Dresden. Die Müllabfuhr in Sachsen hat offenbar immer weniger zu tun. Die Restabfallmengen gingen auch im vergangenen Jahr wieder deutlich zurück, wie Umweltminister Steffen Flath (CDU) gestern erklärte. Wie aus seiner Abfallbilanz 1999 hervorgeht, sank das Aufkommen um 7,5 Prozent auf rund 760.000 Tonnen. 1993 hatten die sächsischen Haushalte noch 1,27 Millionen Tonnnen Restmüll - also ohne Altstoffe, Bioabfälle und Sperrmüll - produziert.
Der positive Trend wird in den kommenden Jahren anhalte. Nach einer neuen Prognose des Ministeriums verringern sich die Berge der zu behandelnden Abfälle bis 2010 auf voraussichtlich noch auf 635.000 Tonnen. Damit wurde die Vorhersage erneut kräftig nach unten korrigiert. Flath appelierte zugleich an die Entorgungsunternehmen und Verbände, angesichts der neuen Zahlen ihre Berechnungen zu überprüfen und anzupassen, um Überkapazitäten zu vermeiden.
Der Rückgang der Restmüllmenge ist teilweise auf die Sorgfalt der Verbraucher und auf die Bevölkerungsabwanderung zurückzuführen. Ein weiterer wichtiger Grund ist aber auch die Trennung der Reststoffe im Haushalt. So stieg zugleich die Biomüllmenge um 9.700 Tonnen auf 185.000 Tonnen an. Auch die Container mit getrennt gesammelten Wertstoffen wie Altpapier, Altglas und Leichverpackungen wurden immer voller.
Auffallend ist, dass Abfallvermeidung und Trennung je nach Region sehr unterschiedlich betrieben wird. Der meiste Restabfall fiel im Kreis Riesa-Großenhain sowie in Städten wie Leipzig, Chemnitz, Plauen und Dresden an. Den wenigsten Abfall produzierten die Bürger in den Kreisen Löbau-Zittau, Freiberg und Mittweida.
Flath rief die Bürger dazu auf, Abfälle noch stärker als bisher zu vermeiden und zu trennen. Insbesondere die Großstädter hätten noch einen Nachholebdarf. Schließlich ist hier die Lage anonymer und man hält sich - nach einem Blick in die Tonne - gern an die Nachbarn, die auch nicht so genau ihren Müll trennen.
Die Menge des gesamten Abfalls hat sich im Landesdurchschnitt zumindestens um ein paar Kilogramm reduziert. Während 1998 noch 423 Kilogramm pro Einwohner anfielen, waren es vergangenes Jahr noch 415 Kilo. Unklar blieb indes auch gestern, wie die Zukunft der Verwertung in Sachsen aussieht. Ab dem jahr 2005 muss Müll vorbehandelt werden, bevor er auf die Deponie kommt. Bisher wurden von der Staatsregierung dafür Verbrennungsanlagen favorisiert. Die erste Neuanlage dieser Art in Lauta ist bereits genehmigt. Wann dort der Bau beginnt, ist nicht bekannt. Seit der Inbetriebnahme einer mechanisch-biologischen Anlage in Dresden rücken nun aber auch diese so genannte "Kalten Rotten" weiter ins Blickfeld. Sie gelten als umweltfreundlichere Lösung und werden nun auch von Flath als denkbare Alternative genannt: "Wir sind offen für verschiedene Verfahren."
Flath setzt allerdings darauf, dass "die Kreistage die Debatten unter sich ausstreiten". Das Land wolle nicht in die kommunale Selbstverwaltun eingreifen. Er wünscht sich allerdings, dass die Regionen von Leipzig und Chemnitz Gespräche führen und auch über die Landesgrenzen hinweg schauten, etwa von Vogtland in Richtung Bayern.
Die Müllgenühren werden in Zukunft laut Flaths Prognosen dank der sinkenden Mengen zumindestens weniger steigen, weil geringere Müllmverwertungskapazitäten gebaut werden müssen. Flaths Vorgänger Rolf Jähnischen hat noch im April 1999 gegenüber unserer Zeitung angekündigt, es werde keine Preissteigerungen geben.
Sven Heitkamp
LVZ, 03.11.2000