Heisterner hat keine schlechte Qualität geliefert

Bieniek stellt Äußerung im Stadtrat richtig

Von Dominic Welters

Delitzsch. Die Schadenersatzklage in Höhe von mehreren Millionen Euro ist anhängig und könnte dem Stadtwerke-Konzern und damit der Kommune demnächst noch arg zu schaffen machen. Doch während der im März von der Biomassekraftwerk GmbH (BMKW) vor die Tür gesetzte Brennstoff-Lieferant Heisterner Holz-Recycling GmbH (HRG) den nächsten Wochen mit relativer Gelassenheit entgegensieht, bemüht sich Delitzsch offenbar um Klimaverbesserung. Möglicherweise, um die Chancen für eine baldige Veräußerung des BMKW zu verbessern, wie Kenner des Marktes vermuten. Das renommierte Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG soll bekanntlich für die Gesellschafter des Kraftwerks potenzielle Käufer ausfindig machen. Den Grund für diese Annahme liefert der Oberbürgermeister: Heinz Bieniek nahm jetzt im Stadtrat eine Aussage zurück, die er in der April-Sitzung des Plenums getan hatte - „und für die ich mich entschuldigen und die ich richtig stellen möchte“, wie der CDU-Politiker gegenüber der Kreiszeitung unter der Woche noch einmal bekräftigte. Die Firma Heisterner aus Sandersdorf bei Bitterfeld sei mitnichten der Grund für die fristlose Kündigung des Kooperationsvertrages mit den drei Zulieferern Technische Werke Delitzsch (TWD), Becker Umweltdienste Chemnitz und besagter HRG gewesen, der eine Laufzeit von 20 Jahren hatte.

Die schlechte Qualität, die zur Aufhebung des Arge-Vertrages geführt hat, stammte eindeutig nicht von Heisterner. Das Unternehmen ist im Vorfeld der Kündigung des Kontraktes auch nicht abgemahnt worden“, betonte Bieniek. Auf unzureichende Qualität seien lediglich die Becker Umweltdienste und die TWD-Tochter BMG Recycling GmbH aus Naundorf in Sachsen-Anhalt hingewiesen worden. An Letzterer halten die Technischen Werke bekanntlich 49 Prozent der Anteile. Über deren vom Stadtrat beschlossene Veräußerung liefen zuletzt Gespräche zwischen dem kommissarischen Allein-Geschäftsführer der TWD, Mario Laufer, und BMG-Mitgesellschafter Andreas Böhme. Man sei so gut wie handelseinig, hieß es zuletzt immer wieder. Nach Informationen der Kreiszeitung ist der Deal jedoch noch nicht vollzogen.

Unterdessen hat OBM Bieniek mit HRG-Geschäftsführer Michael Tenhaeff für die nächsten Tage eine Unterredung vereinbart. So genannte Versöhnungsgespräche mit den Sandersdorfern führten zuletzt ausschließlich Vertreter des Eon-Konzerns, der bekanntlich mit den Unternehmen Thüringer Energie AG und Energy Projects am Biomassekraftwerk beteiligt ist und gegenwärtig den Holznachschub für das der Ökostrom-Fabrik vorgeschaltete Holzkontor organisiert. Im Umfeld von Heisterner, profilierter Zerspaner von Bahnschwellen, gelten die Verhandlungen mehr oder weniger als gescheitert, „weil sie nicht wirklich ambitioniert waren“, wie es hieß. Eon scheine kein Interesse daran zu haben, HRG, das laut Arge-Vertrag aufbereitetes Altholz für 15 Euro die Tonne nach Delitzsch lieferte, wieder ins Boot zurückzuholen. Stattdessen werden nach Informationen der Kreiszeitung momentan Preise von 20 Euro und mehr gezahlt, damit das Holzkontor voll wird. Die Lieferungen stammen zu großen Teilen von überregionalen Anbietern.

LVZ, Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung, 27./28.05.2006, Seite 03


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