Ex-Deponie Spröda ohne heizwertreiche Fraktion

Zwischenlager von Kreiswerken vollständig beräumt

Spröda/Leipzig (dom). Die Kreiswerke Delitzsch (KWD) haben die Beräumung ihres Zwischenlagers für die sogenannte heizwertreiche Fraktion (HWRF) auf dem Gelände der ehemaligen Deponie Spröda abgeschlossen. Darüber informierte jetzt die Landesdirektion Leipzig. Das Unternehmen habe die Behörde hierüber vor einigen Tagen in Kenntnis gesetzt, teilte Direktionssprecher Stefan Barton mit. Es handele sich um die „vollständige Beräumung“ des Lagers für nicht gefährliche Abfälle. Eine durch die Landesdirektion in dieser Woche durchgeführte „Vor-Ort-Kontrolle“ habe diesen Sachverhalt bestätigt, sagte Barton. „Die Fläche war vollständig von Abfällen beräumt. Verschmutzungen durch loses Material wurden nicht festgestellt. Nur noch die als Abdeckmaterial genutzten Erdmassen befanden sich im Bereich des ehemaligen Lagers.“ Die Kreiswerke hätten der Aufsichtsbehörde eine Übersicht „zum Verbleib der ausgelagerten Abfälle“ übergeben. Daraus gehe hervor, dass die mit weißer Folie ummantelten Ballen mit heizwertreicher Fraktion „ausschließlich in dafür zugelassenen Anlagen zur endgültigen Verwertung“ abgegeben wurden.

Mit den „zugelassenen Anlagen“ sind der KWD-Betrieb zur Herstellung des Ersatzbrennstoffes Carbo light im Gewerbegebiet Delitzsch-Südwest und die neue Produktionsanlage für Ersatzbrennstoffe der Kreiswerke in Bernburg (Saale) gemeint. „Eine Verbringung in weitere Zwischenlager erfolgte nicht“, betonte Barton.

Wie berichtet, wurden in Spröda Hunderttausende Tonnen von behandeltem Müll aus der Mechanisch-Biologischen Abfallbehandlungsanlage (MBA) in Cröbern bei Leipzig zwischengelagert. Hintergrund: Der frühere Landkreis Delitzsch und dessen Kreiswerke hatten sich 2002 vertraglich verpflichtet, dem Zweckverband Abfallwirtschaft Westsachsen (ZAW) und dessen Tochterfirma Westsächsische Entsorgungs- und Verwertungsgesellschaft, die die Cröbener Anlage betreibt, 20 Jahre lang Haus- und Gewerbeabfälle zu liefern. Im Gegenzug verpflichteten sich die KWD seinerzeit, jährlich bis zu 120.000 Tonnen heizwertreiche Fraktion für die Produktion von Carbo light abzunehmen. Um diesen öffentlich-rechtlichen Kontrakt jedoch gibt’s gerade Zoff. Zuletzt warf der westsächsische Zweckverband den Kreiswerken Vertragsbruch vor, weil zwischenzeitlich Hausmüll nach Leuna und nicht nach Cröbern geliefert worden sei – und kündigte.

Beobachter sehen darin den Versuch der Stadt und des Landkreises Leipzig, die dem ZAW angehören, den vereinbarten Preis für die Abnahme der HWRF zu drücken. Die mit Delitzsch einst vereinbarte Summe sei mittlerweile fast doppelt so hoch wie der heutige Marktpreis, beklagt beispielsweise Reiner Engelmann, ZAW-Verbandsrat und Leipziger Linke-Stadtrat. Das Ganze koste die Messestadt und den Kreis Leipzig rund 2,3 Millionen Euro zusätzlich im Jahr. In den Müll-Streit hat sich unterdessen die Landesdirektion eingeschaltet. Laut Barton sei das Verfahren noch anhängig. „Wir befinden uns weiter in Verhandlungen.“ Nordsachsens Landrat Michael Czupalla (CDU) sprach sich kürzlich im Interview mit der Kreiszeitung einmal mehr für ein gemeinsames Abfallwirtschaftskonzept für den gesamten Regierungsbezirk Leipzig aus.

Leipziger Volkszeitung, DELITZSCH LOKALES, Seite 15, 09.01.2009


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