Die Stimme der Bevölkerung sollte mehr gehört werden
Über die verschiedenen Stellungnahmen zum Thema Müllentsorgung in der Zeitung konnte ich nur noch den Kopf schütteln. Kein Verständnis hatte ich für die Leute, die nur aus wirtschaftlichen Gründen stur und ohne andere Meinungen zu akzeptieren für eine Müllverbrennungsanlage in überdimensionaler Größe plädieren. Was nützt uns jetzt die Tatsache, dass einige Arbeitsplätze geschaffen werden, wenn in Zukunft, man sollte den Kritikern glauben, die Anlage nicht ausgelastet ist. Wie man aus benachbarten Regionen vernimmt, sind ähnliche Anlagen dort auch geplant, auf deren Müll dürfen wir dann nicht zu unserer eigenen Auslastung rechnen. Die Müllentsorgung für jeden Einzelnen von uns dürfte dann mit der Zeit sehr teuer werden. Ein anderer Aspekt beunruhigt mich weitaus mehr. Ich war lange Krankenschwester. Fast 30 Jahre lang habe ich im ambulanten Dienst kranke Menschen zu Hause betreut. Menschen, die in Chemiebetrieben mit Giftgasausstoß gearbeitet haben, und die durch die Arbeit dort gesundheitliche Schäden davontrugen. Ich habe das Elend gesehen, wie sie jahrelang unter unsäglichen Schmerzen mit Erstickungsqualen bis zum Tode rangen. Können sich die Verfechter für diese Anlage nicht mehr an die Zeit erinnern, als Bitterfeld noch produzierte und wir die Windrichtung nicht mit Nordwest bezeichneten, sondern "Bitterfelder Dunstglocke" nannten? Jetzt würde die neue Dunstglocke aus südwestlicher Richtung zu uns ziehen. Sollten wir nicht verhindern, dass unsere Kinder und Enkel an den Folgen erkranken? Vielleicht wäre ein Denkzettel, wie die Abgeordneten dem OBM erteilt haben, auch von der Bevölkerung angebracht. Vielleicht sollte deren Stimme weitaus mehr gehört werden.
Elfriede Schulze, Delitzsch
LVZ, 28.02.2002