„Vorwürfe sind falsch“Kreiswerke-Chef im InterviewKreisgebiet (pfü). Einigung in Cröbern, Stress mit der Bürgerinitiative - Die Kreiswerke Delitzsch standen zuletzt mehrfach in den Schlagzeilen. Von der Überschrift: „8,7 Millionen Bares fehlen“, distanziert sich Kreiswerkechef Heinz Böhmer. Diese Behauptung sei schlichtweg falsch. „Die Rückstellung der Kreiswerke betrug 8,6 Millionen Euro im Jahr 1996 - bis zum Jahresabschluss 2004 ist sie bis auf 10,1 Millionen Euro angewachsen“, sagt Böhmer im Interview mit der Kreiszeitung. Die Behauptungen von „einer Gruppe“ könne er sich nur so erklären, dass dieser die bilanziellen Strukturen des Handelsrechts nicht klar seien. LVZ, Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung, 15.05.2006, Titelseite „Es ist falsch, dass Bargeld verschwunden ist“Kreiswerke-Chef Heinz Böhmer im Kreiszeitungs-InterviewKreisgebiet. Nach anfänglichem Schweigen haben sich die Kreiswerke Delitzsch (KWD) nun doch dazu entschlossen, auf Vorwürfe einer Bürgerinitiative (wir berichteten) zu reagieren. Geschäftsführer Heinz Böhmer äußert sich im Interview dazu und zum beigelegten Konflikt mit dem Verband Abfallwirtschaft Westsachsen. Stichwort Cröbern. Frage: Welche Auswirkungen haben die mit dem Zweckverband Abfallwirtschaft vereinbarten 90 Euro, die die Kreiswerke pro Tonne heizwertreicher Fraktionen bekommen? Sie haben ursprünglich mit 111,20 Euro kalkuliert. Das macht bei der vereinbarten Abnahmemenge von 110000 Tonnen pro Jahr ein Defizit von 2,3 Millionen Euro. Wie wollen die KWD das ausgleichen? Heinz Böhmer: In unserer Kalkulation, 111,20 Euro pro Tonne,
wurden folgende Faktoren berücksichtigt: Es wurde immer wieder von einem Zwischenlager gesprochen, dass nicht vorhanden sei. Was wird nach der befristeten Notlösung in Cröbern, wo sie ein Jahr zwischenlagern können? Was können Sie zu diesem Problem äußern? Cröbern ist keine Notlösung, sondern das vertraglich vereinbarte Lager auf dem Betriebsgelände Cröbern. Für dieses zeitbegrenzte Zwischenlager gibt es eine Genehmigung des Regierungspräsidiums. Dieses Lager nutzen die KWD befristet bis zur Genehmigung eines eigenen Lagers hier vor Ort. Die Zwischenlagerung in Cröbern wird für zirka ein Jahr in Anspruch genommen. Die KWD werden eigene Lösungen danach haben. Die entsprechenden Anträge sind zur Genehmigung schon beim RP eingereicht. Was beinhaltet der Ausgabe-posten sonstige betriebliche Aufwendungen? Warum gingen diese Ausgaben in den Jahren 2004 bis 2005 von acht Millionen Euro auf jetzt drei bis vier Millionen Euro zurück? Die Entwicklung der Gewinn- und Verlustrechnung - Position sonstige betriebliche Aufwendungen - reflektieren die Ergebnisse des Umbaus des Unternehmens nach der Schließung der Deponie Spröda sowie die Umstrukturierungsmaßnahmen, die durchgeführt worden sind und noch realisiert werden. Sie sagen, die Rückstellungen flossen in verschiedene Vermögenswerte. Um welche handelte es sich dabei? Rückstellungen werden wie in jedem Wirtschaftsunternehmen für Investitionen in Sach- und Anlagevermögen sowie Umlaufvermögen genutzt. Dazu ist zu sagen, dass die KWD in den vergangenen Jahren kontinuierlich in neue Geschäftsfelder investiert haben, zum Beispiel die Ersatzbrennstoffanlage in Delitzsch-Südwest. Sie wissen, dass durch die gebildeten Rückstellungen eigene finanzielle Mittel neben Bankdarlehen für diese Investition eingesetzt werden können. Diese Investition sind wiederum Grundlage für die Erarbeitung der erforderlichen „Cash flow“ des Unternehmens. Dieser Zahlungsmittelüberschuss setzt sich aus dem Betriebsergebnis und den Abschreibungen zusammen. Was sagen Sie zum Vorwurf, dass 8,7 Millionen Euro an Bargeld verschwunden seien und nicht als Sofortmittel zur Verfügung stünden? Es ist schlichtweg falsch, dass 8,7 Millionen Euro Bargeld verschwunden sind. Diese Behauptungen von einer Gruppe kann man nur so erklären, dass dieser die bilanziellen Strukturen des Handelsrechts nicht klar sind. Seit 1991 bilden die KWD Rückstellungen für die Sanierung und Nachsorge der Deponien Lissa und Spröda. Diese wurden jährlich von den externen Wirtschaftsprüfern sowie schon mehrfach durch die Betriebsprüfer des Finanzamtes geprüft. Die KWD haben eine Aufwandsrückstellung gebildet für die Deponiesanierung und Deponienachsorge, die keineswegs verschwunden, sondern nach aktuellem Fortschritt der Sanierung bilanziell aufgelöst und in die Sanierung eingeflossen sind. Diese Rückstellung betrug 8,6 Millionen Euro im Jahr 1996 - bis zum Jahresabschluss 2004 ist sie bis auf 10,1 Millionen Euro angewachsen. Die Sanierung der Deponie Lissa ist nahezu abgeschlossen. Dieses Projekt ist für jeden auch optisch sichtbar. Derzeit laufen die Sanierungsmaßnahmen in Spröda. Sie sagten, Sie wollen die Nachsorge der Deponien über andere Geschäftsfelder absichern. Welche Bereiche werden das sein? Die Nachsorge der Deponie wird wie ich bereits sagte, aus dem derzeitigen und zukünftigen „Cash flow“ des Unternehmens realisiert. Dabei sind alle Geschäftsfelder der KWD zu nennen. Die vom RP zur Zeit zur Verfügung gestellten Fördermittel betreffen nur Sanierungsleistungen für Altablagerungen vor dem Inkrafttreten des Kommunalabgabengesetzes im September 1993. Das heißt, alle notwendigen Rekultivierungen für Ablagerungen vor September 1993 einschließlich die aus Zeiten der ehemaligen DDR am Standort Spröda und Lissa verbracht wurden, werden durch diese Förderung anteilig mitfinanziert. Die Restsumme ist auch hier durch die KWD zu finanzieren. Eigentlich brauchen Sie doch kein Geld mehr für die Sanierung. Die 1,5 Millionen Euro haben Sie gegenüber dem RP als vorhanden angegeben. Die restlichen geforderten Eigenmittel bringen Sie als Eigenleistung ein, hinzu kommen fünf Millionen Euro Fördermittel. Warum also zusätzlich Geld erwirtschaften? Warum werden zudem Grundstücke der KWD mit Grundschulden belegt? Die Gesamtaufwendungen nach derzeitigen technologischen Erfordernissen und Erkenntnisstand für alle Sanierungsmaßnahmen in Lissa und Spröda betragen rund 15,5 Millionen Euro. Fördermittel wurden in Höhe von 4,9 Millionen Euro für die derzeit laufenden Sanierungsmaßnehmen in Aussicht gestellt. Die KWD müssen alle Arbeiten vorfinanzieren und bekommen nach Prüfung aller Nachweise eine nachträgliche Erstattung der förderfähigen Kosten über das RP Leipzig. Werden die Entsorgungskosten für Müll weiter steigen und auf den Bürger umgelegt? Wann ist mit Erhöhungen in welchem Umfang zu rechnen? Die Entsorgungskosten werden sich wie alle anderen Kosten der Lebenshaltung weiter entwickeln. Dies begründet sich wie Sie wissen, aus den Energiekosten, den Kraftstoffkosten, den Lohnkosten, den Entsorgungskosten in der Anlage Cröbern sowie den Verwertungskosten, die auf die Gebühren selbstverständlich Einfluss haben werden. Der Landkreis wird im Dezember eine neue Abfallgebührenkalkulation für das Jahr 2007 dem Kreistag zur Beschlussfassung vorlegen. Interview: Frank Pfütze LVZ, Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung, 15.05.2006, Seite 11 |