Delitzsch. Im Industriegebiet Delitzsch Südwest sind die Arbeiten zum Bau eines Biomassekraftwerkes vorige Woche wieder angelaufen. Der wegen Widersprüchen gegen die erste Teilgenehmigung verhängte Baustopp ist vom Tisch, weil das Regierungspräsidium Leipzig alle vier Einwände negativ beschieden hat.
Damit kann die Biomassekraftwerk Delitzsch GmbH (BMKW) - Gesellschafter sind die Technischen Werke mit 44,5 Prozent, die Thüringer Energie AG mit 30,4 Prozent und die Eon Energy Projects GmbH mit 25,1 Prozent Gesellschaftsanteilen - ihr Vorhaben (wir berichteten) wie geplant fortsetzen. Mittlerweile sind auf dem Gelände die Erschließungsarbeiten für das Kraftwerk beendet. Der Straßenbau soll nächste Woche fertig sein, so BMKW-Geschäftsführer Bernd Schiller. Er wird in Kürze auch mit der Projektentwicklungsgruppe ins Containerdorf vor Ort umsiedeln, um das Bauvorhaben direkt im Auge zu haben.
Ende Juni erwartet BMKW die zweite Teilgenehmigung für die Errichtung des Kesselhauses, der Abkühlgrube und der Notstromversorgung. Der Fahrplan sieht dann im Juli die Errichtung der Fundamente und den Beginn des Hochbaus vor. Die dritte und letzte Teilgenehmigung zum Betrieb des Kraftwerkes will BMKW im August beantragen.
Ungeachtet dieser Entwicklung halten die Stimmen, die vor den Verbrennungsplänen in Delitzsch warnen, an. Rosenstadt Delitzsch, Kurstadt Bad Düben und die Dübener Heide als Tourismusgebiet stünden im Widerspruch zu den Biomasseplänen, meint beispielsweise Roland Hadrych aus Hohenossig. In einem Brief an die LVZ schreibt er: "Wenn man von der ab März gültigen Altholzverordnung ausgeht, ist die geplante Anlage, die nur verstromt, bereits heute unrentabel, weil die anfallende Wärme nutzlos in die Umwelt geht."
Als Problem sieht er auch die Holzasche und den Feinstaub. Für Hadrych stellt vor allem der Chromanteil, für den es laut Fachliteratur noch keine technische Lösung gebe, eine ökologische Gefährdung dar. Der Stadt Delitzsch wirft Roland Hadrych vor, mit dem Vorhaben Biomassekraftwerk nur die Schieflage ihres Haushaltes korrigieren zu wollen.
Thomas Steingen
LVZ-Online, 02.06.2003