Tschense: Müllkosten werden nicht steigen
Die Kosten für die Entsorgung des Leipziger Abfalls steigen auch dann nicht, wenn ein Teil des Mülls im Kreis Delitzsch verbrannt wird. Das sagte Leipzigs Bürgermeister und Vorsitzender des Zweckverband Abfallwirtschaft Westsachen (ZAW), Holger Tschense.
"Aus der Vorvereinbarung, die mit dem Kreis Delitzsch besteht, geht hervor, dass auch mit der Verbrennung ab dem Jahr 2005 der Gesamtentsorgungspreis von 105 Euro pro Tonne Abfall nicht überschritten werden darf", erläuterte Tschense.
Diese Summe war auch ohne Verbrennung schon genannt worden, entspricht in etwa derjenigen, die der ZAW als neuen Deponiepreis ab dem nächsten Jahr festlegen will (bislang sind es 89 Euro). Derzeit werde im Detail mit Delitzsch verhandelt, "wenn wir uns über den Preis einigen können, werden wir Mitte Juli endgültig die Verträge unterzeichnen", so Tschense.
Einig seien sich ZAW und der Kreis Delitzsch, dass maximal 80.000 Tonnen der so genannten heizwertreichen Fraktion des Abfalls in einem Spezialofen verbrannt werden sollen. Neben dem Müll, der auf die Deponie soll, und geringen Mengen Wertstoffen, die sich auch im Hausmüll noch finden, bildet die heizwertreiche Fraktion den größten Teil des Outputs einer Mechanisch-Biologischen Abfallbehandlungsanlage (MBA). Wie berichtet, will der ZAW eine solche mit einer Kapazität von 300.000 Tonne pro Jahr mit einem privaten Partner bis zum Jahr 2005 am Standort seiner Deponie Cröbern errichten.
Ab diesem Jahr - so will es ein Bundesgesetz - darf Müll entweder nur noch verbrannt oder nach einer MBA-Stufe deponiert werden. In Cröbern wird die MBA benötigt, weil bei ihr knapp die Hälfte des Entsorgungsgutes zur Deponierung anfällt. Diese Menge wiederum wird gebraucht, um die Schulden von Cröbern langfristig abzahlen zu können.
Neben Delitzsch werde noch ein weiterer Partner für das Verbrennen der heizwertreichen Fraktion benötigt, sagte Tschense. Er soll in etwa die gleiche Menge erhalten. Europaweit werde das Material schon fast als Rohstoff angesehen. Man könne es in Luxemburg und Belgien wie Briketts in Kraftwerken verfeuern, erläuterte der ZAW-Chef. In Deutschland sei das noch nicht erlaubt, daher gebe es noch keinen Markt für diese Art Rohstoff.
Der Handel mit Delitzsch habe auch für den ZAW Vorteile, sagte Tschense. Zunächst verpflichte sich der Kreis, seinen Hausmüll von jährlich rund 35.000 Tonnen zur MBA nach Cröbern zu bringen. Zudem hoffe der ZAW, über den privaten Teilhaber der Kreiswerke Delitzsch künftig in Cröbern auch diejenigen Nachbarkreise zu entsorgen, in denen die Firma bereits tätig ist. Tschense hatte immer für ein gemeinsames Abfallentsorgungskonzept der Region plädiert, zumin-dest Westsachsen müsse den Weg zusammen gehen, hatte er gefordert.
J. ter Vehn
LVZ-Online, 22. Juni 2002