Altholz-Kraftwerke: Rückschläge und neue Chancen

Stapelfeld. Verrechnet hat sich die Eon Kraftwerke GmbH in Hannover: Das geplante Biomasse-Kraftwerk Stapelfeld im südholsteinischen Kreis Stormarn darf nicht gebaut werden. Ein einberufenes Schiedsgericht unter Leitung der Hamburger Oberlandesrichterin Inga Schmidt-Syaßen entschied, der Kreis dürfe die Zustimmung zu dem 20 Megawatt-Projekt verweigern. Eon-Sprecher Clemens Tauber gab daraufhin bekannt, sein Unternehmen respektiere den Schiedsspruch und werde die Pläne für das Altholz-Kraftwerk am Standort Stapelfeld nicht weiterverfolgen.

Gleichwohl bekundete Tauber sein Unverständnis für die ablehnende Haltung der Kreisverwaltung in Stormarn: "Es wurde die Chance vertan, in konjunkturell schwierigen Zeiten einen effizienten Beitrag zum Klimaschutz zu leisten." Die Entscheidung gegen den Bau des Biomasse-Kraftwerks mit einem Investitionsvolumen von 40 Millionen Euro sei auch eine Entscheidung gegen die Schaffung neuer Arbeitsplätze. "Wir werden jetzt einen neuen Standort für ein Altholz-Kraftwerk im Norden suchen", kündigte der Eon-Sprecher an.


Ungewiss ist auch die Zukunft des geplanten Biomasse-Kraftwerks der Bremer Wind Projekt Development AG (WPD) im sauerländischen Bad Fredeburg. Die Planungsgesellschaft von der Weser traf gleich ein doppelter Rückschlag: Erst ließ die insolvente Projektentwicklerin Babcock Borsig Power Environment GmbH aus Gummersbach verlauten, sie werde sich nach ihrer Übernahme durch den italienischen Anlagenbauer Fisia aus dem Biomasse-Sektor zurückzuziehen. Dann kündigte auch noch einer der Holzlieferanten, die Stratmann Städtereinigung GmbH & Co. KG aus dem sauerländischen Bestwig, die Vertrage mit der WPD.

"Wir konnten uns nicht auf einen Preis für das Altholz einigen", begründet Birger Hellweg, Chefplaner bei Stratmann, den Ausstieg seines Unternehmens aus dem WPD-Projekt. "Unsere Vorstellungen lagen zu weit auseinander, weil die Altholz-Preise in den letzten Monaten stark gestiegen sind", so Hellweg. Branchengerüchten zufolge will WPD die entstandene Lücke nun mit Altholz aus Holland füllen, was WPD-Sprecher Christian Schnibbe jedoch nicht kommentieren wollte.

Genauso wenig wollte die WPD-Zentrale zu Spekulationen Stellungnehmen, dass die Anlage in Bad Fredeburg nur noch mit zwölf Megawatt (MW) statt der geplanten 20 MW Leistung fahren soll. "Die Entwicklungen der jüngsten Vergangenheit machen zurzeit eine gründliche Neukonzeption im Bereich Anlagentechnik und Holzlieferung für das Biomasse-Kraftwerk Bad Fredeburg notwendig", gab sich Firmensprecher Schnibbe verschlossen.


Unbeeindruckt von den Schwierigkeiten im Sauerland und in Südholstein schreiten anderenorts die Planungen für neue Biomasse-Kraftwerke voran. Im niederrheinischen Hünxe soll auf dem Gelände einer ehemaligen BP-Raffinerie ein Altholz-Kraftwerk mit einer Leistung von zwölf Megawatt und einem Brennstoffdurchsatz von 88.000 Tonnen pro Jahr entstehen. Projektentwickler ist die Essener Enro AG, die im nächsten Jahr ein weiteres Heiz-Kraftwerk mit sieben Megawatt Leistung im brandenburgischen Ludwigsfelde in Betrieb nehmen will.

"Die Versorgung mit Altholz ist für die nächsten 20 jähre gesichert", freut sich Enro-Vorstand Karl Friedrich Schlupp über die langfristigen Lieferverträge am Standort Hünxe. Die Abwärme des Kraftwerks soll in den Wärmeverbund eines anliegenden Industrie- und Gewerbeparks fließen. Sorgen über mögliche Probleme beim anstehenden Genehmigungsverfahren hat Schlupp keine: "Wir haben für unser Projekt bereits eine schriftliche Zustimmung der Gemeinde Hünxe vorliegen." Wenn alles gut geht, soll das Biomasse-Kraftwerk im Jahre 2005 erstmals Strom und Wärme aus Altholz produzieren.

Magazin für erneuerbare Energien "Neue Energie" 03/2003, Seite 125