D e l i t z s c h. Der Stand der Erarbeitung einer Umweltverträglichkeitsstudie für den bisher kontrovers diskutierten Müliverbrennungsstandort Delitzsch Südwest war Schwerpunkt der jüngsten Beratung der überparlamentarischen Arbeitsgruppe "Abfallentsorgung", die den Kreistag bei der Entscheidungsfindung für die künftige Müllentsorgung im Landkreis beratend begleitet.
Die Studie gab der Kreistag beim Ökoinstitut Darmstadt, das die Untersuchungen gemeinsam mit dem Institut IFEU durchführt, in Auftrag. Sie soll Auskunft darüber geben, welche umweltrelevanten Auswirkungen die drei ausgewählten Entsorgungsvarianten - Bau einer Müllverbrennungsanlage (MVA), Bau einer mechanisch- biologischen Anlage (MBA) oder die Entsorgung des Mülls außerhalb des Landkreises - für Delitzsch und das Umland haben. Mit konkreten Ergebnissen könne er gegenwärtig noch nicht dienen, sagte Günther Dehoust vom Ökoinstitut. Er erklärte aber die Verfahrensweise zur Erarbeitung der Studie. Diese ist zweigeteilt: Einerseits eine standortunabhängige Ökobilanz, in der die drei Varianten an sich verglichen werden. In diesem Modell wird bewertet, welche Ressourcen (Rohstoffe, Fläche, Wasser usw.) jede Variante verbraucht und welche Belastungen für die Umwelt (Abfall-, Luft- und Wasseremissionen) daraus entstehen. Zu untersuchen sei im Besonderen, so Dehoust, welchen Beitrag jede Entsorgungsvariante für den Treibhauseffekt, für Versauerung, Photosmog, Human- und Ökotoxizität habe. Um zu aussagekräftigen Einschätzungen zu kommen, wird von einer zu verwertenden Müllmenge von 50.000 Tonnen jährlich ausgegangen.
Ein anderer Ansatz sei dann aber für den zweiten Teil die Umweltverträglichkeitsuntersuchung für den Standort Delitzsch. Hier ginge es um ein theoretisches Modell, das eine Prognose darüber liefern soll, wie hoch maximal die Umweltbelastung in Delitzsch sein könnte, wenn man auf eine der drei Varianten zurückgreift. Deshalb sei hier von jenen Müllmengen (150.000 Tonnen für MVA und MBA, 50.000 Tonnen für Verwertung außerhalb des Kreises) auszugehen, die für die jeweilige Variante konzipiert sind, erklärte Dehoust. Mit Hilfe eines sogenannten Belastungspfadmodells rechnen die Wissenschaftler die theoretisch maximal mögliche Belastungen für den Menschen aus. Vorausgesetzt wird, dass die Menschen mehrere Jahrzehnte im zu untersuchenden Gebiet leben, nur Wasser von hier trinken und nur Produkte essen, die in diesem Gebiet angebaut werden. Vorausgesetzt ist weiter die Einhaltung der gesetzlich vorgegebenen Grenzwerte.
Hans-Udo Weiland vom BUND warf ein, das auch bei Einhaltung der Grenzwerte Umweltbelastungen entstünden und es nicht erwiesen sei, dass diese für Menschen gänzlich gefahrlos wären. Des Weiteren verwies Weiland auf Betriebsstörungen und Störfälle, beispielsweise auf Bunkerbrände, bei denen viel höhere Emissionen entstünden, als im Normalbetrieb. "Wie fließen diese in die Unter suchungen ein", wollte er wissen. Sie in das mathematische Gesamtmodell einzupassen, sei problematisch, weil man nicht vorhersehen könne, wie oft Störfälle auftreten und in welchem Maße dabei die Emissionen ansteigen würden, meinte Dehoust. Bewertbare Aussagen für einzeln Störfälle hielt er hingegen für denkbar. Am 30. Juli sollen die Ergebnisse der Umweltverträglichkeitstudie vorliegen. Dann will man näher darübeber informieren.
T. S.
LVZ vom 16./17.06.2001