Krise in der Abfallwirtschaft

Gespräche mit sechs Anbietern bis Ende April

In der Abfallwirtschaft gingen gestern die Verhandlungen zur Lösung der Krise rund um die Mechanisch-Biologische Abfallbehandlungsanlage (MBA) Cröbern weiter. Der Zweckverband Abfallwirtschaft Westsachsen (ZAW) und der Kreis Delitzsch führten Gespräche mit Anbietern, die die so genannte heizwertreiche Fraktion der Anlage abnehmen wollen. Wie berichtet, ist dazu eigentlich der Kreis Delitzsch verpflichtet, kommt dem aber nicht im vertraglich vorgesehenen Rahmen nach. Über den Ausgang der Gespräche sei Vertraulichkeit vereinbart worden, sagte ZAW-Geschäftsleiter Holger Bauerfeind.

Der Verband habe mehrere Angebote eingeholt, um die Krise zu beenden. Neben der Offerte aus Delitzsch, die gegenüber dem Vertrag deutlich erhöhte Preise und eine nur gestaffelte Abnahme der Menge vorsieht, lägen sechs weitere vor, die alle keine Probleme hätten mit den angeblichen Qualitätsmängeln, die Delitzsch kritisiert, so Bauerfeind. Ein Interessent könne das Problem kurzfristig lösen und die heizwertreichen Reste abnehmen, die anderen böten das mittelfristig ab 2007/2008 an. „Wir haben uns den 30. April als Schlusspunkt der Gespräche gesetzt“, erklärte Bauerfeind.

Beim Betreiben der Anlage, der 51-prozentigen ZAW-Tochter Westsächsische Entsorgungs- und Verwertungsgesellschaft (WEV), werden derweil Wege gesucht, die wirtschaftliche Lage zu verbessern. Nachdem das vergangene Jahr nach ZAW-Angaben „verheerend“ verlaufen war und allein aus dem Streit mit Delitzsch ein Schaden von 5,5 Millionen Euro erwuchs, waren in den ersten Monaten dieses Jahres weiterhin Verluste geschrieben worden. Die WEV verfügt jedoch nur über ein Stammkapital von 7,5 Millionen Euro. „Wir müssen die Situation täglich im Visier behalten“, mahnte gestern der kaufmännische WEV-Geschäftsführer Günter Lohmann. Die Liquidität sei derzeit aber noch gegeben.

Neben einer Kapitalaufstockung sowie Gesprächen mit den Banken über eine Streckung der Tilgungen müsse versucht werden, günstigere Preise bei der heizwertreichen Fraktion zu erreichen. Zudem werde mit den Partnern über höhere Annahmepreise der Abfallbehandlung verhandelt. „Bei mehreren privaten Verträgen haben wir schon Erfolge erzielt“, so Lohmann. Wann und um wie viel im Raum Leipzig die Müllgebühren steigen, ist aber noch ungewiss. Erste Schätzungen gehen von mindestens 20 Prozent aus.

tv

LVZ, 29.03.06, Seite 17


 »»» weitere Zeitungsartikel

 »»» zur Startseite