In weiße Folie gewickelt, kommen die Ballen aus Cröbern bei Leipzig
auf die Deponie Spröda, um hier zwischengelagert zu werden.
Aufbereitet, werden die Abfälle später Kraftwerken zur Energiegewinnung angeboten.

Präventiv gegen Schaben und Feuer

Kreiswerke informieren in Spröda, treffen aber auf wenig Interesse

Von DITMAR WOHLGEMUTH

Spröda. Der stellvertretende Geschäftsführer der Kreiswerke Delitzsch (KWD), Volker Kunze, versuchte es den Sprödaern Mittwochabend volkstümlich zu erklären: „Wer früher Schrott entsorgen wollte, musste bezahlen. Heute bekommt er Geld dafür. Eine Sache von Angebot und Nachfrage.“ Stahl werde heute gebraucht, die heizwertreichen Fraktionen im Moment noch nicht, zumindest nicht in den Massen, wie sie anfallen. Bis 2010 müssten sie deshalb zwischengelagert werden. Bis zu diesem Zeitpunkt werden deutschlandweit 20 Kraftwerke errichtet, die diese Fraktionen verarbeiten können.

Ulf Bechstein (links) und Volker Kunze, beide von der KWD-Geschäftsleitung, erläuterten beispielsweise, wie einem Schädlingsbefall des Zwischenlagers vorgebeugt wird.

Warum Zwischenlager errichtetet werden müssen, leuchtete den wenigen, zur Ortschaftsratsitzung von Spröda erschienenen Bürgern schon ein. Viel mehr interessierte sie, welche Gefahr von den in nur 500 Metern Entfernung vom Ortsteil Poßdorf gelagerten weißen Ballen ausgeht. „Wird etwas gegen Schaben getan“, wollte Roland Höppner wissen. Seit den Vorfällen im Mischkunststoffe-Lager im ehemaligen Delitzscher Ziehwerk (wir berichteten) reagieren die Sprödaer und Poßdorfer sehr sensibel auf das, was in ihrer Nähe passiert, bemerkte Ortsvorsteher Dietmar Mieth.

Die 24 mal mit geprüfter Folie umwickelten Ballen böten den Schädlingen kein ideales Umfeld, habe sich Kunze von den „Käferfritzen“, wie er die Schädlingsbekämpfer im Spaß nennt, erklären lassen. Wärme und Feuchtigkeit fehlen hier. „Aller drei Wochen kontrolliert ein Schädlingsbekämpfer das Lager und wertet das Monitoring aus“, teilte Ulf Bechstein von den KWD mit. Köder und Fallen könnten erst aufgestellt werden, wenn bekannt ist, welche Schädlinge auftreten.

Erfahrungen und Gutachten

Neuland betreten die Kreiswerke mit dem Anlegen eines solchen Lagers nicht. In Skandinavien würden sie seit zehn Jahren verwendet. „Es gibt Erfahrungen und zahlreiche Gutachten“, sagte Kunze. Selbstentzündungen der Ballen, die bis in eine Höhe von sieben Metern in kompakter Bauweise aufeinander gestapelt werden, ist danach „äußerst unwahrscheinlich“. Die Temperatur im Inneren der Ballen steige zwar leicht in den ersten zehn Tagen, doch danach gleicht sie sich der Umgebung an. Der Sauerstoffgehalt fällt nach drei Tagen auf null Prozent. Methan (auch als Sumpfgas bekannt) bleibe bei einem Prozent. Gefährliche Konzentrationen würden erst bei 15 Prozent entstehen.

Erde ist Löschmittel

Ob in das Löschkonzept die örtliche Feuerwehr eingebunden ist, fragte Mieth nach. Sollte es wider Erwarten zu einem Brand kommen, „wird ausschließlich mit mineralischen Stoffen gelöscht“, so Böhmer. 600 Kubikmeter Erde liegen bereit, um das Feuer zu ersticken. „Bei einem Versuch, einen Ballen mit einem Brenner anzuzünden, gingen die Flammen rasch von selbst wieder aus“, versuchte Kunze die Leute zusätzlich beruhigen.

Nicht beruhigen wollte sich Höppner, der sich über das mangelnde Interesse seiner Mitbürger beklagte. „Die kommen erst, wenn was passiert ist. Das ist nicht normal.

Heinz Böhmer, Chef der Kreiswerke Delitzsch GmbH, stellte sich den Fragen der wenigen Sprödaer Einwohner.



Fotos: Ditmar Wohlgemuth

LVZ, Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung, Seite 4, 01.09.2006


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