Eklat beim BUND: Vorstand Mieth schmeißt hin

Delitzsch. Krach bei den Delitzscher Umweltschützern: Dietmar Mieth, Gründungs- und Vorstandsmitglied der erst vor zwei Monaten ins Leben gerufenen Delitzscher Regionalgruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat seine Mitarbeit in der Organisation aufgekündigt. Hintergrund ist ein Zerwürfnis mit dem BUND-Kreisvorsitzenden Hans-Udo Weiland.

Mieths Rücktritt kam völlig überraschend. Als der Zschepener Landwirt und engagierte Müllverbrennungsgegner am Freitagabend beim Podiumsgespräch rund ums Thema Müllverbrennung (siehe Kasten rechts) um ein Schlusswort gebeten wurde, gab dieser völlig überraschend seinen sofortigen Austritt aus dem BUND bekannt. "Er habe soeben erfahren, dass es einen neuen Stand bei der MVA-Planung gäbe, die seine weitere Mitarbeit beim BUND unmöglich mache", so das Vorstandsmitglied der erst seit April arbeitenden Delitzscher Regionalgruppe.

Auf LVZ-Nachfrage erklärte Mieth, dass er seinem Kreisvorsitzenden nicht mehr trauen könne. Offenbar ist dieser weit mehr in die Planungen zur gesetzeskonformen Müllbeseitigung nach dem Jahr 2005 einbezogen, als er seine Mitstreiter wissen lässt. Bei der Veranstaltung in Delitzsch war durchgesickert, dass Weiland sich bei einer vorangegangenen BUND-Sitzung in Eilenburg offenbar zum Thema Müllverbrennung geäußert hat und dabei durchblicken ließ, dass der Müll aus dem Kreis Delitzsch und allen angrenzenden bzw. umliegenden Kreisen künftig zu der für die Leipziger Großdeponie Cröbern geplanten mechanisch-biologische Abfallbehandlungsanlage (MBA) gebracht werden soll. Für die nach der Verrottung verbleibenden Restbestände, das so genannte Trockenstabilat, sei die Verbrennung in Delitzsch vorgesehen, wofür wiederum eine Verbrennungsanlage gebaut werden solle. Bei einer für 300.000 Tonnen pro Jahr ausgelegten MBA, wie sie für Cröbern vorgesehen ist, blieben bis zu 100.000 Tonnen Verbrennungsmasse übrig. "Wenn das wahr ist und Herr Weiland dies bewusst mitgetragen hat, habe ich im BUND nichts mehr verloren", machte Mieth als erklärter MVA-Gegner und Mitbegründer der Bürgerinitiative "Müllverbrennung Delitzsch? Nein!" aus seiner Enttäuschung keinen Hehl.

BUND-Kreisvorsitzender Hans-Udo Weiland, der beim Podium zur Müllverbrennung mit diskutiert hatte, nahm den öffentlichen Austritt seines Delitzscher Regionalgruppenvorstandes kommentarlos zur Kenntnis. Noch zu Wochenbeginn hatte Weiland, der zugleich sächsischer BUND-Landesvorsitzender ist, Kritik am Bau von Müllverbrennungsanlagen in Sachsen geäußert, forderte gar den Stopp der jetzt im Bau befindlichen
Anlage in Lauta. Sachsen drohten Überkapazitäten von bis zu einer Million Tonnen, wenn alle geplanten MVA errichtet würden. Weiland warnte in Dresden vor zu hohem Dioxin-Ausstoß und wies auf die Gefahr von Bunkerbränden und Kesselexplosionen in Müllverbrennungsanlagen mit einem unkalkulierbaren Risiko für Mensch und Natur hin.

Am 20. Juli kommen die Delitzscher Stadträte zu einem Sonderstadtrat zusammen, um wiederholt über den umstrittenen Grundstücksverkauf für die Müllverbrennungsanlage in Delitzsch Südwest zu beraten und einen Beschluss zu fassen. Dr. Dietmar Lohmann vom sächsischen Landesverband der Recyclingwirtschaft ist als Gast geladen und wird zur aktuellen Entwicklung in der Kreislaufwirtschaft mit der angestrebten Rangfolge "Vermeiden, Verwerten, Beseitigen" Stellung nehmen.

efa

LVZ-Online, 12.06.2002