20 Tonnen Holz lodern im Biomassekraftwerk

Delitzscher Feuerwehr in der Nacht zu gestern im Großeinsatz

Von Lutz Schmidt und Klaus Staeubert

Delitzsch Um 22.17 Uhr schrillt am Donnerstag bei der Delitzscher Feuerwehr die Alarmglocke. Kurz darauf öffnen sich die roten Tore im Schäfergraben und sieben Einsatzfahrzeuge der Delitzscher Feuerwehr eilen mit Blaulicht und Martinshorn in die Richard-Wagner-Straße. Brand im Biomassekraftwerk auf dem Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik!

Einsatzleiter Thomas Körner gibt knappe Befehle. Atemschutzgeräte werden vorsorglich angelegt, Schläuche rollen, aus drei Strahlrohren schießt wenig später das Löschwasser auf einen qualmenden Holzhaufen im Lagerbereich des Biomassekraftwekes. Hier brennen in einem 700 Tonnen umfassenden Lagerabschnitt etwa 20 Tonnen Schredder-Holz, das eigentlich in den Feuerschlund des Kraftwerkes wandern sollte. Viele Menschen in der Umgebung werden an diesem Abend Zeugen der Feuersbrunst. „Ich sah die riesigen Flammen über dem Altholzlagerplatz“, sagte Gerd Feldmann, der unweit des Brandortes, in der Schkeuditzer Straße, wohnt. Der Qualm zog nach Osten ab. „Zschepen war vernebelt“ berichtete Dietmar Mieth, „der ganze Ort war dicht. Mit derm Rauch kam ein bestialischer beißender Gestank“ Noch gestern klagte der Müllverbrennungsgegner über Schleimhautreizungen, Kopfschmerzen und Augenbrennen. Er will jetzt Strafanzeige gegen den Betreiber des Kraftwerkes stellen. Und: Mieth sieht seine Befürchtungen, die er vor der Genehmigung des Kraftwerkes immer wieder geäußert hatte, bestätigt.

Ausgerechnet mit einem seiner erbittertsten Gegener lag der Müll-Aktivist gestern auf einer Wellenlänge. „Was müssen hier erst für Wolken aufsteigen, wenn in dem Betrieb auch behandelte Althölzer der Klassen 3 und 4 verbrannt werden dürfen“, fragte sich Delitzschs Oberbürgermeister Heinz Bieniek. Er halte jetzt umso mehr an der bereits angekündigten Ablehnung der Ausweitung der Betriebserlaubnis für das Kraftwerk auf schadstoffhaltige Biomasse fest.

Wir waren in der Nacht mit insgesamt 32 Kameraden im Einsatz“, berichtete gestern nachdem er eine Mütze Schlaf genommen hatte. „Gut war für uns, das es die Werks-Löschanlage und Ringleitungen auf dem Gelände gibt“, schätzt Körner ein. Trotzdem waren Feuerwehrmänner bis gegen 4 Uhr vor Ort. „Wir mussten den großen Holzhaufen zum Löschen regelrecht auseinander ziehen“, beschreibt er die Situation am Brandort.

Der Sachgebietsleiter Immissionsschutz des Kreis-Umweltamtes Hartwig Schurig wurde gestern früh von der Firmenleitung auch darüber informiert, das es am Donnerstag um 21.45 Uhr noch eine gewohnte Begehung einschließlich Temperaturmessung in dem Lager gegeben habe und dabei nichts festgestellt worden sei. „Jetzt ermittelt die Polizei“, so Schurig. Im übrigen sei das Löschwasser zurückgehalten worden, um es chemisch zu analysieren.

Die Ursache des Feuers ist nicht geklärt“, so gestern Nachmittag Wolfgang Barth von der Polizeidirektion Torgau. Die Ermittlungen laufen. Der Schaden durch das Feuer wurde mit 50.000 Euro angegeben.

LVZ, Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung, 05./06.06.2004


Firmenleitung: Keine Gefahr für die Gesundheit

Durch den Brand entstanden keine gesundheitsgefährdenden Emissionen. Im Holzlager wurden allein ökologisch unbedenkliche Althölzer der Klasse A I und A II Opfer der Flammen. Zu keiner Zeit waren durch den Brand Gebäude oder Personen in unmittelbarer Nachbarschaft zu unserem Biomassekraftwerk gefährdet“, erklärte gestern Dirk Umbach, kaufmännischer Geschäftsführer der Biomassekraftwerk Delitzsch GmbH, in einer Pressemitteilung.

Auch der Betrieb des Kraftwerkes selbst sei in keiner Weise betroffen gewesen. Ein Abschalten der Anlagen war zu keiner Zeit erforderlich, hieß es weiter in der Mitteilung der Firmenleitung.

Das Biokraftwerk ist eine Tochtergesellschaft der Van Meegen Regenerative Energien GmbH. Seit September 2003 erzeugt das Werk elektrische Energie mit ökologisch unbedenklichem Abfallholz. Die Holzverbrennung erfolgte auf der Basis des seit April 2001 geltenden Gesetzes zur Förderung Erneuerbarer Energien (EEG)

LVZ, Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung, 05./06.06.2004