Gesellschafter der Kreiswerke unter Korruptionsverdacht

Landratsamt: "Wir warten Ermittlungen ab"

Von KLAUS STAEUBERT

Delitzsch. Ein Gesellschafter der Kreiswerke Delitzsch GmbH steht im Verdacht der Korruption. Auf Klaus Jürgen Haupt, den Geschäftsführer des Instituts für Kommunalwirtschaft (IKW) waren die Ermittler des nordrheinwestfälischen Innenministeriums bei ihren Untersuchungen zur Kölner Müllverbrennungsaffäre gestoßen. Er war Berater der Schlüsselfigur des Korruptionsskandals, Hellmut Trienekens. Mit ihm hatte Haupt 1990 das kommunale Beratungsunternehmen IKW gegründet. Das ist mit 25 Prozent an den Kreiswerken beteiligt.

Nach der Kreiszeitung vorliegenden Informationen soll Haupt bei der Teilprivatisierung des Müllheizkraftwerkes in Iserlohn (Märkischer Kreis) Einfluss auf das öffentliche Vergabeverfahren genommen und 674.000 Euro von Trienekens erhalten haben. Ende 2001 hatte der Märkische Kreis, bei dem Haupt bis 1986 angestellt war, 49 Prozent seiner Anteile an der Betreibergesellschaft der Müllverbrennungsanlage Iserlohn an ein Tochterunternehmen der Trienekens AG veräußert. Die Kölner Ermittler fanden zudem heraus, dass der Berater zwei Jahre zuvor den Wahlkampf des CDU-Landrats mitfinanzierte. Die Rede ist von 18.000 bis 25.000 Mark.

Auch in Ostvorpommern, wo die IKW zu 50 Prozent an der Ver- und Entsorgungsgesellschaft VEO beteiligt ist, soll Haupt vor zwei Jahren den Wahlkampf des damaligen CDU-Landrats unterstützt haben. Laut Ostseezeitung flossen 20.000 Mark in die Parteikasse.

Im Delitzscher Landratsamt sieht man die Dinge um den Mitgesellschafter bei den Kreiswerken noch gelassen. Die Vorgänge um Haupt seien bekannt, räumte Rechtsdezernentin Angelika Stoye ein. Allerdings kenne sie nicht den Wortlaut des Untersuchungsberichts des nordrheinwestfälischen Innenministeriums, auf den sich die Vorwürfe stützen. Auf die Kreiswerke wirkten sich die Untersuchungen nicht aus, da Haupts Beteiligung an dem Unternehmen nicht Gegenstand des Verfahrens sei. Stoye: "Wir müssen jetzt abwarten, bis das Verfahren abgeschlossen ist." Der Landkreis ist mit 25 Prozent an den Kreiswerken beteiligt, die Eneba-Holding mit 50 Prozent.

Haupt war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Nach Aussagen seines Berliner Büros kommt er erst im September aus dem Urlaub zurück.

LVZ – Kreiszeitung vom 23./24.08.2003