Südzucker demontiert Delitzscher Werk - Investor steht in den Startlöchern
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Die Demontage der Zuckerfabrik hat begonnen. Die Werksanlagen sollen schon bald in anderen Betrieben des Südzucker-Konzerns eingesetzt werden. Derweil stellt Investor Gerhard van Meegen seine Pläne für ein Biomassekraftwerk vor, das er auf dem Gelände der einstigen Zuckerfabrik errichten will (kleines Foto).
Fotos: Manfred Lüttich
Investor van Meegen beantragt Biomassekraftwerk
Stadt Delitzsch will den Standort Zuckerfabrik aber nicht unterstützen
Delitzsch. Während sich in Delitzsch, angeführt vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) sowie der Bürgerinitiative "Müllverbrennung in Delitzsch - Nein danke!" Verbrennungsgegner formieren (LVZ berichtete), arbeitet die Biokraftwerk Delitzsch GmbH (BKD) fleißig daran, um ihr Projekt, auf dem Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik ein Biomassekraftwerk zu errichten, voranzubringen.
Geschäftsführer Gerhard van Meegen rechnet fest damit, dass die Umbauarbeiten im März 2002 beginnen können. Die Südzucker AG demontiert derweil ihre Anlagen und transportiert sie ab.
Anfang des Jahres hat BKD beim Landratsamt in Delitzsch einen entsprechenden Antrag nach Bundesimmissionsschutzverordnung eingereicht und gleichzeitig den vorzeitigen Baubeginn beantragt. Dezernent Ulrich Fiedler bestätigte, dass das Umweltamt derzeit diesen Antrag bearbeitet.
Die Prüfung muss im Ergebnis eine Aussage treffen, ob ein Biomassekraftwerk auf diesem Standort gebaut werden kann. Konkret beantragte BKD ein Kraftwerk mit einer Feuerungswärmeleistung kleiner als 50 Megawatt thermisch. Deshalb kann diese Anlage auch vom Landratsamt Delitzsch genehmigt werden. Bei Anlagen über 50 MW würde dies dem Regierungspräsidium obliegen. In Delitzsch plant die Biomassekraftwerk Delitzsch GmbH, jährlich 109.500 Tonnen Hölzer der
Kategorie AI und AII zu verfeuern. "Also kein schadstoffbelastetes Holz", stellte Gerhard van Meegen mit Bezug auf anders lautende Behauptungen klar.
In diesen Tagen will das Landratsamt auch die Stadt Delitzsch in das Prüfverfahren einbeziehen. Die Stadt müsste dann später auch den konkreten Bauantrag bearbeiten. In der jetzigen Phase ist vor allem ihre Stellungnahme zum Standort Zuckerfabrik gefragt.
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Auszug eines Briefes von Oberbürgermeister Heinz Bieniek an Gerhard van Meegen vom 25. Juli vergangenen Jahres. Darin sichert der OBM dem Investor noch seine Unterstützung zu.
BKD hofft dabei auf das Einvernehmen der Stadt, doch das scheint alles andere als selbstverständlich. Im Dezember des vorigen Jahres bot BKD-Geschäftsführer van Meegen in einem Schreiben an Oberbürgermeister Heinz Bieniek der Stadt zum wiederholten Male eine Zusammenarbeit an und bat gleichzeitig um eine Unterredung bei der Stadt. Ein Gesprächstermin kam bisher jedoch noch nicht zustande.
Vieles deutet nunmehr darauf hin, dass die Stadt dem van-Meegen-Projekt ablehnend gegenübersteht. "Von uns ist seitens des Landratsamtes noch keine Stellungnahme abgefordert worden", sagte Bürgermeister Gerhard Denef vergangene Woche und fügte hinzu: "...ein Biomassekraftwerk auf dem Südzuckergelände werden wir aber auf keinen Fall unterstützen." Ein Biomassekraftwerk im favoriesierten Standort Gewerbegebiet Südwest würde reichen, so Denef weiter. Nach Recherchen der Leipziger Volkszeitung haben sich die Technischen Werke Delitzsch dort beim Zweckverband Gewerbegebiet Delitzsch Südwest bereits die Option zum Kauf eines Grundstückes gesichert.
Offensichtlich hat die Stadt zum Industriestandort Zuckerfabrik in den vergangenen Monaten ihre Meinung grundlegend geändert, denn noch im Juli 2001 schrieb Oberbürgermeister Bieniek an den BKD-Geschäftsführer: "Die Stadt Delitzsch hat gegen die Durchführung Ihrer Maßnahme auf dem Gelände der Zuckerfabrik keine Einwände, zumal 45 Arbeitsplätze geschaffen werden sollen "
T.S.
LVZ, 13.02.2002