Kreiswerkechef will sich mit Alba einigen

Delitzsch (awe). Der Berliner Recycling-Konzern Alba klagt gegen die Kreiswerke Delitzsch (KWD) wegen Kündigung eines Vertrages durch die KWD. Alba pocht auf die Erfüllung eines Kontraktes, der ein Geschäftsvolumen von 5,1 Millionen Euro umfasst. Alba muss jährlich 51.000 Tonnen Mischkunststoffe, Sortierreste sowie Altteppiche an die KWD abgeben, die ein Entgelt kassieren und Ersatzbrennmaterial produzieren. Laut KWD-Chef Heinz Böhmer habe Alba 2005 „umgerechnet nur knapp die Hälfte der Menge“ sowie „nicht immer innerhalb der Qualitätsparameter“ geliefert. Alba will nun die Abnahme der Kunststoffe in den Jahren 2006/2007 (Umsatz vier Millionen Euro) juristisch erzwingen. Böhmer sagte, er halte eine außergerichtliche Einigung für möglich.

Leipziger Volkszeitung, Titelseite, 29.07.2006


Recycling-Riese Alba klagt gegen die Kreiswerke

Streit um Vertrag / RP genehmigt Lager Spröda

Von ALEXANDER WEISE

Kreisgebiet. Der Berliner Recycling-Konzern Alba zieht gegen die Kreiswerke Delitzsch (KWD) vor Gericht. Grund ist die Kündigung eines Vertrages durch die KWD. Der Branchenriese hat Klage beim Berliner Landgericht eingereicht. Laut Alba-Pressesprecher Axel Bahr verlangen die Alba-Anwälte die Erfüllung des bis zum 31. Dezember 2007 dauernden Kontraktes, der ein Geschäftsvolumen von 5,1 Millionen Euro umfasst. Andernfalls drohen sie mit Schadenersatzforderungen.

Laut des am 1. Juni 2005 beginnenden Vertrages muss Alba jährlich 51.000 Tonnen Mischkunststoffe, Sortierreste sowie Altteppiche an die KWD abgeben, die dafür ein Entgelt kassieren und den Abfall zu Ersatzbrennmaterial verarbeiten. „2005 konnte Alba nur knapp die Hälfte der Menge bringen. Auch die Qualitätsparameter stimmten nicht immer“, sagte Kreiswerke-Chef Heinz Böhmer am Freitag. Zudem seien wegen der veränderten Marktlage Preisanpassungen nach oben nötig gewesen. Das hätten Wirtschaftsprüfer den KWD bestätigt. „Nach mehreren Gesprächen haben wir gekündigt“, so Böhmer. Betroffen ist auch die Alba-Tochter Sero Leipzig GmbH.

Die Berliner wollen die Abnahme der Lieferungen in den Jahren 2006/2007 (Umsatz vier Millionen Euro) juristisch erzwingen. Kommt es zum Prozess, rechnet Böhmer nicht mit einer Niederlage oder Schadenersatzverpflichtungen. „Aus unserer Sicht hat Alba den Vertrag und unsere Anpassungsbegehren nicht erfüllt. Wir fühlen uns auf der sicheren Seite“. Er halte eine außergerichtliche Einigung für möglich. Berlins Gerichtssprecherin Katrin-Elena Schönberg dazu: „Die Klage ist eingegangen. Einen Termin für ein Verfahren gibt es noch nicht.

Unterdessen hat das Leipziger Regierungspräsidium (RP) den vorzeitigen Baubeginn für das geplante Zwischenlager der Kreiswerke in Spröda genehmigt. Dort können heizwertreiche Reste für die Brennstoffproduktion aufbewahrt werden. Bis das RP endgültig grünes Licht gibt, weichen die KWD nach Brandenburg aus und lagern dort die Rohstoffe ein.

LVZ, Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung, Titelseite, 29.07.2006



GUTEN MORGEN


TASI“ - Vier Buchstaben, Große Wirkung. Seit die neue Verordnung zur „TECHNISCHEN ANLEITUNG von SIEDLUNGSABFALL“ im Juni 2005 in Kraft getreten ist, und Müll nicht mehr endlos in den Himmel aufgetürmt werden darf, tobt auf dem Abfallmarkt ein heftiger (Verdrängungs-)Wettbewerb. Vor allem ums lukrative Geschäft mit energiehaltigen Resten. Die Preise für daraus gewonnene Ersatzbrennstroffe purzeln, weil zu viel Müll auf dem Markt liegt, das Angebot die Nachfrage übersteigt. Langfristige Verträge entpuppen sich plötzlich als Kostengräber. Nun geraten die Delitzscher Kreiswerke (KWD) unter Druck. Mit dem ALBA-Konzern wetzt ein Branchenprimus die Messer. Die Berliner schicken ihre Anwalts-Phlanx ins Feld, um vom David aus Delitzsch die Einhaltung des Kontraktes juristisch zu erzwingen. Doch der Kreiswerke-Chef Böhmer, dem die Klage bislang nicht mal schriftlich zugegangen ist, bleibt ruhig. Er pocht auf Vertragsinhalte und Qualitätsdefizite. Für die Zukunft der Kreiswerke und des neuen Zwischenlagers in Spröda ist es wichtig, dass er mit seiner Gelassenheit recht behält.

Ihr ALEXANDER WEISE

LVZ, Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung, Titelseite, 29.07.2006


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