An der Deponie Cröbern soll mit einer Jahresleistung von 300.000 Tonnen Deutschlands größte mechanisch biologische Abfallbehandlungsanlage (MBA) errichtet werden. Gestern wurden die Verträge unterzeichnet. Ein Konsortium aus Hochtief Construction AG Leipzig und Linde-KCA Dresden soll die Anlage für 68.6 Millionen Euro bis Mitte 2005 fertig stellen.
Etliche Nachtschichten stünden seinen Kollegen in Leipzig bevor, sagte Hochtief-Chef Wolfram Stüber. Bis September solle die Genehmigungsplanung, bis zum Februar die Ausführungsplanung stehen. Baustart sei dann im Frühjahr. 60.000 Kubikmeter Gelände müssten ausgeglichen 10.000 laufende Meter Schotterpfähle für die Gründung in den Tagebaukippen boden gebohrt, 25.000 Tonnen Beton gegossen und 3.000 Tonnen Bewehrungsstahl verbaut werden. "Wir werden das im Schichtbetrieb machen müssen sagte Stüber. Die Hauptbauleistung liege bei den Leipziger Kollegen, Lieferanten und Nachunternehmer würden vorrangig in der Region gesucht.
Leipzigs Bürgermeister Holger Tschense, der zugleich dem Zweckverband Abfallwirtschaft Westsachsen (ZAW) vorsteht, erläuterte nach der Vertragsunterzeichnung die Gründe für die MBA. Zum einen dürften laut Gesetzgeber ab dem l. Juni 2005 nur noch vorbehandelte Abfälle auf eine Deponie, zum anderen müsse Cröbern aber noch mindestens 20 Jahre in Betrieb bleiben, um abgeschrieben und abgezahlt zu sein (die LVZ berichtete). "Bei einer Müllverbrennungsanlage hätten wir Cröbern schließen müssen", so Tschense. So könne genügend Endmaterial aus der MBA deponiert und Cröbern weitergeführt werden.
Die Größe mit 300.000 Tonnen Leistung jährlich, bundesweit einmalig, resultiere aus der Wirtschaftlichkeit. 150.000 bis 170.000 Tonnen werde der ZAW liefern, den Rest sein Mitgesellschafter Sita Ost vorwiegend im sächsischen Raum akquirieren. ZAW und Sita Ost besitzen die Westsächsische Entsorgungsgesellschaft (WEV), die die Deponien betreibt und auch die MBA bewirtschaften soll. Im Herbst soll der Aufsichtsrat endgültig deren Bau beschließen.
Die Gebühren mit MBA und Cröbern würden preiswerter als mit einer Verbrennungsanlage und einem Auslaufen von Cröbern, sagte Tschense. "Dennoch wird es voraussichtlich zum l. Januar 2006 eine Steigerung der Gebühren geben. Sie wird sich aber unterhalb von zehn Prozent bewegen" sagte Tschense voraus.Helmut Hubert von Linde-KCA Dresden verwies auf ähnliche Anlagen in Europa. So habe seine Firma eine gleichgroße Müllaufbereitung in Barcelona errichtet. In der MBA werde Abfall zerkleinert, sortiert, Biomasse verrotte. Rund zwölf Wochen dauere ein Durchlauf. Die MBA soll hermetisch abgeschlossen werden, um Geruchsbelästigungen zu vermeiden.
J. ter Vehn
LVZ, 24.07.2003