zementindustrie geringe Umweltstandards gelten wird hier die MBA mit Minuspunkten versehen?
Bei sachlich vernünftigem Vergleich ist der Studie klar zu entnehmen, daß für Delitzsch die Müllverbrennung die schlechteste Variante für unser eigenen Müll ist.
B.