Biokraftwerk geht wieder ans Netz

Nach Havarie im Oktober 2007: Gutachter im Einsatz, Reparaturbeginn und Start in acht Wochen

Von Ditmar Wohlgemuth

Delitzsch. Die Zeit des Stillstandes ist absehbar vorbei. Dirk Umbach kündigte auf Anfrage dieser Zeitung an, dass das Biokraftwerk Delitzsch (BKD) in der Fabrikstraße in Delitzsch im November dieses Jahres den ersten Kessel zur Dampferzeugung und Stromgewinnung wieder hochfährt. Der BKD-Geschäftsführer geht zudem davon aus, die volle Leistung aller drei Kessel im März 2009 zu erreichen. Ein Kabelbrand im Oktober 2007 hatte das Werk außer Betrieb gesetzt. Seitdem war es nicht wieder ans Netz gegangen.

Zunächst hatte es bei der Havarie so ausgesehen, als wäre der dadurch entstandene Schaden nicht „so erheblich“ gewesen, hieß es von der Werkleitung. Der damalige Feuerwehreinsatz habe deshalb auch nur sehr kurz gedauert. Im Nachhinein stellte sich aber heraus, dass das Feuer auch auf das Prozessleitsystem übergegriffen und Folgeschäden verursacht hatte. Das konnte bei den Untersuchungen kurz nach dem Brandereignis noch nicht festgestellt werden.

Wir waren und sind natürlich für solche Fälle versichert. Die Auseinandersetzung mit dem Versicherer hat dann aber doch gut fünf Monate gedauert“, erklärte Umbach. Gutachter beider Seiten, des Versicherers und des BKD, waren mehrfach im Einsatz, um zu klären, welcher Schadenumfang tatsächlich abgesichert ist. Natürlich habe es dabei unterschiedliche Auffassungen geben, machte Umbach deutlich. Im Mai wäre man sich letztlich einig geworden. Zudem war zu klären, welche Elemente des BKD ursächlich durch den Brand in Mitleidenschaft gezogen wurden und welche Teile definitiv auszuwechseln sind. Der Technische Überwachungsverein (TÜV) Süd ist die Kontrollinstitution für das BKD. „Jetzt liegt uns vor, welche Teile instand gesetzt werden müssen, damit wir wieder die Betriebsgenehmigung erhalten“, so der Geschäftsführer. Der TÜV hatte unter anderem festgestellt, dass dampfführende Stahlleitungen im Heizkessel durch die Havarie kurzzeitig einer enormen Hitzebelastung von etwa 1000 Grad Celsius ausgesetzt waren. Eine Sicherheitsschaltung hatte die Zufuhr von Wasser gestoppt und somit auch die Kühlung der Rohre unterbrochen. Dieser Folgeschaden war zunächst nicht berücksichtigt worden. Seitdem das aber alles bekannt ist, wäre es erst möglich gewesen, mit den Reparaturen zu beginnen. Die Aufträge wurden bereits ausgelöst. Die einzelnen BKD-Mitarbeiter würden zeitweilig bei den ausführenden Firmen untergebracht, um die Reparaturen zu unterstützen. Der Austausch der Rohre im Kessel ist seit Juni im Gange. Beim Ausblasen der Leitung vor der Inbetriebnahme werde es kurzzeitig zu einer Lärmbelastung für die Anwohner kommen, kündigte Umbach an und bat schon jetzt um Verständnis. Dieser Vorgang sei nötig, um die Rohre frei von Schmutz zu machen, eher der Dampf auf die Turbine trifft und einen Generator antreibt. Ansonsten hätte die Belegschaft des BKD den Stillstand des Werkes mit Resturlaub, aufgelaufenen Überstunden, Schulungsmaßnahmen und seit Januar vor allem mit Kurzarbeit überbrückt. Die Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit lobte Umbach in diesem Zusammenhang. Die Verluste durch den Stillstand des Betriebes habe zum Teil eine Versicherung übernommen.

Im November soll der erste Kessel wieder Feuer bekommen, im Dezember der zweite und der dritte schließlich im März. Dann könnten wieder 20 Megawatt Strom pro Stunde ins Netz eingespeist werden. Dies entspricht etwa dem Verbrauch der Stadt Delitzsch. Das BKD gibt es seit 2003. Es verbrennt unbehandeltes und minderbelastetes Holz, erzeugt dadurch Dampf und verstromt ihn.

Leipziger Volkszeitung, Delitzsch, LOKALES, Seite 20, 04.09.2008


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