Biomassekraftwerk in Südwest derzeit auf dem Prüfstand
Delitzsch. Die Technischen Werke wollen im Jahr 2004 im Gewerbegebiet Delitzsch Südwest ein Biomassekraftwerk in Betrieb nehmen. Derzeit läuft das Genehmigungsverfahren, Einwände gegen das Vorhaben sind bis zum 6. August 2002 möglich.
Wie es scheint, können die Technischen Werke Delitzsch GmbH (TWD) ihr Vorhaben, ein Biomassekraftwerk in Delitzsch Südwest zu errichten, planmäßig durchziehen. Zwar wechselten seit dem ersten öffentlichen Hinweisen dieser Ziele die Partner der TWD - vom einstigen Spannemann MVV (Mannheimer Verkehrs-, Versorgungs- und Energie AG) spricht keiner mehr, doch das Projekt an sich komme gut voran. "Wir liegen im Plan", freut sich TWD-Geschäftsführer Lutz Mörtl, schließlich ist das Vorhaben für ihn ein lukratives Geschäft, denn der Gesetzgeber sichert für diese Art der Energieerzeugung 20 Jahre lang einen subventionierten Preis zu. Damit rentiere sich diese Investion überhaupt erst, meint Mörtl.
In einem Boot mit Eon und TEAG
Die neuen Partner der TWD für das Biomassekraftwerk sind die Eon Tochter Energy Project und die Thüringer Energie AG (TEAG). Gemeinsam bilden die drei Unternehmen die BMK Delitzsch GmbH, in der die TWD 44,5 Prozent, Eon 25,1 Prozent und die TEAG 30,4 Prozent der Gesellschaftsanteile halten.
Ohne im Stadtrat einen Widerstand brechen zu müssen, sicherte sich die BMK GmbH das notwendige Grundstück im Gewerbegebiet Südwest. Im April wurde das Genehmigungsverfahren beim Regierungspräsidium in Leipzig (RP) eingereicht. Das RP machte das Verfahren am 15./16. Juni in der LVZ und am 20. Juni 2002 im Sächsischen Amtsblatt öffentlich bekannt. Damit wurde auch die Terminkette für Einsichtnahme und etwaige Einsprüche festgelegt. Der Genehmigungsantrag kann noch bis zum 23. Juli 2002 während der Dienststunden im Regierungspräsidium Leipzig, Braustraße 2, Zimmer 426, in der Stadtverwaltung Delitzsch (Technisches Rathaus, Schloßstraße 30) oder in der Gemeindeverwaltung von Neukyhna eingesehen werden.
Laut Genehmigungsantrag beabsichtigen die TWD die Errichtung und den Betrieb einer Anlage zur Beseitigung oder Verwertung fester Abfälle durch thermische Verfahren - ein Biomassekraftwerk mit einer Feuerungswärmeleistung von 66 Megawatt. Verfeuert werden sollen vorwiegend Hölzer aller Art, auch solche, die mit gefährlichen Stoffen belastet sind wie beispielsweise Eisenbahnschwellen. Ausgenommen sei aber Holz mit bestimmten Stoffen wie Quecksilber und Chlor, die sich nur sehr schwer ausfiltern ließen, erklärte Lutz Mörtl.
Brennstoff Stroh
Außer Holz könne man aber auch Stroh und andere nachwachsende Rohstoffe verwerten. Je nach Art des Brennstoffes würden jährlich zwischen 130.000 und 160.000 Tonnen benötigt. Die Inbetriebnahme der Anlage ist im Jahr 2004 vorgesehen. Nach einer europaweiten Ausschreibung verhandelt die BMK GmbH jetzt mit drei Bietern über den Bauauftrag für das Werk.
Zum jetzigen Zeitpunkt des Genehmigungsverfahrens können Einwände gegen das Vorhaben schriftlich und mit Angabe von Vor- und Familiennamen sowie Anschrift des Einwänders bei den Stellen, wo der Genehmigungsantrag ausliegt, vorgebracht werden. Das ist noch bis einschließlich 6. August 2002 möglich. Danach sind keinerlei Einsprüche mehr möglich.
Form- und fristgemäß erhobene Einsprüche werden am 12. September, 10 Uhr, im Delitzscher Bürgerhaus öffentlich erörtert. Berücksichtigt werden aber nur jene Einwände, die angeben, welche Beeinträchtigungen befürchtet werden.
BUND gegen Altholzverbrennung
Gegen die Verbrennung von schadstoffbelasteten Althölzern in Delitzsch spricht sich die Regionalgruppe des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz) aus. Zusammen mit der Bürgerinitiative "Müllverbrennung Delitzsch? Nein!" berät die BUND-Regionalgruppe Bürger zu Fragen der Einwendungsverfahren. Dazu können sich Bürger an diesem und am nächsten Sonntag (21. und 28. Juli) von 14 bis 17 Uhr im Breiten Turm Delitzsch melden. Dort liegen Mustereinwendungen bereit. Diese können auch im Internet unter www.mvg-delitzsch.de heruntergeladen werden. Wie Georg Bosold von der Bürgerinitiative informierte, hatten sich vergangenen Sonntag 35 Bürger solche Muster geholt.
T. S.
LVZ-Online, 20. Juli 2002