LÜDENSCHEID. Hat sich Landrat Aloys Steppuhn korrumpieren lassen? In den Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft Bochum gibt es brisante Hinweise. Die Behörde ermittelt wegen Vorteilsnahme gegen Landrat Aloys Steppuhn, Kreiskämmerer Robert Schüwer und Kreisdirektor Michael Rolland im Zusammenhang mit der Teilprivatisierung der Abfallentsorgungsgesellschaft Märkischer Kreis (AMK).
Kurz vor der Wahl zum Landrat reiste Steppuhn gemeinsam mit seiner Frau Lucy im Mai 1999 nach Berlin. Die Übernachtungskosten im Fünf-Sterne-Hotel Grand Hyatt in Höhe von 882,50 Mark zahlte ebenso Dr. Klaus-Jürgen Haupt wie ein gemeinsames Abendessen in der Regierungsstadt über 685 Mark.
Haupt, ehemals Abfalldezernent bei Märkischen Kreis und eng mit dem Viersener Müllmulti Hellmut Trienekens verbunden, war vor und während des Vergabeverfahrens immer dabei. Schließlich wollte Trienekens mit seinem Tochterunternehmen Edelhoff gemeinsam mit der Iserlohner Firma Lobbe in die AMK einsteigen.
Während Steppuhn in der vergangenen Kreistagssitzung lediglich zugab, von Dr. Klaus-Jürgen Haupt einen Duden zu Weihnachten bekommen zu haben, gibt es unter anderem mit der Berlin-Reise tatsächlich noch weitere Zuwendungen in einer ganz anderen finanziellen Dimension. Wann immer es wichtige Dinge wegen der Teilprivatisierung zu besprechen gab, Haupt war dabei.
Steppuhn dementiert die Zahlungen nicht. Tatsächlich sei er an einem Wochenende im Mai '99 in Berlin gewesen. Er habe als damaliger Sozialdezernent des Märkischen Kreises an einer Vortragsveranstaltung teilgenommen. Vor der Anreise in die Bundeshauptstadt habe Frau Haupt telefonisch eine private Einladung ausgesprochen, um den Geburtstag ihres Mannes nachzufeiern. "Diese Einladung haben wir angenommen." Das sei der Staatsanwaltschaft bekannt.
Lüdenscheider Nachrichten, 27.09.2003