Aufgespiesst


Pohritzsch lebt immer noch

Zugegeben, Umweltschützer haben es nicht leicht in Deutschland und in Nordsachsen. Um ihre Daseinsberechtigung immer wieder aufs Neue nachzuweisen, müssen sie mitunter ganz schön weit unter die Gürtellinie gehen. Grundsätzlich ist es natürlich gut, dass es sie gibt. Es darf schließlich nicht jeder machen, was er will. Aber die, die das nicht tun, sollten auch in Ruhe gelassen werden. Sonst kommen schnell Zweifel an der Glaubwürdigkeit und Kompetenz der Naturschützer auf. Denn die zahl- und umfangreichen Gesetze und Verordnungen lassen die Betreiber von Anlagen einen recht aufwändigen Weg bis zur Genehmigung beschreiten. Heißt: Wer in Deutschland oder in Nordsachsen oder beispielsweise in Pohritzsch einen umweltrelevanten Betrieb errichten und betreiben möchte, der muss schon in der Genehmigungsphase Antragsfluten bewältigen und die Umweltverträglichkeit nachweisen. Das setzt sich natürlich mit Inbetriebnahme und Betreiben der Anlage fort. Die Umweltschützer haben eigentlich die Arschkarte gezogen, weil es an solchen Anlagen nichts zu bemängeln geben dürfte. Dafür sorgen das sogenannte Bundes-Immissionsschutzgesetz und der Kontrollmechanismus, die den laufenden Betrieb begleiten. Es ist das deutsche Gesetz zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen und ähnliche Vorgänge. Das Genehmigungsverfahren nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz (Bimsch) ist ein sehr anspruchsvolles Verfahren, weil darin sämtliche Umweltauswirkungen einer Anlage berücksichtigt und gewürdigt werden müssen. Bimsch-Genehmigungen sind sinnbildlich betrachtet Bürokratie pur und zentnerschwer. Kurz: Deutschland dürfte mit die strengsten Umweltauflagen in der ganzen Welt haben. Logisch, dass sich Vereine wie die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und das Saubere Delitzscher Land auf alles stürzen, was angreifbar erscheint. Pohritzsch zeigt, wie konsequent das Saubere Delitzscher Land die DUH ins Spiel bringt. Da wird alles in Frage gestellt, was um die Firma Biotec Verfahrenstechnik herum passiert. Immer und immer wieder muss sich das Unternehmen seit Jahren verantworten, erklären, nachweisen und beweisen. Aber das Biotec-Team ist auch in der Verteidigung spitze. Denn sämtliche Vorwürfe – Lärm, Verkehrsaufkommen, Staub, Boden, wieder Boden, noch mal Staub, wieder Boden und noch mal Boden – konnten bisher entkräftet werden. Glaubwürdig, mit Stempel und Siegel. Als nächstes müssten jetzt irgendwann wieder Lärm- oder Verkehrsbelästigungen den Verein Sauberes Delitzscher Land veranlassen, mit Hilfe der DUH Biotec schließen zu lassen oder zumindest einen weiteren Versuch in diese Richtung zu starten. Vielleicht aber auch wegen Geruchsbelästigungen, das wäre doch mal was Neues. Nach „Umweltskandal“ könnte in der nächsten Pressemitteilung die Überschrift „Umwelt-Katastrophe“ herhalten. Oder Vereinschef Dietmar Mieth zieht mit seinen Leuten auf ein neues Schlachtfeld. Vor dem nächsten Feldzug noch ein Tipp für den Feldherren: In einer Einflugschneise muss mit Flugzeugen gerechnet werden, an einer Bahnlinie mit Zügen, an einer Straße mit Kraftfahrzeugen und neben einer Fabrik mit Lärm, Dreck und Dampf. Bleibt nur noch zu hoffen, dass damit die potenziellen Skandal-und-Katastrophen-Flächen im sauberen Delitzscher Land ein bisschen eingegrenzt sind. Für ein bisschen mehr Frieden.

@f.pfuetze@lvz.de

Leipziger Volkszeitung, Delitzsch-Eilenburg - Leben im Landkreis, Seite 22, 14./15.03.2009


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