Biomassekraftwerk in Delitzsch Südwest nimmt Gestalt an

Pfleiderer-Tochter als Holzlieferant gewonnen

D e l i t z s c h. Gemeinsam mit der Mannheimer Verkehrs-, Versorgungs- und Energie AG (MW) plant die Technischen Werke Delitzsch GmbH (TWD), im Industrie- und Gewerbegebiet Delitzsch Südwest auf einer Fläche von rund 3,5 Hektar ein Biomassekraftwerk (BMKW) mit einer Jahreskapazität von 100 000 Tonnen zu errichten.

Wie
TWD-Geschäftsführer Lutz Mörtl gestern informierte, soll das Biomassekraftwerk, das Elektroenergie auf Basis von biologischen Brennstoffen erzeugt, Ende 2003 bereits in Betrieb genommen werden. Mit der Investition, die sich insgesamt auf rund 100 Millionen Mark erstreckt, wollen beide Partner die staatliche Förderung für erneuerbare Energie nutzen. 20 Jahre lang stellt der Gesetzgeber eine Bezuschussung von bis zu 17 Pfennigen pro Kilowattstunde in Aussicht, wenn bis 2003 eine solche Anlage genehmigt worden ist. Dadurch rentiere sich die Investition überhaupt erst, meint der TWD-Geschäftsführer.
Mindestens 50 Arbeitsplätze seien in Sicht. Bevorzugt berücksichtigt werden sollen dabei ehemahge Mitarbeiter der Delitzscher Zuckerfabrik, die der Südzuckerkonzern in diesem Jahr schließt, das unterstrich Heinz Bieniek, Delitzschs OBM und TWD-Aufsichtsratschef.
Verbrannt werden in diesem BMKW vorwiegend Althölzer, besonders jene, die auf Grund ihrer Belastungen durch Schadstoffe (zum Beispiel Eisenbahnschwellen oder Hölzer mit Anstrichen) künftig nicht mehr auf Deponien abgelagert werden dürfen.
Für die Wirtschaftlichkeit eines solchen Biomassekraftwerkes ist die langfristige Sicherung der Brennstoffmengen eine wesentliche Voraussetzung. Auch dem könne man entsprechen, so Lutz Mörtl weiter. MVV und TWD, die zu Errichtung und Betreibung des Kraftwerkes noch eine spezielle Gesellschaft gründen werden, gewannen für die Bereitstellung des Holzmaterials die lnterwood GmbH, ein Tocherunternehmen der in Delitzsch Südwest ansässigen Pfleiderer AG. Nach Ansicht von Lutz Mörtl sei Interwood als Holzumschlagshändler in Deutschland der zuverlässigste Partner.
Interwood selbst will in Delitzsch Südwest ebenfalls investieren und in unmittelbarer Nachbarschaft zum Biomassekraftwerk ein Holzlager mit einer Holzsortier- und -aufbereitungsanlage errichten. Diese Investition sei mit rund 10 Millionen Mark veranschlagt. Betriebsbeginn soll dort im Herbst 2002 sein, so Heinz Bieniek. Wie die TWD-Verantwortlichen weiter ausführten, würden in dieser Anlage jährlich rund 300 000 Tonnen Holz sortiert. Wieder verwendbares Material werde von Delitzsch aus dann weiter vermarktet. Vorgesehen ist, die Mehrzahl der Transporte mit der Eisenbahn durchzuführen, was den Straßentransport aber nicht ausschließe.
Im September stimmten MVV und TWD mit dem Regierungspräsidium in Leipzig den Umfang des Genehmigungsverfahrens ab. Eine Umweltverträglichkeitstudie wurde bereits eingereicht. TWD-Geschäftsführer Mörtl hofft nun, das Genehmigungsverfahren im November in Gang setzen zu können.

T. S.

LVZ, 19.10.2001