"Beschimpfungen lösen die Probleme nicht"
Landrat zu Behauptungen von BUND-Mitgliedern
Delitzsch.
"Ich kann nicht zur Tagesordnung übergehen, wenn Mitarbeiter meines Hauses als Lügner hingestellt werden, die sachliche und durch Gutachten kompetenter Institutionen begründete Auskünfte geben. Mit aller Entschlossenheit verwahre ich mich gegen diese Diskriminierung", regierte Landrat Michael Czupalla jetzt auf äußerungen von Mitgliedern des BUND anlässlich der Gründung der Regionalgruppe Delitzsch in der Diskussion um die geplante Müllverbrennungsanlage in Delitzsch (LVZ berichtete kürzlich).
"Es wird einfach ignoriert, dass wir es uns nicht einfach machen mit den Entscheidungen im Umgang mit "unserem Müll", dass unabhängige Gutachter bei Vergleichen der alternativen Behandlungstechnologien die unbedenklichen Auswirkungen auf den Standort Delitzsch begründen, dass zum Beispiel weder Krebsrisiko noch Atembeschwerden zu befürchten sind", heißt es weiter. Allgemeines Schüren von "unbegründeten Technikängsten und der undifferenzierte Hinweis auf neue Erkenntnisse von Greenpeace, ohne ein einziges konkretes Argument anzuführen" könne eine verantwortungsvolle Diskussion nicht ersetzen. Unbewiesene Behauptungen und Beschimpfungen seien "unqualifiziert" und trügen nicht zu Lösungen bei. "Die Verantwortung für unsere eigenen Probleme und die Nachhaltigkeit unserer Entscheidungen gebietet es, den Müll von heute und morgen nicht anderen oder späteren Generationen zu überlassen." Czupalla erinnerte in der Vorbereitung zu den Entscheidungen der Kreisräte an den Runden Tisch zur Entsorgungsproblematik, an dem zahlreiche Bedenken, Fakten und Argumente ausgetauscht wurden. Vertreter aller Interessenlagen und aller Bevölkerungsschichten waren gemeinsam mit der Tagespresse und gewünschten Experten Teilnehmer des Runden Tisches (wir berichteten mehrfach). "Der gesamte Weg bis zur Entscheidung war weder verdeckt noch undurchsichtig, er war so durchsichtig wie nur möglich", betonte der Landrat.
Um nicht falsch verstanden zu werden begrüßte Czupalla ausdrücklich, wenn sich Bürgerinnen und Bürger für die Gemeinschaft und ihre Belange engagieren, Sorgen und Bedenken einbringen. "Ich wünsche mir eine sachliche kritische Begleitung, auch durch den BUND. Davon lebt unsere Demokratie." Verlautbarungen in der Presse von Mitgliedern der neu gegründeten Regionalgruppe Delitzsch seien jedoch von einem Geist getragen gewesen, "als wäre man permanent in Unkenntnis gelassen worden. Wir alle haben die Pflicht, im Ringen um die besten Lösungen konstruktiv zu arbeiten und nicht destruktiv zu polemisieren."
"Wir wollen keine Angst schüren"
"Wir wollen keine Angst verbreiten, sondern aufklären" überschrieb Elfriede Schulze aus Delitzsch ihre erneut Wortmeldung zu diesem Thema. "Aber ich kam mit Leuten ins Gespräch, die so denken wie ich und die Problematik auch aus anderen Regionen kennen. Ich erfuhr, dass auch ärzte und Wissenschaftler gegen Müllverbrennung sind und Studien veröffentlichten, die eine Schädigung von Mensch und Natur nachweisen." Mit Erleichterung und Hoffnung nahm Frau Schulze außerdem zur Kenntnis, dass sich auch gegen überdimensionierte Müllverbrennung Widerstand regt. "Auch hier lautet das Ziel, nächsten Generationen eine saubere und gesunde Umwelt zu bewahren. Sicher nicht, um Angst in der Bevölkerung zu schüren, wie Prof. Born aus Freiberg meinte. Es liegt nun an uns, die Gruppe zu unterstützen."
red.
LVZ-Online, 19.04.2002