Delitzsch. Die Delitzscher Kreiswerke haben ihre Müllverbrennungspläne aufgegeben. Der Aufsichtsrat der Entsorgungs-, Entwicklungs- und Baugesellschaft Delitzsch GmbH (Eneba) - zu dem Unternehmensverbund gehört auch die Kreiswerke Delitzsch GmbH - beschloss jetzt die Einstellung des Vergabeverfahrens für die Restabfallbehandlung im Kreis Delitzsch. Das teilte Kreiswerke-Chef Manfred Buder mit.
Der Geschäftsführer des Zweckverbandes Abfallwirtschaft Westsachsen, Holger Bauerfeind, begrüßte die Entscheidung. "Es hat sich im Landkreis Delitzsch offenbar die Erkenntnis durchgesetzt", sagte er, "dass die Verbrennung in Delitzsch nicht wirtschaftlich betrieben werden kann."
Vor genau einem Jahr hatten sich der Kreis Delitzsch und der Zweckverband Westsachsen (Stadt Leipzig, Kreis Leipziger Land und Muldentalkreis) auf eine gemeinsame Abfallentsorgungsstrategie ab 2005 geeinigt. Danach sollten auf der Großdeponie in Cröbern bei Leipzig aus dem Einzugsbereich der beiden Vertragspartner (mehr als 900.000 Einwohner) bis zu 300.000 Tonnen Abfall mechanisch-biologisch vorbehandelt und anschließend unter anderem in einer 80.000-Tonnen-Verbrennungsanlage in Delitzsch verwertet werden. Das Konzept sah vor, die bei der thermischen Behandlung anfallenden Schlackereste zurück nach Cröbern zu transportieren und dort zu deponieren.
Auf der Grundlage eines Kreistagsbeschlusses begannen die Kreiswerke schon im Jahr 2000 damit, künftige Abfallbehandlungsleistungen auszuschreiben.
Dabei wurden auch acht Angebote für eine Verbrennungsanlage in Delitzsch abgegeben. Ein Zuschlag wurde bislang niemandem erteilt. Dem Vernehmen nach sollen die Kreiswerke gut 400.000 Euro in die Vorbereitungen investiert haben.
Der Eneba-Aufsichtsrat beschloss im Zusammenhang mit dem Stopp des Ausschreibungsverfahrens zudem, von einer Option auf ein Grundstück für die Verbrennungsanlage im Gewerbe- und Industriegebiet Delitzsch-Südwest zurückzutreten. Der Stadt Delitzsch und der Gemeinde Neukyhna, die den Standort gemeinsam vermarkten, gehen dadurch Erlöse von einer Million Euro verloren.
Wo die bei der mechanisch-biologischen Abfallbehandlung in Cröbern entstehende heizwertreiche Fraktion künftig verbrannt wird, ist unklar. In Trebsen, das zuletzt als Verbrennungsstandort im Gespräch war, "herrscht Stillstand", sagte Bauerfeind. Der Bau hänge von der Erweiterung der dortigen Papierfabrik ab. Wenn die ausbleibt, gebe es wie schon in Delitzsch auch dort zu wenig Dampfabnehmer und dann würde sich eine Müllverbrennungsanlage nicht mehr rechnen.
Klaus Staeubert
LVZ, 16.12.2003